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Alt 19.02.2012, 14:44
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Cee Cee ist offline
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Standard AW: 3 jahr nach der kastration....wut im bauch

Liebe Mitstreiterinnen,

ich muss jetzt auch mal meinen Senf dazu geben und meinem Ärger etwas Platz machen. ABER ich spreche niemanden persönlich und kritisiere auch nicht die individuelle Umgehensweise mit diesem Thema.

Aber ich denke etwas anders darüber. Mein Leben bestand immer darin, viel Kraft aufzuwenden, ob im Job oder Privat - ich war sicher öfter an meinen Grenzen, als ich es mir eingestehen will. Hier will ich auch sicher nicht darüber berichten, dass ich es als "Geschenk" empfinde, denn mein Leben hat sich "so verändert" und ich "mache vieles anders", seitdem ich erkrankt bin. Eine Lobeshymne auf den Krebs wird diese hier sicher nicht. ABER ich bin dankbar!!! Nicht dem Krebs, nicht diesem schweren Schicksal, was ich mit so vielen Menschen teile. Aber ich bin DANKBAR, dass diese Krise in meinem Leben viele Veränderungen bewirkt hat, die ich sonst vielleicht nicht mitgemacht hätte...

Nein, nichts ist mehr wie vorher. Es ist anders. Auch ich hadere hin und wieder, erwische mich bei dem Gedanken, wie das alles noch vor 4 Jahren war. Habe wie Ihr ein richtig blödes Bauchgefühl, wenn es an die Nachsorgetermine geht. Auch meine Sexualität hat sich verändert, habe nicht mehr so große Lust und soooo häufig muss es auch nicht sein - allerdings habe ich einen tollen verständigen Partner, der da keinen Druck aufbaut. Und dass ich so wenig Lust auf ihn habe, macht mich auch an der einen oder anderen Stelle traurig, denn es liegt nicht ansatzweise an unserer Sexualität, sondern an meinem durch die Wechseljahre ausgelösten Libidoverlust. Trotz Hormonpflaster hat sich da was verändert. Und ich habe keine Schmerzen beim Verkehr

Ich bin körperlich nicht mehr so leistungsfähig, mir schmerzt auch immer mal der Rücken und/oder das Becken. Aber ich nehme es an; das Narbengewebe im Bauch kann ich nicht wegzaubern, also muss ich damit leben. Mein Darm st viel empfindlicher geworden und ich reagiere auch unterschiedlich in der Verdauung. Ich brauche mehr Pausen und Ruhe.

Aber ich lebe - und das sehr gut. Und hoffentlich noch sehr lange. Ich arbeite und habe mein "normales Leben" wieder - wenn auch nichts mehr so richtig normal war nach der Diagnose, aber es hat sich wieder auf ein Maß eingependelt, mit dem ich sehr glücklich lebe. Natürlich kann ich meinem alten Leben hinterherjaulen, aber das ändert NICHTS an meinem jetzigen Sein.

Der Begriff Kastration in diesem Zusammenhang macht mich wütend. Weil es, zumindest für mich, nicht ansatzweise den Kern der Sache trifft. Eine Kastration ist eine mutwillig herbeigeführte Unfruchtbarkeit. Ich glaube kaum, dass einer meiner Ärzte das durchgeführt hätte, wenn es nicht um mein Leben gegangen wäre... Von mutwillig kann also keine Rede sein, sondern eher von einer hoffentlich lebensrettenden Maßnahme. Alles, was man mir an Therapien gegeben hat, wurde mir nicht "angetan", sondern man hat versucht alles zu tun, um mich zu retten. Bislang geht die Rechnung der Ärzte auf Ich persönlich kann nicht wütend darüber sein, dass man mir nun schon fast 4 Jahre Überleben geschenkt hat. Andere Frauen hier mussten lange vor uns gehen... Ich kann meine Energie natürlich darauf verwenden, wütend zu sein über meinen Zustand - aber ich kann diese Energie auch positiv umwandeln und glücklich sein über alles, was ich mir zurück erobere oder gänzlich anders mache. Unsere Zeit ist begrenzt; älter als 115 Jahre werden wir wohl nicht Da macht es doch mehr Sinn, sich an Dingen zu freuen, als traurig zu sein. Ich konnte keine Kinder mehr bekommen. Aber ich möchte auch nicht tauschen mit Frauen, die Kinder haben und sich Gedanken darüber machen müssen, ob sie vor ihren Kindern diese Welt verlassen müssen. Krebs ist einfach Scheixxe - aber welche Wahl hat man, als die Dinge so anzunehmen, wie sie kommen?

Die Frau, die ich vor 5 Jahren war, gibt es nicht mehr. Wer weiss, wozu es gut ist Aber ich kann sagen, dass ich in meinem neuen Leben mittlerweile gut angekommen und sehr glücklich bin.

Das wünsche ich den Frauen, die damit noch stark kämpfen müssen, ebenso.
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Liebe Grüße

Cee


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