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Alt 29.04.2008, 14:07
Thessa76 Thessa76 ist offline
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Standard AW: Unverständnis und Fragen....Adeno T4N3M0

Guten Tag Ihr Lieben

Nachdem ich mich nun länger nicht gemeldet habe (was nicht heisst, dass ich nicht gelesen habe), heute mal wieder ein kurzer Bericht.

Was ist in der Zwischenzeit passiert? Meine Mutter befindet sich jetzt im 2. Kurs der Chemo, das machen die Ärzte bei ihr so, dass sie in einer Woche für eine Nacht ins KH geht und das Gift langsam durchläuft. Eine Woche später geht sie für einen halben Tag ambulant ins KH, danach ist eine Woche Pause und dann gehts wieder von vorne los.
Letzten Do war also der 2. stationäre Aufenthalt. Man hat sie vorher untersucht, die Lunge geröntgt.

Nach dem 1. Kurs ging es ihr gut, anschliessend täglich besser bis hin zu: es geht ihr richtig gut. Mir stand ein neuer Mensch gegenüber. Keine Luftnot mehr, kein Husten, sie selbst sagte, sie kann den Lymphknoten nicht mehr spüren, der sich am Hals supraklavikulär (langsam werde ich ein halber Mediziner) tischtennisballgross bemerkbar machte.

Dann also letzter Donnerstag, Ankommen im KH: Besprechung mit der Ärztin, die mehr als erstaunt ist. Mit sowas hat sie nie im Leben gerechnet. Die Atelektase ist fast vollständig zurückgegangen, man kann beim Abhören keine Rasselgeräusche (Stridor) mehr hören.
Mama nimmt ausser der Chemotherapie nicht ein einziges Medikament zu sich, das müsste doch bedeuten, dass sich auch der Tumor verändert hat, richtig?
Irgendein Döspaddel im KH hat dann die ersten Röntgenbilder von vor 5 Wochen an den Hausarzt zurückgeschickt, das heisst ein definitiv optischer Vergleich der beiden Bilder ist nicht möglich gewesen, die Ärztin sagte aber auch, dass würde sie gar nicht vergleichen müssen. Der Unterschied nach 1 Kurs ist immens.
Das waren Glücksgefühle, kann ich Euch sagen. Hui. Musste erstmal Prickelwasser zu mir nehmen und hatte einen Tag später einen ganz schlimm schweren Kopf.
Egal, mache ich gerne wieder bei der nächsten guten Nachricht.

Meine Mutter räumt auch im zwischenmenschlichen Bereich richtig auf, sie gefällt mir gut. Nein, sogar noch besser als gut. Ich bin so froh, dass ich sie hab, die ganze Familie kämpft mit, das ist toll und ein ganz neues Gefühl.

So machen wir jetzt einfach mal weiter, habe ich beschlossen.
Gestern kam dann eine nicht so schöne Nachricht, ich habe mit ihr gesprochen und sie war ganz verzweifelt, denn: jetzt gehen die Haare aus. Sie bekommt Carboplatin/ Vinorelbin. Gibt es da Erfahrungswerte? Die Ärzte sagen, die Haare werden nicht komplett ausgehen. Wobei: was sind Haare gegen ein wirkendes Medikament. Das sehen wir aber alle gleich.

Ehe ich jetzt Romane tippe: Das wars mal wieder.
Sicher haben uns die letzten Wochen komplett verändert. Aber, so fair will ich sein, nicht nur in negativer Hinsicht. Es ist auch viel schönes passiert. Und man findet plötzlich zurück zu Dingen, Texten, Musik und vor allem Menschen, die auch mich ganz schnell zum "heulenden Elend" machen. Weil es gut tut. Und weil mir so klar geworden ist, wie schnell man dazu neigt, sein Leben sehr unbewusst zu leben. Das hat sich geändert. Und das ist eine Sache, über die ich mich freue.

Euch einen schönen Tag und herzliche Grüsse von mir.

Thessa
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