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Alt 06.04.2005, 15:41
Gast
 
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Standard Pflegende Angehörige

Liebe Natascha, meine Mama hat noch Pflegestufe 1, sie kann noch alleine aus dem Bett und ins Bad. Darum lebt sie auch alleine, in einer barrierefreien Wohnung, aber ich bin jeden Tag bei ihr, pflege sie, versorge sie, mach den Haushalt, und erledige alles, was nötig ist.
Noch geht das, alles was ich zur Pflege brauche hab ich da, vom Bett angefangen etc. Und neuerdings kommt die Sozialstation zum Baden etc.. Die machen das toll, sind so liebevoll und meine Mama hat keine Angst wie bei mir (nach dem Motto sie kommt nicht mehr aus der Wanne trotz Hilfe usw.)
Hab anfangs gedacht, ich werd verrückt, wenn ich heimgehe (hab auch Familie und Kinder) aber da hat sie mich beruhigt. Erstens ist sie durch eine Gewichtsabnahme von 37 Kilo in den 3 Jahren nur noch ein kleiner Spatz und dementsprechend schwach und immer müde und verbringt 80% des Tages im Bett und schläft - und dann will sie ihre Ruhe, alles strengt sie an, selbst Telefonate. Das Funktelefon liegt immer neben dem Bett. Aus der Situation mit ihrer Mutter weiß sie eben, wie das ist mit dem Pflegen. Sie verhält sich in ihrem Alter einfach toll und vernünftig, nicht alt und stur. Ich weiß, sie macht sich manchmal Vorwürfe, weil ich so angebunden bin durch das alles, aber wenn ich nachdenke, das sie immer für mich da war, so kann ich das auch. Allerdings geht das massiv an die Substanz.
Letztes Jahr bin ich irgendwie zusammengeklappt, ständig krank (und immer noch hingelatscht auf allen Vieren) und seitdem dauerhaft Probleme mit dem Rücken und dem Verdauungssystem und - leider - sehr dünnhäutig. Meine Fluchtmöglichkeit ist mein Pop- und Jazzchor 1 x die Woche. den brauch ich, sonst ginge ich ein. Urlaub 14 Tage, mehr nicht.Und hab gute Freundinnen die mir zuhören. Ich denke, meine Familie ist nach den 3 jahren auch irgendwie abgestumpft nach dem Motto: alles Routine. Aber in mich reinsehn kann keiner. Knirsche nachts mit den Zähnen und bin immer total erschöpft, hab ne Autoimmunerkranknung der Schilddrüse u. die macht auch nach 14 Jahren oft fertig. Man beißt sich durch, auch wenn man selber mal Ruhe bräuchte. Wie es so schön heißt, das Leben geht weiter -egal wie. Die Leiterin der Pflegestation sagte, machmal bekommt man Patienten an die häusliche Pflege ran, indem die Sozialstation nur für 1 Sache kommt (z.B. Baden mit allem drum und dran). Meist stellen die Leute dann fest, das das nicht schlimm, sondern angenehm ist. So kann man dann vorbereiten auf weiteren erforderlichen Pflegeeinsatz. Wir machen das so, denn wenn meine Mama noch mehr abnimmt, kommt sie nicht mehr aus dem Bett u. ich darf nicht schwer heben. dann brauchen wir Profis. Das haben wir zwei baer schon lange besprochen u. es ist kein Problem für sie - wie gesagt, sie hat ihre eigenen negativen Erfahrungen. Ich denke, auf diese Weise können wir unsere restliche gemeinsame Zeit gut verbringen. Es ist schwer mit deinen Eltern. Hat deine Mama realisiert, wie es um sie steht? Sie hat Angst, oder? Hat sie evtl nen Horror vor Kliniken nach all dem und bringt die häusliche Pflge damit in Verbindung? Das wäre eine Erklärung für mich....
Das mit dem "anders" sein kenn ich. Das passiert, wenn man überfordert ist. Man will das ja gar nicht, Man ist auch nur ein Mensch. Mach dir keinen Kopf deswegen. Ich glaube deine Eltern wissen das auch. tut dein Bruder auch irgendwas in der Pflege? Du schreibst er ist 16 (meine Kinder sind auch fast 16 und fast 18). Bezieht ihn mit ein, die Pubertät ist kein Schutzschild....aber nicht einfach, geb ich ja zu....ich würde dir so gerne weiterhelfen........alles Liebe Beate
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