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Alt 17.10.2014, 20:38
Menimane Menimane ist offline
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Standard AW: BSDK - Acht Monate später geht es mir sehr gut

Hallo KesGa,

danke für Deine Antwort.
Ja, ich weiß, dass jeder Krebs anders ist und dass es Menschen gibt, die nicht mehr operiert werden können.
Es ist mir ja auch bewußt, dass er bei mir wieder kommen kann. - Ich kenne die Studien und Statistiken, will aber dafür kämpfen, dass ich bei den 8 % 5-Jahres-Überlebenden bin.

Und ich hatte in der ganzen Zeit auch Tage, an denen es mir sehr schlecht ging - gerade direkt nach der OP, als ich mich kaum bewegen konnte oder als die Schmerzpumpe ausgestellt wurde und ich in einen kalten Entzug geriet, bei dem mir niemand half. (In der Schmerzpumpe wird ein synthetisches Morphin benutzt, wie mir ein KH-Mitarbeiter bestätigte. Den kalten Entzug haben alle bis auf einen Pfleger geleugnet.)

Oder als ich ein paar Wochen später mit extremen Schmerzen im Unterbauch als Notfall eingeliefert wurde, 3 Tage lang alle zwei Stunden Galle erbrach und einfach nur litt. Meine Verdauung war damals noch nicht richtig in Gang gekommen, ich hatte was "Falsches" gegessen und noch keine Enzyme verschrieben bekommen. Die Ärzte schwankten zwischen "Darmverschluss" (laut bildgebenden Verfahren) und "kein Darmverschluss, der Bauch ist weich". Es war kein Darmverschluss, höchstens der Beginn davon und hat von selbst aufgehört. - Ich wusste, dass ich was "Falsches" gegessen hatte und dass das vorbei geht- auch wenn mir niemand glauben wollte; O-Ton: "Das liegt an ihrer Krankheit, das ist häufig. Die Leute bekommen dann Stens" (ähm, mein Krebs ist wegoperiert und es war 'ne Linksresektion also nicht "das Übliche"). Daraus habe ich die Kraft genommen, das hinzunehmen und den Mut nicht zu verlieren. - Es ging vorbei. Und auch während diesen Tagen gab es schmerzfreie Stunden, die ich dann besonders wahrgenommen und geschätzt habe. (Ach ja, interessant war auch, dass ich nach den 3 Tagen - sorry - Kotzen auch einen extremen Kaliummangel hatte und ich von einer Ärztin höre, das liege am Krebs (der zu der Zeit aber schon sicher entfernt war). Drei Tage übergeben und keine Nahrung hat den Kaliummangel ausgelöst - nicht der nicht mehr vorhandene Krebs.)
Wieder daheim habe ich mit gekochtem Haferbrei (mit Honig und Rosinen - lecker! - Ist unser Standardfrühstück im Mittelalterlager seit vielen Jahren - erkaltet auch als Wurfgeschoss zu verwenden ), Stampfkartoffeln (wegen dem Kalium) und Joghurt mit einem Kostaufbau angefangen und da ich jetzt endlich auch Enzyme verschrieben bekommen habe, hat sich nach und nach alles eingespielt.
Jetzt esse ich alles ohne Probleme. Was wäre ein Döner ohne Krautsalat oder die Indische Küche ohne Linsencurrys? )

Ich habe gelernt, dass es wichtig ist, sich nicht in der Krankheit zu verlieren und nicht zuzulassen, dass sie das gesamte Leben bestimmt.
An dem blöden lateinischen Spruch: "Carpe diem" (Nutze den Tag) ist sehr viel dran. Ich denke so: Schau dir genau an, wie es dir jetzt gerade geht und wenn es OK ist, mache was, was dir Spass macht oder genieße zumindest, dass es OK ist.

Mein Papa ist vor knapp einem Jahr an Krebs gestorben - nur zwei Monate bevor das mit meiner Sache losging. Ich habe ihn Ende Oktober letzten Jahres noch einmal zuhause besucht - kurz nachdem er die Diagnose bekommen hatte, dass er außer dem seit Jahren bekannten Prostatakrebs auch einen Lungenkrebs hat, der im Körper metastasiert hat. (Mein Papa hat nie geraucht.) Ich finde es bis heute einfach nur schade und sehr, sehr traurig, dass mein Papa bei meinem Besuch vor allem geweint hat, anstatt sich darüber zu freuen, dass ich da bin und wir Zeit miteinander verbringen können. (Ich wohne ca. 130 km von meinem Herkunftsort entfernt, das mit öffentlichen Verkehrsmitteln kaum zu erreichen ist und ich habe kein Auto. Daher sind meine Besuche bei meinen Eltern eher selten.)

Zwei Wochen später habe ich zuletzt mit meinem Papa telefoniert. Da war er schon in der Palliativstation - ich habe ihn drei Tage später besucht. Er konnte nicht mehr reden. Und zwei Tage später war er tot. - Ich finde es soooo schade, dass er bei meinen letzten Besuch zuhause vor allem Trauer empfand und wir uns nicht richtig freuen konnten, dass wir alle (noch) am Leben sind und uns haben.

Daher ist mein Ansatz: Nutze den Tag! Schau, was heute Gutes geschieht, tue etwas, was gut und richtig ist und freue Dich daran. Morgen kann es anders sein, aber Morgen ist noch nicht da. (Man kann morgen auch von einem Auto überfahren werden - ohne dass man ein Schalentierprogramm hat.)

Liebe Grüße
Bärbel

Geändert von gitti2002 (22.10.2014 um 20:03 Uhr) Grund: youtube Link
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