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Alt 27.03.2005, 20:25
Gast
 
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Standard Nicht nichts ohne dich, aber nicht dasselbe.......

Danke für Deinen Brief.

Wie Du, habe ich mir in diesen Tagen auch Gedanken über die Bedeutung von Ostern gemacht. Ich bin, nicht durch meine Eltern, aber durch die Schule und das Umfeld katholisch - ich sage am besten - geprägt. Ich bin vor vielen Jahren aus der Kirche ausgetreten und aus der Distanz heraus kann ich nun mehr mit der Symbolik, den Ritualen, anfangen als vorher. Mir wurde erst vor kurzem bewußt, daß für mich die Bedeutung des Karfreitags mehr Raum einnimmt, als die Auferstehung. Leider, oder vielleicht konsequenterweise ist es so, daß auch meine Karfreitage schwerer wiegen, als meine Auferstehungen. Aber ich denke, daß diese Erkenntnis auch ein Schritt ist.

Du fragst, wie es mit den Trauerwolken Jahre später ist. Auf den Punkt gebracht kann ich sagen, der Faktor Zeit ist das einzige was die Trauer mildert. In Deinen Beiträgen hast du Deine Mama zitiert, die sagte .....das ist halt so ,..... das paßt schon so.... Das haben meine Eltern beide auch so gesagt.Im ersten Jahr nach Mamas Tod empfand ich meine Trauer wie ein wildes Tier, das mich von der Seite anspringt, ohne Vorwarnung, von einer Sekunde auf die andere. Und im Laufe der Zeit sagte ich mir auch, ..das ist halt so, das muß ich einfach aushalten. Und nach dem fünfzigsten Mal hatte ich die Erfahrung, daß das kommt, aber auch geht.
Wenn ich bis in die letzte Pore angefüllt bin mit Traurigkeit, es vor Sehnsucht kaum aushalte, dann ist das jetzt so, aber morgen vielleicht nicht mehr. Und umgekehrt genauso.

Im Laufe der doch langen Zeit ist es mir gelungen daß die Dankbarkeit für das was war stärker ist als der Schmerz über das Verlorene. Man weiß nicht was kommt, aber das was ich mit und an meinen Eltern, vor allem an meiner Mama hatte, ist nicht ersetzbar.

Als ich - sicher ein Jahr nach Mamas Tod wieder einmal schrecklich weinte, mußte ich ins Badezimmer und da sah ich mein Gesicht im Spiegel. Ich war erstaunt. Das war das Gesicht, das plärrende Gesicht eines Kindes. Ich meine an sich sehe ich in meinem Alter anders aus wenn ich weine.

Einmal habe ich einen Fernsehbericht über Trauernde gesehen. Darunter war ein achtjähriges Kind, das um seine verstorbene Oma trauerte. Sie fand sehr gute Worte. Dann erzählten alle - Alte und Junge - was ihnen hilft bei der Trauer.Das kleine Mädchen sagte, manchmal wenns ganz fest weh tut, dann denk ich schnell an etwas anderes, z.B. an Erdbeeren mit Sahne. Solche Aussagen helfen mir oft mehr als ein kluges Buch. Ich dachte dann, ich kann meiner Trauer immer nachgeben,aber ich kann auch die Erdbeeren suchen. Ich habe auch die Möglichkeit der Wahl und das hat nichts mit Verdrängung zu tun.

Entschuldige bitte, ich muß jetzt etwas abrupt aufhören.
Liebe Andrea ich schreib Dir auch noch.
Einen schönen Ostermontag
Liebe Grüße
Briele