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Alt 04.01.2004, 18:41
Gast
 
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Standard Was ist los mit mir?

Hallo Mandy,

ich bin auch Angehörige und ich finde es sehr mutig dass Du Dich traust Deine negativen Empfindungen hier so offen zu äussern.

Ich kann vieles davon nachempfinden und ich bin sicher es gibt noch andere Menschen die ähnlich empfinden oder empfunden haben aber sich nicht trauen es zu äussern. Ich denke ganz entscheidend dabei ist das Verhältnis das man schon vorher zu dem Betroffenen hatte. Bei mir ist es mein Vater mit dem ich jahrelang mehr so eine Art "Nicht-Verhältnis" hatte und als ich dann wenige Tage nach seiner ersten schweren OP ins KH kam konnte ich damit auch überhaupt nicht umgehen, ich empfand auch Ekel und Fremdheit und Wut.... Inzwischen sind fast 2 Jahre vergangen (es geht ihm recht gut) und unser Verhältnis hat sich durch die Krankheit verändert und verbessert...

Etwa 1/2 Jahr nach der ersten OP bestand Verdacht auf weitere Metastasen und damals habe ich ihm geholfen zu recherchieren und darüber sind wir uns zunächst näher gekommen. Ganz entscheidend für mich war aber auch meine eigene Entwicklung (ich mache eine Verhaltenstherapie aber das ist eine andere Geschichte ....), ich habe gelernt ihn so zu akzeptieren wie er ist und bin nicht mehr böse auf ihn wegen der Dinge die ich ihm früher noch vorgeworfen habe (das waren allerdings immer unausgesprochene Vorwürfe). Wenn mein Vater jetzt noch einmal ins KH müsste bin ich sicher dass ich damit ganz anders umgehen würde weil nicht mehr so viel Fremdheit und Wut zwischen uns steht. Ich meine schwer ist es immer aber fast unmöglich wird es erst wenn so viele Dinge dazwischen stehen.

Was ich sagen will: ich denke zwischen Dir und Deiner Mutter gibt es offenbar Konflikte die es Dir so schwer machen mitfühlender zu sein und auch dieses im KH so offensichtlich werdende Körperlichkeit (Gerüche usw.) zu ertragen.... vielleicht kannst Du einen Weg finden Dich mit diesen Konflikten auseinander zu setzen und so Deiner Mutter näher zu kommen. Und wenn es garnicht anders geht: dann eben damit klar zu kommen dass ihr euch eben NICHT nahe seid, und dann ohne Schuldgefühle.... dann ist das eben auch so wie es ist. Denn so lange Du Schuldgefühle hast bist Du wütend auf Deine Mutter und das hilft weder Dir noch ihr.... Aber vielleicht bist Du auch wütend darüber dass Deine Mutter krank ist weil Du Angst um sie hast, und vordergründig sieht es für Dich so aus als seist Du wütend weil Du sie besuchen musst.... ich sage das nur weil ich von mir selbst diesen Mechanismus kenne dass es leichter ist seine Gefühle in wütender Form zu äussern als in trauriger oder hilfloser Form.... naja nur so ein Gedanke.....

Ich weiss nicht ob Dir das was ich jetzt geschrieben habe Dir irgendwie weiter hilft... ich wollte Dir nur meine Gedanken zu deinem Posting mitteilen.

Alles Gute!
Kerstin
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