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Alt 13.09.2016, 01:43
lotol lotol ist offline
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Standard AW: Non-Hodgkin-Lymphom ("böse" bösartig) , Therapie an über 71-Jährigem

Hallo,

nachdem hier im Forum immer wieder Ängste vor einem evtl. bösartigen Lymphom angesprochen werden, will ich beschreiben, was dabei abläuft.
Natürlich kann ich das nur bezogen auf mich und ein follikuläres Lymphom Grad 3 mindestens Stadium III A tun, das sich bei/in mir entwickelte.

Häufig wird in diesem Zusammenhang auch danach gefragt, wie schnell sich so ein bösartiges Lymphom entwickelt.
Bei mir ging das unglaublich schnell.
Denn ich bin mir relativ sicher, daß ich das Lymphom gegen Ende 2015 noch nicht hatte.
Höchstens vielleicht im Dezember 2015 beginnend.

D.h. innerhalb von ca. 3 bis 4 Monaten entwickelte sich der Lymphomkrebs.
Bis hin zu einem abartigen "Lymphom-Knoten-Auswuchs" aus der linken Leiste.
Dementspr. erfolgten dann sofort "Gegen-Maßnahmen", die glücklicherweise auch erfolgreich waren.


Rückblickend kann ich nur sagen:
Auf der ganzen Linie hatte ich einen "Sau-Dusel".
V.a. deshalb, weil mir der abartige Knoten aus der Leiste herauswuchs.
Wäre das nämlich nicht der Fall gewesen, hätte ich überhaupt keine Veranlassung gesehen, irgendwelche Untersuchungen "anzuleiern".

Dies deshalb, weil ich ganz genau weiß, daß ich ein recht gutes Immunsystem habe, das auch immer zuverlässig funktionierte.
Wahrscheinlich hängt das damit zusammen, daß ich als Kind auf einem Dorf aufwuchs.
Unter ganz anderen Umständen als das heute bei (permanent) "betreuten" Kindern der Fall ist, wuchsen wir Kinder "an der ganz langen Leine" auf.
Unsere Eltern wußten meistens gar nicht, wo überall wir uns herumtrieben und was wir dort alles taten.
Kurzum:
Es gab in unserem gesamten Umfeld nichts, wo wir nicht gewesen wären.
In den letzten Drecks-Löchern (im Moor/Torfabstichen) waren wir natürlich auch. Genau so, wie im See oder in Bächen oder in Ställen usw.
Permanent verletzt, mit Schürfwunden an den Armen und an den Knien sowieso oder Schnitt-Verletzungen an den Füßen, weil wir bis in den Spät-Herbst barfuß herumliefen.
Mit allen möglichen Viechern, Kühen, Pferden, Schafen, Ziegen, Hühnern, Katzen, Hunden, Fischen, Fröschen, Lurchen usw. hatten wir immer wieder Kontakt.
Irgendwelche Krankheiten "fingen" wir uns bei dem ganzen Treiben nicht "ein".

Im Dorf war auch ein Arzt, der von uns Kindern aber nur in schwerwiegenden Fällen bemüht wurde.
Z.B. wenn eine Verletzung genäht werden mußte.
Ansonsten ging man weder zum Arzt noch kam der in's Haus.
Meine Schwester und meine Eltern waren auch gesund und brauchten keinen Arzt zu bemühen.

Klar, wir Kinder waren schon auch mal krank.
Kinderkrankheiten oder Grippe o.ä.
Aber deshalb Antibiotika?
Verging auch so wieder. Ab in's Bett und auskuriert.

All das "prägte" uns wohl auch:
Gesund zu sein, ist für mich der Normalzustand.
Und wenn mal etwas ist, dann vergeht das auch wieder.
Dauert halt manchmal etwas, aber es vergeht bzw. regelt sich von selbst.

Analog lief das auch mit meinen Lymphknoten im Unterkiefer-Bereich, wenn mal wieder irgendein Theater mit meinen Zähnen war:
Sie schwollen an, taten (bei Druck auf sie) auch etwas weh, aber sie schwollen auch wieder ab, wenn das mit den Zähnen vorbei war.
Jahrzehnte lang lief das immer wieder so ab, und auch das war "normal" für mich.
Auch im Sommer 2015 war das wieder mal der Fall, weshalb ich den Zeitraum des Entstehens des Lymphomkrebses auch relativ gut eingrenzen kann.
Todsicher hatte ich den im Sommer und bis zu nächtlichen Außentemperaturen von 5° C noch nicht.

Ich weiß wirklich nicht, ob sich das bei uns allen so verhält, und ich kann das nur auf mich bezogen sagen:
Es ist absolut nichts Ungewöhnliches, daß Lymphknoten an- und abschwellen.
Sie sind immer vorhanden, reagieren, und wenn sie mal nicht recht schnell abschwellen, kann das auch durchaus daran liegen, daß der Grund ihrer Reaktion noch nicht beseitigt wurde.
Z.B. eine Entzündung im Zahnbereich.
Deshalb muß man nicht gleich in Panik verfallen und einen Lymphomkrebs "wittern".
Ist halt nur das übliche "Programm", das vom Lymphsystem "erledigt" wird.

Auch wieder nur auf mich bezogen:
Wenn allerdings zu einer lang anhaltenden Schwellung ganzer oder mehrerer Lymphknoten-Bereiche (waren in meinem Fall Unterkiefer- und Hals-Bereich) noch anderes äußerst Ungewöhnliches hinzukommt, sind das erstklassige "Alarmsignale" des Körpers.

Bei mir war das der "Essens-Widerwille".
Den mit Appetitlosigkeit beschreiben zu wollen, wäre zu milde ausgedrückt.
Appetitlosigkeit hat man schon mal.
Z.B. bei Hitze, wenn man nicht so recht weiß, was man nun essen soll.
Oder wenn man mit irgendeinem "Angekränkelt-Sein" "herumzieht".
So etwas war das nicht, sondern es war mir teils widerwärtig, etwas zu essen, obwohl ich das an sich wollte.
Selbst da dachte ich:
Geht schon wieder vorbei. Wird sich wieder legen.

Naja, als dann der Knoten aus der Leiste wuchs, war mir klar, daß da in mir gründlich etwas nicht mehr so läuft, wie das zu laufen hat.
Aber selbst dann war ich noch nicht dem "Tod geweiht".
Es war nur klar, daß sofortiger Handlungsbedarf besteht.
Welcher genau bestand, wußten meine Ärzte, die sofort alle verfügbaren "Register zogen", um mir helfen zu können.
Auch, indem sie mich an weiterführende Spezialisten "weiterreichten".

Wünsche allen Betroffenen ebenfalls solche Ärzte.


Liebe Grüße
lotol
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Krieger haben Narben.
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1. Therapie (2016): 6 Zyklen R-CHOP (Standard) => CR
Nach ca. 3 Jahren Rezidiv

2. Therapie (2019/2020): 6 Zyklen Obinutuzumab + Bendamustin => CR
Nach ca. 1 Jahr Rezidiv, räumlich begrenzt in der rechten Achsel

3. Therapie (2021): Bestrahlung
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