Einzelnen Beitrag anzeigen
  #42  
Alt 28.05.2010, 12:14
Benutzerbild von Karin55
Karin55 Karin55 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 15.08.2005
Ort: Berlin
Beiträge: 599
Standard AW: Langzeitüberlebende nach BK-Metastasen?

Hallo zusammen,

ich möchte hier einen Auszug aus meiner (unvollständigen) Homepage eintragen; ich habe den Text vor 2 Jahren geschrieben und ich lebe immer noch - nach insgesamt 4 Jahren - immer noch mit Femara. Das Gespräch fand im September 2006 statt. Ich wurde wegen Verdachts auf Bauchspeicheldrüsenentzündung oder -krebs in einem Pankreaszentrum operiert und es wurden dann Metastasen von einem Mamma-Ca im Bauchraum gefunden. LG Karin


Obwohl mir später hier in Berlin jeder Arzt Mut zusprach ("Man kann überhaupt keine Prognosen stellen; es gibt Leute, die leben schon 10 Jahre mit Ihrer Erkrankung"), empfinde ich mein erstes Aufklärungsgespräch in dem Pankreaszentrum noch heute verheerend:

Onkologisches Gespräch

Der (junge) Arzt bat mich (ich war total geschwächt im Nachthemd und Bademantel) in sein Zimmer, klickte an seinem Computer herum und besprach mit mir die Therapien. Ich sollte zunächst einen Aromatasehemmer nehmen, der das Tumorwachstum eindämmen könnte (kannte ich ohnehin schon alles). Ich fragte, wie lange die AH wirken würden.
"Ein Jahr. - Um eine Chemo kommen Sie nicht herum."

Und wie lange mehr würde eine Chemo das Überleben ermöglichen?
"Auch so ein Jahr."

Ich zitterte, war wie betäubt.
"Sie müssen außerdem wissen, dass Sie an dieser Krankheit sterben werden,"

sagte er ungefragt. Und (in dieser Reihenfolge):
"Geben Sie nie auf; ich habe noch keinen Patienten erlebt, der überlebt hat, wenn er aufgegeben hat."

15 Minuten Gespräch. Als ich wieder auf die Station zurückwankte (aus körperlichen und seelischen Gründen), fragte die Krankenschwester in lautem Ton, wo sie das Essen hinstellen solle.

Es ist mir selbst nicht erklärlich, warum ich mich an diese Unterhaltung so festbeiße. Die Situation ist fast zwei Jahre her; selbst ein anderer Arzt auf der Station sagte zu mir, er selbst hätte das niemals so gesagt oder sagen können, weil jeder Mensch anders ist.

Also habe ich mir gesagt, dass es zwei Jahre wohl werden könnten und die wollte ich jetzt leben. Ich bin bei karger Pension in den Vorruhestand gegangen und habe das Gefühl, die Zeit rast davon. Ich will viel zu viel machen und mich gleichzeitig ausruhen und Bücher lesen, oder Sachen wegwerfen oder verschenken, um nicht allen Kram meinem Sohn zu überlassen. Jeden Tag habe ich was meist Angenehmes vor, aber mir verrinnt die Zeit unter den Fingern.

Kranke ohne diese schlechte Prognose können berechtigt denken, dass sie, je länger sie die Krankheit überstanden haben, eine immer bessere Überlebenschance erreichen. Ich renne dagegen gegen eine Wand, die im schlechten Fall schon zu fast 100 % erreicht ist. Meine Tumormarker sind jedoch momentan gut und die Metastasen sogar etwas rückläufig, so dass mir das Verdrängen zurzeit etwas leichter fällt.
Mit Zitat antworten