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Alt 14.01.2010, 21:53
S4422 S4422 ist offline
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Beitrag AW: Alles keinen Sinn mehr ! ? ! ?

Hallo,

ich habe bisher immer nur "mitgelesen" und schreibe nun zum ersten Mal. Ich glaube auch, dass es eine sehr schwierige Entscheidung ist und man das als Außenstehender nicht sagen kann, was besser ist, wie man mit dieser furchtbaren Diagnose als Familie und Angehörige und als Betroffene(r) umgeht.
Meine Mama ist am Heiligen Abend morgens für uns völlig unerwartet am kleinzelligen Bronchialkarzinom (oder woran auch immer, eine Auskunft dazu haben wir nicht bekommen) gestorben. Wir wurden von den Ärzten immer etwas im Unklaren gehalten, was diese Krankheit bedeutet. Der Onkologe meiner Mama hat ihr vor der ersten Chemo gesagt, dass das "Ding schmilzt wie Butter in der Sonne", was dann auch sehr schnell passiert ist. Die Erst-Diagnose bekamen wir im Mai 2008. Danach gab es übliche volle Programm mit Chemo, Bestrahlung und prophylaktische Kopfbestrahlung und alles war gut, ihr ging es bestens und wir dachten, jetzt wird alles wieder gut. Dazu muss ich sagen, dass ich bis zu ihrem Tod nicht gegoogelt etc. habe über diese Krankheit, warum weiß ich nicht, wahrscheinlich wollte ich auch gar nichts darüber wissen... Eine "Einstufung" oder sowas ähnliches haben wir auch nie bekommen über den Tumor. Es hieß nur "kleinzelliges BC". Ende Oktober letzten Jahres kamen meine Eltern dann aus dem Urlaub wieder und meine Mama meinte, sie würde alles doppelt sehen. Bei mir klingelten alle Alarmglocken und ich fuhr noch abends mit ihr ins Krankenhaus, es wurde ein ct vom Kopf gemacht und 3 Metastasen wurden entdeckt. Die wurden dann bestrahlt. Von dem Tag an ging alles rasend schnell, sie wurde während der Bestrahlung immer schwächer und konnte nicht mehr laufen, bewegte auch irgendwann die Arme nicht mehr, vergaß viel, wurde teilnahmslos, war manchmal zeitlich nicht orientiert, bekam Schluckbeschwerden, mochte nicht mehr essen, nicht mehr trinken, telefonierte nicht mehr... Zwischendurch gab es aber immer wieder richtig gute Momente. Wir haben das auf die Bestrahlung und die Nebenwirkungen geschoben und niemand hat uns gesagt, dass das nicht so ist. Also haben wir weiter gehofft, haben sie aufgebaut, haben ihr gesagt, dass sie mit der zusätzlichen Nahrung und einem Physiotherapeuten wieder auf die Beine kommt und dann gab es ein ct vom Kopf und die Metastasen waren weg. Das hat uns in unserer Meinung zusätzlich bestärkt. Ich habe meine Mama bis zum Abend vor ihrem Tod in die Augen geschaut und ihr gesagt, dass sie bald wieder gesund wird. Es gab kein Rezidiv und die Metastasen waren weg. Wir waren alle glücklich und freudig gestimmt und haben wirklich geglaubt, dass meine Mama wieder gesund wird. Dann kam am Abend vor Heiligabend ein Assistenzarzt zu uns, der meinte, die Krankheit, die meine Mama hätte könne kein Arzt auf der ganzen Welt heilen und ihr wäre nicht zu helfen. Er hätte erst mal richtige Schmerzmittel verordnet aber im übrigen jetzt Feierabend. Schöne Weihnachten. Meine Mama schlief den ganzen Tag und war nicht mehr ansprechbar. Nachts um vier Uhr rief uns dann eine Schwester an, wir sollten kommen, es würde zu Ende gehen. Meine Mama hat dann noch 2 Stunden gekämpft und am Heiligen Abend morgens früh verloren.Ich habe eine Hand gehalten, mein Papa ihre andere... Ich bin immer noch völlig geschockt. Alles kommt mir vor wie ein schlimmer Film. Das kann doch alles nicht sein, alles ist weg und dann muss man sterben?

Tschuldigung, dass das jetzt so viel geworden ist, aber das musste mal raus...

Ich wollte damit nur sagen. Wir wussten alle nicht wirklich, was passiert, aber ich bin unendlich froh, dass ich meiner Mama bis wirklich ganz zum Schluss in die Augen gesehen habe und ihr sagen konnte, dass ich ganz fest glaube, dass alles wieder gut wird. Ich habe das wirklich geglaubt bis sie den letzten Atemzug getan hat und sie hat in meinen Augen gelesen, dass ich davon überzeugt bin.

Das war für uns der richtige Weg... wenn auch unfreiwillig, aber wie gesagt, alle Menschen sind anders und gehen anders damit um. Bei uns sollte das anscheinend so sein...

Viel Kraft und Hoffnung und ich hoffe wirklich, hier mal zu lesen, dass jemand wieder GESUND geworden ist!!!!

Sam
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