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Alt 30.04.2005, 19:06
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Standard Malignes Melanom und Schwangerschaft

Melanom-Patientinnen dürfen schwanger werden
Beruhigung nach retrospektiver Studie: Gravidität hat keinen negativen Einfluss auf die Prognose

Wenn eine junge Frau ein Melanom bekommt und dieses erfolgreich behandelt wird, kann sie unbesorgt schwanger werden, besagt eine neue Studie.

Dass sich hormonelle und immunologische Veränderungen im Rahmen einer Schwangerschaft ungünstig auf den Verlauf eines Melanoms auswirken können, wurde schon länger befürchtet. Eine aktuelle retrospektive Studie gibt nun Anlass zur Entwarnung. Mitte des letzten Jahrhunderts kam vor dem Hintergrund anekdotischer Berichte der Verdacht auf, dass während einer Schwangerschaft entstandene Melanome mit einer besonders schlechten Prognose durch rasche Metastasenentwicklung verbunden sind. Die Altersverteilungskurve kutaner maligner Melanome ist verhältnismäßig flach, so dass vielfach auch relativ junge Erwachsene betroffen sind. Deshalb müssen in zunehmendem Maß auch Patientinnen betreut werden, deren Familienplanung noch nicht abgeschlossen ist. Was soll man nun diesen Frauen raten?

Vergleichbares Risiko in beiden Kollektiven

Um Klarheit zu erhalten, analysierten britische und schwedische Epidemiologen (Eigentler TK et al.) in schwedischen Registern die Krankenblätter und Geburtsdaten aller Frauen mit Melanom-Diagnose zwischen 1958 und 1999. Bei 185 Frauen (3,3 Prozent der Kohorte) war der Tumor während einer Schwangerschaft festgestellt worden; Die übrigen 5.348 Patientinnen waren nicht gravid gewesen. Das Gesamtüberleben beider Kollektive unterschied sich statistisch nicht signifikant. Auch in einer multivarianten Analyse mit den zusätzlichen Variablen Breslow-Dicke, Tumorlokalisation, Clark-Leel und Alter war der Schwangerschaftsstatus zum Zeitpunkt der Diagnose nicht signifikant mit der Wahrscheinlichkeit assoziiert, dem Tumor zu erliegen. In einer zweiten Auswertung wurden die Patientinnen danach stratifiziert, ob sie irgendwann nach der Diagnose des primären Melanoms schwanger wurden (n = 966) oder nicht (4.567). Wiederum wurde der Einfluss der Gravidität auf die Wahrscheinlichkeit zu überleben untersucht – mit negativem Resultat. Das heißt, wenn die Melanom-Patientinnen später ein Kind erwarteten, hatte dies keinen Effekt auf ihre Prognose. Die Lebenserwartung Schwangerer mit Melanom ist demnach nicht schlechter als diejenige nicht gravider Melanom-Patientinnen. Bisher wurde jungen Frauen nach Melanom-Diagnose geraten, zu verhüten, insbesondere in den ersten drei Jahren. Nach dieser retrospektiven Studie scheint ein solches Verzögern – zumindest bei einem dünnen Tumor mit guter Prognose – nicht erforderlich. Die Studienautoren befürworten jedoch eine prospektive Studie zu diesem Thema.



Kindersegen: Ein Melanom ist nun kein Hinderungsgrund mehr.



Ärzte Woche, 19. Jg., Nr. 14, 2005
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