AW: Neu und Angstbeladen
Liebe Lissi!
Ich lese deine Sätze jetzt schon zum drittenmal - zum einen machen sie mich traurig, weil sie mir im wahrsten Sinne meine Hilf-Losigkeit deutlich machen, aber (was für mich noch viel wichtiger ist) sie geben mir auch das Gefühl, nicht zu versagen. Ich denke, du verstehst, was ich meine - ich weiß nicht, wie ich's besser ausdrücken soll ...
Mir ist beim Lesen klar geworden, dass ich mich wohl wirklich in gewisser Weise abgrenzen muss - mich nicht mehr verantwortlich für meine (eigentlich erwachsenen) Eltern fühlen darf, um nicht selbst unter die Räder zu kommen. Und auch meinen Mann belaste ich ja zusätzlich damit, weil er mir so gern helfen würde, aber es eigentlich nicht kann - außer für mich da zu sein (ich sollte ihm wohl häufiger sagen, wie wichtig das für mich ist ...).
Was mich aber verwundert, ist, dass ich hier schreiben kann, was ich noch nie jemanden erzählen konnte - selbst mein Mann weiß nicht alles aus meiner Kindheit; ich hab Angst, dass sich das vielleicht auf das Verhältnis zu meinen Eltern auswirken könnte - er empfindet vor allem meine Mutter in den letzten Jahren sowieso als äußerst schwierig, muss sich oft zurückhalten, um nicht die passenden Antworten zu geben ... Aber nachdem ich über all das geschrieben habe, kommt es mir vor, als hätte ich wirklich Ballast abgeworfen ...
Ich sollte mir wohl auch den Satz "Herr, gib mir den Mut, Dinge zu ändern, und die Gelassenheit, hinzunehmen, was ich nicht ändern kann - und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden" an den Spiegel hängen.
Es wird für mich schon schwer werden, mich zurückzuhalten - aber es geht ja nicht nur um mich, die letztlich sinn- und nutzlosen Diskussionen helfen ja meinen Eltern auch nicht ...
Ich war immer so stolz auf mich, dass ich unsere Kinder beim Erwachsenwerden loslassen konnte - warum fällt mir das bei meinen Eltern dann so schwer ...
Ich wünsche dir alles Gute, und danke dir von Herzen!
Karin
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