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Alt 03.09.2002, 16:17
Gast
 
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Standard Gerade vom Krebs meiner Mutter erfahren

Also, ich bin ja echt gerührt über Euch beiden Jungs, die Ihr Euch so viel Hintergrundgedanken um Eure betroffenen Angehörigen macht. Aber bitte nicht vergessen, daß die Eigenaktivitäten der Betroffenen sehr wichtig sind. Liefert die Informationen, aber nehmt ihnen nicht die Entscheidungen ab. Sie sollten sich, soweit möglich, selbst die Verantwortung in die Hand nehmen und sich selbst kümmern. Und besonders an Dich, Heiko: die Betroffenen sollten immer die Wahrheit als erstes erfahren. Einem Arzt ist es überhaupt nicht erlaubt, ohne Zustimmung der Betroffenen mit den Angehörigen zu reden. Mir hat die Wahrheit, wenn sie auch brutal war, beim Entwickeln von Energie, Kampfgeist und Überlebenswillen geholfen. Sie hat mir geholfen, mir endlich zu überlegen, was ich eigentlich vom Leben will. Sie hat mir geholfen, aus dem Ernst der Situation heraus, Dinge in meinem Leben zu regeln, Unausgesprochenes endlich mal anzusprechen. Mit welchem Recht will man den Betroffenen die Wahrheit über sich selbst verschweigen und so Chancen blockieren? Mein Leben hat dadurch mehr an Qualität gewonnen als vorher, ich habe neue Prioritäten gesetzt.
Zur Rente: bei Krebspatienten geht es um EU-Rente (Erwerbsminderungsrente), die weniger Abzüge hat, wenn man zum Zeitpunkt der Antragsstellung den Schwerbehindertenstatus (per Ausweis) besitzt. Wird Deine Mutter einen Rehaantrag stellen und z.B. als arbeitsunfähig aus der Reha entlassen, wird dieser Rehaantrag automatisch in einen Rentenantrag umgewandelt, gültig ab dem Rehaantragsdatum.
Heiko, Du hast gefragt, was eigentlich nach der 6. Chemo passiert. Entscheidend für das Therapieschema ist in erster Linie die Art der Therapie, also das Medikament, es wird nämlich von Medikament zu Medikament unterschiedlich verfahren. Der behandelnde Arzt müßte das eigentlich mit Deiner Mutter besprochen haben. Wahrscheinlich ist eine anschließende Untersuchung, um die Ansprechrate der Chemo herauszufinden. Hat sie gut angesprochen, werden evtl. weitere Chemos gleicher Art durchgeführt, oder es wird aufgehört oder, wenn sie nicht angesprochen hat, wird mit einer anderen Therapie weitergemacht. Solche Fragen würde ich mir an Eurer Stelle immer gleich notieren und den Arzt daraufhin befragen. Es ist m.E. wichtig immer alle Fragen loszuwerden, damit man selbst auf dem bestmöglichen Wissensstand ist und damit Unsicherheiten reduzieren kann. Am wichtigsten ist, daß Deine Mutter selbst versteht, in was sie da eigentlich einwilligt. Sie selbst muß mit dem Weg, den sie mitgeht, einverstanden sein.
Gruß von Robie
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