Einzelnen Beitrag anzeigen
  #14  
Alt 29.03.2006, 17:30
Benutzerbild von iris1506
iris1506 iris1506 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 03.11.2005
Ort: bockenau/ kreis bad kreuznach
Beiträge: 557
Standard AW: Hoffnung ist größer als das Meer

hallo claudia

ich habe gerade deine einträge gelesen, und fühle mich 2 wochen zurückversetzt.

ich schicke dir jetzt ganz viele kraftpakete.
meinem papa ging es so wie deinem jetzt.
hirnmetas, in der linken hälfte, sehr ausgeprägt. wegen schlechtem allgemeinzustand keine strahlen mehr.

leider kann ich dir nichts positives berichten. wir haben ihn nach hause geholt. durch das cortison ging es ihm 2 wochen richtig gut, dann ging es schnell und rapide bergab.
am letzten wochenende fing er an viel und ganz tief zu schlafen, hat kaum was gegessen und getrunken.
heute vor einer woche ist er um 14.30uhr für immer eingeschlafen.

wir haben es überstanden und ich kann nur raten, bleibt möglichst immer bei ihm, erfüllt ihm jeden wunsch auch wenn er noch so komisch erscheint.
mein papa wollte 5 tage vor seinem tod einen neuen küchenboden, und 3 tage vor seinem tod sonnenblumenposter um sein bett. all das haben wir ihm postum gemacht.

fühle dich nicht als verräter. wir haben auch noch viel gescherzt und gelacht mit ihm, die erinnerungen bleiben dir.
er registriert noch alles, nur alles wird langsamer, die sprache zum beispiel.
papa sprach zum schluß nur noch ganz leise oder bewegte nur den kopf.
er bekam auch am wochenende diesen leichten husten.

am tag vor seinem tod hatte papa große angst. er wollte nicht mehr schlafen, hielt sich krampfhaft fest und wollte auch nicht den fernseher aushaben.

es gibt plättchen, die lösen sich im mund auf. TAVOR 2,5mg!!!!!
die bekam ich vom krankenhaus mit. versuche diese zu besorgen.

damit wird die angst genommen, das krampfhafte festhalten hat aufgehört. papa konnte dann nochmal ruhig schlafen.

es wird schwer sein für dich, das alles zu lesen.
aber so habe ich auch alles erfahren und wußte in bestimmten momenten was zu tun war.

morgens war papa im koma, ich bin fest davon überzeugt, das er unsere stimmen noch gehört hat, anfangs spürten wir noch gegendruck von seiner hand.

wenn dein papa bereit ist, für den letzten weg, halte ihm die hand, streichle ihn ganz sanft. versuche alle lauten geräusche fernzuhalten, kein großes hin und her im zimmer.
nicht versuchen ihn zurückzuhalten, ihn auch nicht mehr viel ansprechen.
denn all das macht es ihm schwerer.

du kannst auch in der zeit des abschiedes schon kerzen anzünden. ich habe aus teelichtern ein ganz großes herz gemacht und habe sie brennen lassen, bis er abends abgeholt wurde.

er sah auch abends ganz friedlich aus, mit einem lächeln im gesicht. so schön, als wenn er nie krank gewesen wäre.

all das hilft mir über die schweren tage, da ich meinen papa über alles geliebt habe.


sei stark und nimm mein großes kraftpapet.

in gedanken bin ich bei dir

iris


als gott sah,
das der weg zu weit,
der hügel zu hoch
und das atmen zu schwer wurde,
legte er seinem arm um dich
und sprach:" komm heim"
Mit Zitat antworten