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Alt 28.05.2010, 08:15
bine373 bine373 ist offline
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Standard Er wollte so gern noch die Blumen blühen sehen

Am 03.Mai um 19:05 ist mein Papi gestorben im Alter von 72 Jahren.
1 Jahre und 3 Monate lebten wir mit der Diagnose BSDK und waren immer wieder von Hoffnung getragen.
Im November sagte uns der Arzt, er wird nicht mehr lange leben und für uns brach eine Welt zusammen.
Aber er war sehr willensstark. Die letzte Zeit ab März lebte er bei mir, (seiner Tochter) und meiner Familie. Wir hatten ihm ein Zimmer eingerichtet mit Krankenbett, Toilettenstuhl, Rolator, Rollstuhl u.s.w.
Es war eine schöne Zeit auch wenn der Anlass sehr traurig war.
Mein Vater weinte oft, besonders wenn er merkte, dass irgendwas schlechter wurde. War es das Gehen (zum Schluss konnte er gar nicht mehr gehen) das Essen, die Schmerzen. Ich betreute ihn rund um die Uhr und in dieser Zeit ist er mir viel näher gekommen als jemals zuvor.
Die letzten Wochen waren sehr schwer. Nachdem er im Bad stürzte weil er wieder mal heimlich dorthin geschlürft ist stieg er aus seinem Bett nie wieder aus.
Das konnte er zum Schluss auch nicht mehr.
Mein Papi bekam die letzten 3-4 Wochen die Medikamente über einen Schlauch der über eine Kanüle in seinen Bauch führte. Morphium, Schlafmittel bei Bedarf, Beruhigungsmittel bei Bedarf. Alles 6 Stunden gab ich es ihm. Oft saß ich an seinem Bett und hielt seine Hand.
Einmal sagte er: Binchen, seid mir nicht böse wenn ich sterbe. ''Und dann weinten wir beide weil auch ich ihm nichts anderes sagen konnte als: Papi, keiner ist Dir je böse,wie haben Dich alle lieb und Du mußt das machen was für Dich das Beste ist.

Am 03.05. war ich 20 Minuten vorher noch im Zimmer. Dann war ich nebenan in meinem Büro am PC.
Um kurz nach sieben sagte ich: So nun bekommt er seine Spritzen und ging hinein. Aber nur halb bis zum Bett denn ich spürte sofort, es war etwas anders!!!
Unsere ganze Familie kan sofort zusammen und wir konnten alle Abschied nehmen außer seine kleine Tochter. Die ist erst drei Jahre und versteht alles gar nicht.
Mein Papi blieb bis am nächsten morgen bei uns. Es war für mich gar nichts komisch oder befremdend dabei. Er war da und dass war wichtig.
Jeder einzelne hat am nächsten morgen Abschied von ihm genommen. Auch ich saß lange am Bett. Ich habe seine Hand gehalten und ihn gestreichelt. Dann habe ich ihm ganz vielgesagt, alles Dinge, die ich ihm noch mitgeben wollte. Er hat ganz friedlich ausgesehen, gar nicht mehr dieses schmerzverzehrte Gesicht beim Drehen des Körpers weil die Haut wund gelegen war oder dieses traurige Weinen. Nein, er sah glücklich und zufrieden aus.
Ich habe ihm gesagt, dass ich ihn ganz doll liebe und dass er der beste Vater der Welt war und das ich nie vergessen werde dass er immer für mich da war. Ich habe ihm auch versprochen dass ich einen Baum für ihn pflanze mit ganz vielen Blumen, extra für ihn. Und ich werde seiner kleinen Tochter (meiner Schwester)später auch erzählen was sie für einen tollen Vater hatte und sie ganz stolz auf ihn sein kann.
Das alles habe ich ihm auch aufgeschrieben in einem langen Brief. Diesen habe ich mit Fotos seiner Lieben in den Sarg getan. Ich hoffe so sehr dass es ihm nun gut geht und wünsche mir dass er noch bei uns ist auch wenn wir es nicht merken.
ICH LIEBE DICH PAPI
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