Einzelnen Beitrag anzeigen
  #4  
Alt 24.01.2015, 15:03
Gino Gino ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 15.08.2013
Beiträge: 24
Standard AW: Neu hier und gespannt, wie es weitergeht.

Hallo,
einiges von dem was Du schreibst, löst in mir Erinnerungen an die Anfangszeit nach der Operation aus. Am Ende schreibst Du ‚Aber eins gibt es für mich nicht und das ist Aufgeben‘. Das ist genau die richtige Einstellung. Denn ich kann Dir berichten: Fast alle Anfangsprobleme verschwinden mit der Zeit. Es gibt die Faustregel: Nach einem Jahr kann der Magenlose fast alles wieder essen. Nur halt in kleineren Portionen. Und diese Faustregel stimmt nach meiner Erfahrung haargenau. Bei mir war es so, dass der Aufschwung nach einem halben Jahr angefangen hat. Übrigens wurde mir der Magen im Juli 2013 mit 55 Jahren entfernt. Ich werde nächsten Monat 57 Jahre alt.
Du schreibst, dass die in der Uniklinik nicht fähig waren, Dir die richtigen Nahrungsmittel zukommen zu lassen. Das war bei mir schon in den ersten Tagen nach der Magenentfernung so. Der Arzt, welcher mich operierte, hat jeden Morgen im Rahmen der Visite die zuständigen Krankenschwestern darauf hingewiesen, dass ich eine spezielle Kost benötige und das bei meinen Getränken keine Kohlensäure drin sein dürfe. Aber die Schwestern haben Tag für Tag alles ignoriert. Die gaben mir einfach das gleiche Essen wie allen anderen und immer Mineralwasser mit Kohlensäure. Die morgentlichen Anschisse des Arztes und meine Beschwerden wurden einfach ignoriert. Ich war froh, als ich da draussen war.
Es gibt die Theorie, dass man im ersten halben Jahr ca. 15 Prozent des Ursprungsgewichtes verliert und danach ungefähr die Hälfte davon langsam wieder zurückgewinnt. Auch das stimmt bei mir fast exakt. Ich hatte vor der Magenentfernung 75 Kilogramm. Aus dem Krankenhaus kam ich 10 Tage nach der Operation mit 68 Kg. Dann habe ich monatelang trotzig darum gekämpft, den Gewichtsverlust zu stoppen. Habe versucht, den Umständen entsprechend viel zu essen. Habe Kreon genommen und Fresubin Energy Drinks getrunken. Trotzdem ging es ca. 6 Monate lang abwärts bis auf 60 Kilogramm. Jetzt gibt es natürlich 2 Theorien. Die eine ist, dass Kreon und Fresubin nichts geholfen haben. Die andere ist, dass ich ohne diese beiden Artikel noch mehr abgenommen hätte. Ich weiss wirklich nicht, welcher Theorie ich mehr Glauben schenken soll. Auf jeden Fall bin ich dann im März 2014 in die Reha gegangen, welche ich direkt nach der Magenentfernung noch abgelehnt hatte. Dort habe ich mich gut erholt und einiges über die Ernährung gelernt. Nicht sensationell viel. Aber doch einzelne Tipps. Zum Beispiel esse ich seit der Reha fast jeden Morgen zwischen Frühstück und Mittagessen eine Zwischensuppe. Hierzu kaufe ich mir Einportionen-Nudelsuppen von Maggi in der Dose.
Ich denke aber dass die Reha keine Rolle dabei gespielt hat, dass ich ab dem 6. Monat wieder anfing zuzunehmen. Das scheint eher daran zu liegen, dass der Darm immer besser mit der Situation klar kommt. Heute schwanke ich zwischen 66 und 68 Kilogramm und akzeptiere dieses Gewicht. Höher wird es wohl nicht gehen. Kreon und Fresubin nehme ich nicht mehr. Ob ich damit noch ein oder zwei Kilogramm zulegen könnte, weiss ich nicht. Dieses Gewicht habe ich bei einer Grösse von 176 cm.
Wichtige Information. Ich befolge nur einen Ernährungsratschlag. Nämlich den, dass ich alles probiere und vor nichts Angst habe. Dabei muss aber beachtet werden: Den Mund nicht zu voll machen und gut kauen bevor man schluckt.
Ein weiterer Tipp: Manchmal habe ich nach ein paar Bissen ein Unwohlsein. So ein Gefühl, als ob der Körper sich wehrt, weiter zu essen. Dann halte ich kurz inne. Warte ein wenig und esse weiter. Und zwar mit weniger auf der Gabel oder dem Löffel. Ich hatte dann zuvor zu viel auf einmal im Mund. Wenn ich den Mund dann weniger voll mache und bewusst gut kaue, geht es wieder besser mit dem Essen. Also nie aufhöhren, wenn dieses Gefühl kommt. Mit weniger im Mund weitermachen.
Ich fasse nochmal meine Ernährungstipps nach 1 ½ Jahren Erfahrung zusammen. Immer wieder alles ausprobieren. Die Verträglichkeit und der Geschmack ändern sich dauernd. Wenig in den Mund nehmen. Gut kauen. Kleinere Portionen essen. Dafür mehr Portionen über den ganzen Tag verteilt. Und immer wieder zwischendurch Süssigkeiten. So oft wie möglich, etwas essen. Und wenn es nur ein Plätzchen oder sonst ein kleiner Happen ist. Übrigens esse ich auch viele Bananen.
So. Das wars erstmal zum Essen. Mit dem Trinken habe ich etwas schlechtere Erfahrungen gemacht. Aber dazu ein anderes Mal mehr.
Wenn Du zu bestimmten Themen Fragen hast, einfach hier weiterposten. Ich weiss, dass es unzählige Problemchen zu dem Thema Magenentfernung gibt. Aber alles ist lösbar oder erträglich.

Geändert von Gino (24.01.2015 um 15:39 Uhr)
Mit Zitat antworten