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Alt 09.02.2007, 14:52
Bellinda
Gast
 
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Standard AW: Hilfe habe tausend fragen

Liebe Nina,

ich stelle gerade fest, dass ich vor lauter Weisheitszahn OP so mit mir selbst beschäftigt war, dass ich Dich noch gar nicht begrüßt habe - das tue ich hiermit ganz herzlich!!!

Liebe Lucie, lieber Martin - ihr sprecht mir beide aus dem Herzen in bezug auf Freunde und Co.
Wenn ich so um mich schaue - es sind inzwischen fast lauter neue Menschen in meinem Leben, der Partner hat ja leider auch nicht durchgehalten.
Selbst die meisten derjenigen, die während meiner Therapiezeit noch da waren, sind inzwischen weg. Doch die wenigen Menschen, die jetzt in meinem Leben sind, empfinde ich alle als ein sehr sehr wertvolles Geschenk. Und gerade hier, unter Betroffenen, die Verbundenheit zu spüren, das ist mehr wert als alles Gold und Geld.

Martin, ich habe das auch oft so empfunden, dass wir Kranke es während der Therapiezeit eigentlich besser haben und viel viel besser betreut sind als der Partner, der uns höchstens das Telefon weiterreichen darf, aber nicht mal gefragt wird, wie es ihm mit all den Zusatzbelastungen geht.

Aus dem Verhalten, vor allem meiner Eltern in ihrem eigenen Bekannten- und Verwandtenkreis, sehe ich aber auch eine andere Seite des vermeintlichen Rückzugs von Freunden. Schlichtweg Unsicherheit, Hilflosigkeit, falsch verstandene Diskretion, sogenannte "gute Erziehung", Nicht-Stören-Wollen. ... Da habe ich gelernt, dass ich diesen Menschen einfach sagen darf, was ich mir von ihnen wünsche. Zum Beispiel um Fahrdienste bitten etc. Manchem Menschen mangelt es an Kreativität, weil sie selbst noch nie etwas Ähnliches erlebt haben, aber sie sind in ihrem tiefsten Inneren wirklich hilfsbereit, wissen es nur nicht umzusetzen, ziehen sich aus Unsicherheit zurück. Diese sind dann sehr dankbar, wenn man ihnen Hilfestellung dieser Art gibt. Die anderen .... sind dann wirklich die, auf die wir verzichten können.

Eine entfernte Tante von mir ist derzeit mit einem NHL in Therapie. Für mich war es Anlass, Kontakt mit ihr aufzunehmen. Und sie hat mir inzwischen oft bestätigt, dass ihr mein unbedarftes und aus eigenem Erleben verständnisvolles aber gleichzeitig pragmatisches Umgehen mit ihrer Erkrankung mehr hilft, als ihre gesamte Riesenverwandtschaft und Bekanntschaft mit all ihren "guten" Tipps. Und wenn die eigene Tochter (also die Tochter jener Tante), die in der Krebsforschung arbeitet, der eigenen Mutter (meiner Tante) zu Beginn der Chemo (mit nachweislichen guten Heilungschancen) Bücher schenkt, welche die schulmedizinischen Methoden gelinde gesagt polemisch anzweifeln, dann frag' ich mich so einiges ....

Und nachdem ich nun oft genug versucht hab, meiner Mutter den Zahn der Hyperdiskretion zu ziehen, hat sie nun auch mit dieser Tante Kontakt aufgenommen und erstaunt erlebt, wie dankbar diese ist - denn meine Mutter war ja auch mal Mitbetroffene und hat ein ganz anderes Verständnis für die Krankheit und alles was damit zusammenhängt.

@ Martin - Dir übrigens auch mal ein herzliches Danke - Deine Beiträge empfinde ich immer als sehr wertvoll.
Lucie - Dir gehört sowieso meine Bewunderung und tausendfaches Dankeschön. Auch dafür, dass Du bei alledem so viel Lächeln in mein Leben gebracht hast!

@ Boss - wie wär's denn mit "Verbündeten" und "Mitkämpfern"?


Liebe Nina - dieser Satz: "ich selber bin sehr hilflos da mir oft die richtigen Worte fehlen ihn zu trösten."
ist mir irgendwie hängengeblieben ....
Du darfst auch einfach mal zu Deinem Mann sagen "ich fühl mich hilflos .... und einfach mal mit ihm weinen" - und Du darfst ihn auch konkret fragen, was du für ihn tun kannst - und ich bin sicher, er wird Dir in irgendeiner Form genau das zeigen, was Martin geschrieben hat, nämlich, dass es reicht, dass Du DA bist, dass Du schon viel mehr für ihn tust, als Du glaubst ....

Viel Kraft für Euch beide
Bellinda

Geändert von Bellinda (09.02.2007 um 14:55 Uhr)
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