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Alt 08.05.2006, 14:56
Ladina Ladina ist offline
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Standard AW: Buchtipps: verschiedene Leukämien

Diagnose: ALL - Akute Lymphatische Leukämie sowie MDK- Manisch-Depressive Krankheit

ERFAHRUNGSBERICHT EINES BETROFFENEN JUNGEN MANNES UND SEINER THERAPEUTIN
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Titel: Januarkälte
Untertitel: Ein junger Mann zwischen Manie, Depression und Leukämie
Autor: Michael Lustenberger / Co-Autorin: Erica Brühlmann-Jecklin
Verlag : Rüffer & Rub , April 2006
ISBN : 3-907625-30-7 ; Gebunden mit Schutzumschlag, 239 Seiten

Preisinfo : 19,50 Eur[D] / 19,50 Eur[A] / 29,80 sFr

Erhältlich im Buchhandel oder demnächst bei:
http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3907625307

Klappentext:
Anfang Oktober 1996, zwei Monate nach seinem 18. Geburtstag, nimmt Michael Lustenberger einen enormen Druck im Kopf und ein Ohrensausen wahr. Er fühlt sich wie ein Zug, der gleich entgleisen wird, und er kann nichts dagegen tun.
In einer psychiatrischen Klinik erfährt er, dass dies nicht Ausdruck einer Adoleszenzkrise, sondern, dass er manisch-depressiv ist.

Zweieinhalb Jahre später schlägt das Schicksal erneut zu: Das hohe Fieber ist keine Grippe, sondern Symptom einer Akuten Lymphatischen Leukämie. Zum zweiten Mal beginnt eine Zeit voller Ängste, Schmerzen und Unsicherheit.

Aus der Einleitung von Erica Brühlmann-Jecklin:

"Eines Tages kam Michael Lustenberger in die Therapiestunde und fragte mit einer Mischung aus Scheu und Schalk in der Stimme:" Nicht wahr, wenn einer zwei schwere Krankheiten durchmachen muss, ist er berechtigt, ein Buch über sich zu schreiben?"
Er fragte, ob ich ihn dabei unterstützen würde. "Aber gewiss", antwortete ich, ermunterte ihn dazu, nicht zuletzt, weil ich um den therapeutischen Nutzen der Niederschrift von schwerem Erleben weiss.
Michis Kampfeswille, seine Tapferkeit, dunkelste Momente voller Angst wie auch schwere Schmerzen und Übelkeit durchzustehen, ja, gestärkt daraus hervorzugehen, haben mich immer wieder berührt.
Sein feiner und auch in schweren Momenten oft noch spürbarer Humor zieht sich wie ein Sonnenstrahl durch diesen Bericht.
Es ist der Bericht eines jungen Menschen, dem das Schicksal zwei schwere Krankheiten auferlegte.
Darüber berichtet er schonungslos und mit grosser Ehrlichkeit. Und: Einer, der zwei so schwere Krankheiten durchmachte, hat etwas zu sagen."

Anmerkung von Ladina:
Im Rahmen meiner Tätigkeit als Buchrezensentin im Bereich Erfahrungsberichte von Krebspatienten, habe ich sicherlich ca. 300 solche Berichte selbst gelesen.

Einer, der mich inhaltlich am meisten beeindruckte,ist Januarkälte.

Selten geht ein Bericht so tief auf die Gemütslage ein, spricht so mutig auch gerade über die Abgründe der Gefühle, erklärt so einfühlsam jene Aspekte, die man in der Regel lieber verschweigt und verhilft ihnen so, vielleicht unbewusst, aus der Zone der Tabuisierung in sich selbst heraus, sodass es für ähnlich betroffene Leserinnen möglich wird, sich ein Stück weit mit diesen eigenen Gefühlen zu versöhnen.
Michael Lustenberger gelingt mit diesem Buch auch ein Durchbruch, er, der massive Dunkelheit und Leid im Leben spürte, hat mit seinem Bericht in vielerlei Hinsicht Licht ins Dunkel gebracht - den psychisch ähnlich betroffenen Menschen, die daraus lesen, dass sich Krisen überwinden lassen, den leukämiebetroffenen Menschen, die durch seinen Bericht erfahren, dass sogar einer, der noch mehr "Last" trug, es geschafft hat durch die Therapie. Und nicht zuletzt auch den weder noch betroffenen Leserinnen, die oft gar keine Vorstellung haben, was Manisch-Depressive Erkrankungen oder eine Leukämie von den betroffenen Menschen abverlangen.

Es ist ein Buch, das das Verständnis füreinander fördert, von einem geschrieben, der Mut hat und diesen weitervermittelt - ohne heldenhafte Reden, einfach ganz ehrlich, tief empfunden aus sich selbst heraus.
Bravo!

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Geändert von Ladina (29.01.2012 um 17:03 Uhr)