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Alt 17.04.2010, 13:22
J.F. J.F. ist offline
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Standard AW: Noduläres Malignes Melanom 1,23 mm clark level IV

Hallo,

die Entscheidung "alle raus oder abwarten" gab und gibt es schon immer. Früher hat man nur gleich die ganze Lymphstation ausgeräumt. Durch die Einführung der SNB wurde die Komplettausräumung auf den Prüfstand gebracht, denn man hat gemerkt, dass diese Art von Totalausräumung in einigen Fällen wenig bis nichts bringt (überall nachlesbar). Eine radikale Ausräumung kann sogar dazuführen, dass eine spätere, weitere Operation nicht mehr möglich ist (oder mit großen chirurgischen und auch körperlichen Problemen bis zum komletten Runterfahren der Lebensqualität), weil der Weg zum LK "verbaut" wurde. Aber selbst die SNB ist nicht Standard in allen Unikliniken, da man sich nicht ausreichend sicher ist, in wieviel Prozentsätzen der WächterLK tatsächlich Auffangpotential hat. Aber dieses Verfahren setzt sich durch, da man bei Nichtbefall der SN auch keine weiteren strukturschädlichen Operationen mehr durchführt.

Wenn einer der SN befallen war, dann wird häufig die LK-Station ausgeräumt, selektiv oder auch radikal. Wenn dann im Lauf der Zeit, aus welchen Gründen auch immer, ein LK in diesem Gebiet sich vergrössert, sind die Ärzte meist dafür diesen entfernen zu lassen. Meist sind sie auch gut zu erreichen und sie werden deshalb entfernt. Es gibt aber auch LK, die sich eine saudumme Stelle aussuchen, um zu wachsen, und diese kann man nicht ohne weiteres entfernen. Hier kommt dann eine regelmässige Untersuchung zum Tragen, entweder nur MRT oder im Wechsel mit Ultraschall, meist unter Anleitung des tumorboards. Bleibt der LK größenstabil wird keine OP vorgenommen, man wartet ab. Und verschiebt die Problematik des Eingriffs. Diese Vorgehensweise könnte man auch bei LKs machen, die gut erreichbar sind. Hier kommt aber die Psyche des Patienten ins Spiel. Wie man auch in diesem Forum sieht, sind nicht alle in der Verfassung eine "watch & wait"-Haltung einzunehmen. Hier wird der Chirurg eher aktiv werden müssen. Wichtig ist halt das offene Gespräch mit den Ärzten. Denn, auch das wissen wir, kann nur der Histologe definitiv sagen, was den LK hat wachsen lassen. Alle bildtechnischen Maßnahmen haben ihre Grenzen.

Was den Ausspruch "Metastasen metastieren nicht" anbelangt, steht selbst die Ärzteschaft dieser Aussage kritisch gegenüber.

Ansonsten kann ich nur anraten, das Gespräch mit den Ärzten zu suchen. Die kennen den Patienten, die Fakten und können eine Einstufung vornehmen, auch ob ein Urlaub in der Wärme sinnvoll wäre.
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