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Alt 10.07.2016, 02:40
Mona72 Mona72 ist offline
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Standard AW: Brustkrebs - beidseitige Mastektomie verweigert

Hallo,

hab mich hier gar nicht mehr eingeloggt weil ich momentan die Welt nicht mehr verstehe...

Überall lese ich von BK-betroffenen Frauen die von so tollen Frauenärzten und Onkologen begleitet werden.

Nun möchte ich euch mal erzählen wie es mir seit der Diagnose TATSÄCHLICH ergangen ist!

Nach dem ersten Gespräch in einer etwas entfernteren Klinik bei der mir die Mastektomie als "Blödsinn" verweigert wurde bin ich zu der Klinik in meiner Nähe zum Beratungsgespräch hin.
Die junge Ärztin, mit einer für BK-Patientinnen zuständigen Betreuungsschwester, die die Patienten während des KH-Aufenthaltes betreut waren unglaublich freundlich und meinten das der Krebs erstmal schnellstmöglich raus muss und hinterher könne man mit der im Hause befindlichen Chirurgie weites planen. Sie hat sich sehr viel Zeit genommen und voller Euphorie lies ich mich gleich zur OP anmelden obwohl ich eigentlich erst nur ein Gespräch wollte.

Drei Tage später kam ich zur stationären Aufnahme pünktlich um 7 Uhr in die Klinik, wartete 4 Stunden in einer Sitzecke da noch kein Bett frei war, teilweise lagen im Gang der Station sogar Patienten in Betten. Um elf bekam ich von einer Schwester ein Zimmer zugewiesen. Weiter kam niemand mehr (außer eine Schwester mit zwei Scheiben Brot und Wurst) bis zum nächsten Morgen vor der OP.

Ein fremder Arzt der sich in 3 Minuten kurz vorstellte meinte, er würde mich operieren war aber sehr kurz angebunden und schnell wieder weg.
OP ist gut verlaufen, Tumor in der Brust sowie zwei nichtbefallene Wächter- Lymphknoten wurden entfernt, alles soweit gut.
Schmerzen hatte ich hinterher kaum aber ich war recht duselig von der Narkose. Genau zu diesem Zeitpunkt hat mir die Betreuungschwester vom Erstgespräch im vorbeihetzen eine Visitenkarte auf den Nachttisch gelegt mit den Worten, falls ich sie bräuchte soll ich mich melden. Irgendwie hatte ich aber keine Motivation mehr dazu...

Nachts kam noch eine nicht-sprechende Schwester die mir, obwohl ich wach war, ohne Worte meinen Arm nahm und eine Infusion anhing.

Die morgendlichen Arztvisiten dauerten max. 5 Minuten, und es war jedes mal andere/r Arzt im Schnelldurchlauf (wurde sogar zweimal mit falschen Nachnamen angesprochen, Patientenmappe nicht gefunden, wusste nicht wegen was ich hier war...), die Möglichkeit irgendwelche Fragen stellen zu können - so gut wie unmöglich. Habs dann auch gar nicht mehr erst versucht.
Danach wurden meist die üblichen Untersuchungen von Organen und Knochen gemacht.

Eine Ärztin hat mir am dritten Tag die Drainage an der Brust ohne abgelassenen Sog gezogen und fand es auch noch lustig als ich wegen den unglaublichen Schmerzen geschrien hab.

Zwischenzeitlich kam eine neue Patientin ins Zimmer bei der eine ganze Brust entfernt wurde. Sie wußte es vorher nicht das diese komplett ab musste und wachte so ohne Vorwarnung von der Narkose auf. Sie war so traurig und geschockt, das hat einem das Herz zerrissen. Sie lag nur in ihrem Bett und weinte. Ich versuchte sie zu trösten, hatte sogar manchmal ein schlechtes Gewissen weil ich selber nur was Belangloseres als sie hab.
Bis heute frage ich mich warum kein einziges Mal - weder eine Ärztin, Schwester oder die so toll angepriesenen Psychoonkologen mit der Frau geredet oder getröstet haben.
Wurde einfach nur "liegen gelassen"...

Am Entlassungstag sollten mir eigentlich noch die Befunde der ganzen Untersuchungen mitgeteilt werden, daraus wurde aber nichts mehr und eine Schwester brachte mir lediglich die Papiere und machte (zum ersten Mal nach der OP) neue Pflaster an beide OP-Stellen weil sie schon fast nicht mehr an der richtigen Stelle klebten.
Daheim googelte ich mich erst mal da durch was da überhaupt genau drin steht...
Zwei Wochen wartete ich auf den Anruf zwecks Therapieplan und OP Ergebnis. Diesmal hatte beim darauf folgenden Gespräch sogar stolze 15 Minuten Audienz.
"Bestrahlung und Hormontherapie dann ist alles rum, gehen Sie zu Ihrer betreuenden Frauenärztin für weiteres", der Arzt hatte aber trotzdem nicht viel Interesse an einer Unterhaltung was mich dann auch hemmte ihm weiter auf den Keks zu gehen. Termine hab ich dann bei der Strahlentherapie und bei meiner FÄ gleich am nächsten Tag telefonisch gemacht.

Gestern hatte ich nun den "Termin" bei meiner FÄ, wünschte mir wenigsten dort wenigstens einmal mit jemanden reden zu können wie es weiter geht bzw. was nun alles überhaupt passiert (die Mastektomie hab ich zwischenzeitlich läääängst abgeschrieben bzw. auch irgendwie vergessen) dann kam der nächste Schlag ins Gesicht.

Bei der Anmeldung in der FÄ-Praxis hieß es, "es ist auch noch eine andere Ärztin da, Sie brauchen ja eh nichts außer ein Rezept (Tamoxifen), oder?"...
Diese begrüßte mich dann im Untersuchungszimmer und fragt "um was geht es denn?" rieb sich ununterbrochen gelangweilt Augen und Gesicht, blockte eine Frage Zwecks Nebenwirkungen vom Tamoxifen als "wenn ich Ihnen die jetzt sage, haben Sie auch welche" ab, gab mir das Rezept und wünscht mir "in Zukunft alles Gute"....

Weiß jetzt noch nicht einmal wann wo und wozu ich überhaupt noch zu der angeblich "engmaschigen Überwachung" (laut einer Broschüre vom KH) ich hingehen soll, außer zu den Bestrahlungsterminen. Aber werde es schon noch irgendwie herausfinden....


Ich weiß zwar nicht ob es hier zu meinem (leider total untergegangenen) Thema dazu passt, oder der Text zu lang geworden ist, aber möchte wirklich nur mal zeigen das es auch anders laufen kann und man nicht unbedingt zum nächstbesten Arzt oder Klinik gehen soll.
Man sollte wirklich andere Betroffene fragen wo was am Besten geboten ist und nicht auf Schöngerede der Einrichtungen hereinfallen. Bei denen man nach der Unterschrift plötzlich nur noch eine Zimmernummer ist.

Bin eigentlich ein total unkomplizierter Mensch der noch nicht mal jammert oder irgendwelche Ansprüche stellt. Aber mittlerweile merke ich das ich anfange das Thema Brustkrebs komplett auszublenden, irgendwie hilft einen ja doch keiner weiter und das Schlimmste, man fühlt sich als ob man nur unnötiger Ballast für die Ärzte ist.

Alle die hier so super betreut und behandelt werdet, Fragen stellen dürft und sogar Mitspracherecht besitzt.... ihr habt riesengroßes Glück gehabt!!!

Lg Mona
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