Einzelnen Beitrag anzeigen
  #10  
Alt 15.11.2017, 16:20
Clea Clea ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 13.01.2017
Beiträge: 560
Standard AW: So tapfer.... (Mutti hat Lungenkrebs)

Liebe Andrea,
das hatte meine Mutter leider auch. Anfangs hat sie im Krankenhaus mit der Fernbedienung das Radiobedient, hat Musik gehört und auf die Fußballergebnisse gewartet. Sie hat sich Biathlon im Fernsehen angeschaut, was sie im WInter immer gemacht hat. Der Fernseher war zu der Zeit quasi immer an.
Zum Schluss gar nicht mehr. Wir dachten, sie hat Sehstöörungen, weil sie sich auch die Brille nicht mehr aufgesetzt hat.
Aber im Nachhinein denke ich, dass sie es einfach nicht mehr interessiert hat, sie hat es einfach nicht mehr aufgenommen und daher auch nicht mehr danach verlangt.
Beim Essen war es sehr ambivalent. Einmal kam mein Bruder mit einem Mars-Riegel an, den hat sie ihmabgenommen und gefuttert. Pudding hat sie fast durchgehend gegessen. Aber bei vielem hat sie gesagt, es schmeckt einfach nicht mehr. Da sie keine Chemo hatte, muss sie durch die Metastase im Kopf auch eine Menge ihres Geschmackssins eingebüßt haben.
Der Kalorienverbrauch geht natürlich drastisch zurück, wenn man viel liegt.
Nur von Komapatienten weiß ich, das sie einen eher erhöhten Verbrauch haben, weil sie viel Stress haben und evtl. eine Spastik kommt.
Wie das bei Krebspatienten ist,weiß ich gar nicht.
Aber im Sterben fährt der Körper sicherlich runter, die Nieren hören langsam auf, ebenso die Leber. Damit gibt es kaum noch Verdauung, und wenn nichts mehr unten rauskommt, muss auch nichts oben rein.
WIchtig für Angehörige zu wissen, ist folgendes:
Der Mensch stirbt nicht, weil er aufhört zu essen, sondern er hört auf zu essen, weil er stirbt. Die Notwendigkeit, ihm unbedingt etwas einflößen zu müssen, besteht daher nicht.
Angehörige denken oft, sie müssten etwas tun, und vieles geht bei uns übers Essen, aber für den Sterbenden ist das nicht das richtige.
Meine Mutter hat in den letzten Tagen eine kleine Sprühflasche bekommen, in die wir füllen durften, was sie besonders mochte: Altbier.
Sie konnte nicht mehr schlucken, aber sie hat den Geschmack auf der Zunge geradezu gierig angenommen. Da fühlten wir, dass wir ihr noch etwas Gutes tun konnten in dem ganzen Elend.
Manchmal ist es ganz klein, marginal, mit so großer Wirkung...
Ich wünsche euch viel Kraft und deiner Mutter alles Gute.