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Alt 26.04.2003, 17:58
Gast
 
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Standard Diagnose Lungenkrebs

Hallo Pedi,
ich war richtig froh, als ich Dein letztes Posting gelesen habe. Ich finde gar nicht, dass das, was Du da geschrieben hast sentimentaler Schnick Schnack ist oder so. Du hast mir ziemlich aus der Seele gesprochen.

Du hast das ganz richtig rausgehört: ich habe auch ziemlich Probleme, meinen Eltern zu zeigen, wie lieb ich sie habe. Und ich könnte mich dafür manchmal in den Hintern beißen!

Ich habe vor einer Weile (lange bevor meine Mutti krank wurde) angefangen darüber nachzudenken, wie es sein wird, wenn meine Eltern irgendwann nicht mehr da sind. Das konnte mir von einer Sekunde zur anderen die Tränen in die Augen treiben! Das Gefühl, was mich dann überkam war, dass es so sein wird, als würde mir jemand das Dach über dem Kopf wegreißen.
Dann habe ich auch oft daran gedacht, was meine Eltern schon alles für mich gemacht haben, und dann kam dieses Gefühl, dass kann ich ihnen nie zurückgeben.
Als ich anfing zu studieren, haben meine Eltern mir so geholfen: eine Wohnung finden (da war oft schlecht e Laune angesagt, weil das in Münster ein echter Krampf ist), alles mögliche organisieren, Umziehen... inzwischen bin ich innerhalb von Münster auch umgezogen, und was meine Eltern da schon wieder alles für mich gemacht haben, geht auf keine Kuhhaut.
Zum Dank haben sie an diesem Abend eine Tüte mit Süßigkeiten von Hussel bekommen, die sie gerne mögen und bei sich zu Hause nicht bekommen., und eine lustige Karte von meiner Mitbewohnerin und mir, auf der wir uns bedanken.
Meine Eltern sind dann am Abend nach Hause gefahren, und meine Mitbewohnerin, mein Freund und ich saßen in einem Haufen von Kartons und bauten weiter Möbel zusammen. Aber als meine Eltern fuhren, habe ich ihnen aus dem Fenster nachgeguckt und musste erstmal ein Ründchen heulen und drüber nachdenken, wie fürchterlich lieb ich die beiden habe. Einfach, weil sie sind, wie sie sind. Und DESHALB würde ich ihnen so gerne etwas zurückgeben, nicht etwa, weil ich Schuldgefühle habe.

Langer Rede kurzer Sinn: Weihnachten vorletztes Jahr habe ich den beiden auf schönem Papier und mit zwei Schokokäfern verziert einen Brief geschenkt, in dem ich mich für alles bedanke und ihnen endlich mal sage, dass ich sie ganz doll lieb habe. Ich bin sehr froh, dass ich das gemacht habe. So haben sie es wenigstens einmal von mir „gehört“, naja, gelesen.
Ich weiß nicht, ich kann mich nicht erinnern, dass meine Eltern und ich uns je gesagt hätten „Ich hab dich lieb“, obwohl das bestimmt passiert ist, als ich noch kleiner war. Meiner Schwester kann ich es sagen, meinem Neffen (zu seinem Leidwesen immer mit einem Knuddler und Knutscher zusammen) sage ich es oft, und ganz lieben Freundinnen kann ich es auch sagen. Warum denn nur meinen Eltern nicht, obwohl es bei ihnen stimmt, wie bei keinem anderen??!
Wir nehmen uns doch auch in den Arm, und seit neustem kriegen sie auch wieder Bussis von mir. Manchmal würde ich mich so gerne einfach aufs Sofa neben einen von beiden setzen und mich ankuscheln... und trau mich nicht so recht! So ein Quatsch!
Pedi, ich denke auch manchmal: wenn ich jetzt mit sowas anfange, fragen sie bestimmt: was ist denn mit dir los?
Aber vielleicht würden sie sich auch einfach nur freuen!? Vielleicht wären sie tatsächlich überrascht, aber sicher nicht unangenehm überrascht.
Entschuldige, dass ich mich jetzt so lang und breit ausgelassen habe, aber ich war so erleichtert, dass du auf diesen Punkt eingegangen bist und habe mich so gefreut. Da musste ich einfach mal drauflos quatschen.

Also: hier gibt’s keine Angst vor Gefühlen: bin ganz ganz froh, dass es dich gibt und jetzt schon traurig, dass wir bald für eine Woche auf dich verzichten müssen! :_)
Aber der Urlaub sei dir natürlich von Herzen gegönnt, und es ist kein bißchen makaber, dass du dich darauf freust! Die Vater liegt schließlich nicht im Sterben oder sowas, und Urlaub ist doch die schönste Zeit des Jahres. Also, freu dich ruhig ordentlich drauf.
Fürs erste alles Liebe und einen dicken Knuddler!
Katrin
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