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Alt 30.01.2008, 10:26
HeikeL HeikeL ist offline
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Standard AW: Ganz wichtige Fernsehsendung

Hallo Frieda !
Wieso hat Dich beunruhigt,was Hr Schneyder gesagt hat. Mir hat er mit ganz vielen seiner Aussagen aus tiefster Seele gesprochen.
Auch ich hatte für mich-bei meiner jetzigen Diagnose-entschieden,keine Chemo mehr zu machen und den Rest meines Lebens einfach nur noch bewußt zu genießen. Meine Ärzte haben mich ,nach bestem Wissen und Gewissen,dann doch "überzeugt",eine Chemo zu machen(Carboplatin/Gemcitabine).
Der erste Zyklus ist heute um,morgen geht´s von vorne los. Es ist natürlich genau das eingetreten,was ich mir für mich nicht gewünscht habe. Von den 21Tagen hing ich circa 14 völlig in den Seilen...
Das ist wichtige Lebenszeit,die mir abhanden gekommen ist. Meinen Geburtstag,den ich eigentlich groß feiern wollte,kann ich jetzt nur in 3-Wochen-Etappen planen und muß ihn "stückeln". Glücklicherweise ging es mir an meinem Geburtstag selber so gut,dass ich ihn in kleinem Kreise feiern konnte.
Die negative Zeit der Chemo ist nicht nur einfach von der mir verbleibeneden Zeit abzuziehen,sondern als sehr belastend anzusehen.
Ich zweifele jetzt natürlich an der Entscheidung,die nicht aus tiefstem Herzen meine eigene ist,sondern,die mir von meinen Ärzten sehr nahe gelegt wurde. Ich spürte letztendlich nur eine Verpflichtung zur Therapie,von der auch Werner Schneyder sprach.
Auch den Pseudo-Optimismus,von dem er sprach, nehme ich oft wahr. Aus meiner Sicht leider auch hier im Forum. (Das ist auch ein Grund,warum ich mich in letzter Zeit sehr rar gemacht habe.)
Ich möchte mich schon mit dem,was noch auf mich/uns zukommt,gerade mit "Gleichgesinnten" auseinandersetzen,aber ich kann diesen Pseudo-Optimismus nicht teilen. Ich kann es nicht nachvollziehen,wie kurz nachdem hier jemand ganz beschissene Neuigkeiten, z.B.von erneuten Rezidiven oder Metastasen hat, dann gejubelt wird,wenn die Ärzte noch eine weitere Therapie aus dem Ärmel zaubern,die eventuell noch helfen könnte. Es wird dann einfach ignoriert,dass die Progression der Krankheit nicht aufzuhalten war. Ich kann dann leider diese Euphorie,das alles wieder gut wird, nicht uneingeschränkt teilen. Wobei ich natürlich jeder Mitstreiterin hier nur das allerbeste wünsche !!!!
Aber dieses "Du schaffst es, Du überlebst es in jedem Fall" kann ich nicht teilen. Mir fehlt die Auseinandersetzung mit den unangenehmen Dinge,die wir bewältigen müssen(was auch einen bevorstehenden Tod und die Akzeptanz dessen mit einschließt) Da ich den Eindruck habe,mit dieser Einstellung allein auf weiter Flur zu stehen,bin ich sehr zurückhaltend geworden,da ich niemanden hier runterziehen möchte. Ich kann z.B.auch die Freude über Baileys Welpen nicht teilen,auch wenn er noch so süß ist. Ich finde es unverantwortlich einer Kreatur gegenüber,sie bewußt zu einem "Waisen" zu machen. Aber,da ich eigentlich niemandem meine Meinung aufoktruieren möchte,halte ich mich eher im Hintergrund.

So , das mußte nur jetzt einmal raus.
Sorry Bailey und alle anderen,denen ich hier auf den Schlips getreten bin ! Ich meine es nicht persönlich.

Um nochmal auf die Sendung zurückzukommen,wollte ich noch sagen,dass ich sie sehr interessant fand und auch Fr.Prof.Dr.Kichle mir sehr sympathisch war.

Vielen Dank an Christine für den guten Tipp,mit dem sie es uns ermöglicht hat,diese Sendung "gemeinsam" anzuschauen und auf uns anzustoßen.

Liebe Grüße an alle
Heike

Geändert von HeikeL (01.02.2008 um 13:28 Uhr)
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