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Alt 13.03.2006, 14:22
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Murmel65 Murmel65 ist offline
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Standard AW: Wie die Beziehung unter dem Krebs leidet

Hallo Olli,
werde jetzt meine Frau verlassen, allerdings nur um Brötchen zu holen ;-)
Das Sabine die Diagnose Brustkrebs bekommen hat liegt bei und jetzt schon fünf Jahre zurück. Und wir hatten das volle Programm, fünf OP’s, Chemo, Bestrahlung (Danach erneute OP weil auch das gesunde Gewebe durch die Bestrahlung zerstört wurde) und anschließende Hormonbehandlung. Als die Erkrankung bei Sabine ausgebrochen ist waren unsere Kinder 3 und 8 Jahre alt. Diese ganze Geschichte hat meine Frau mehr als deutlich gezeichnet; der Bauchnabel wurde irgendwo hingesetzt nur nicht da wo man ihn normalerweise suchen würde, und auch quer über den Rücken laufen Narben.
Du Olli ich möchte Dir damit nur sagen das wir uns schon eine ganze Zeit tapfer geschlagen haben. So und nun komm ich zu unserem eigentlichen Problem. Ich werde mich da ganz kurz fassen und Dir wenn Du möchtest mal einen Bericht über eine Studie zuschicken in dem ein Prof. aus Heidelberg sehr schön dieses Phänomen beschreibt (nur wie man es verhindert nicht). Also das Problem ist das der erkrankte Partner ein traumatisches Erlebnis hat und dadurch sich automatisch bestimmte Verhaltensweisen ändern. Eines davon, und das ist auch das worunter ich leide (und ich möchte dieses Leid nicht mit dem meiner Frau vergleichen) ist das sich der Partner sehr stark auf sich selber fokussiert. Das kommt dann bei dem Partner als Liebesentzug bzw. als Gefühl nicht mehr angenommen zu werden, an. Diese Problem haben wir anfangs gar nicht wahrgenommen weil man viel zu sehr mit dem direktem Kampf gegen den Krebs beschäftig ist. Aber irgendwann stellten wir fest dass wir ein ganzes Stück auseinander gerutscht sind und dies mehr zu schaffen macht als die direkten Einschränkungen durch dir Krankheit. (Hierzu zählt z.B. die Sexualität)
Und jetzt zu meinen Fehlern:
Ich habe sehr lange gegen jede Veränderung gekämpft, meine Strategie war es so viel wie möglich so zu erhalten wie es vorher war, denn da haben wir uns ja wohl gefühlt.
Und damit habe ich meiner Frau bei ihrem Kampf gegen dem Krebs nur im Wege gestanden, denn Sie musste sich verändern um das traumatische Erlebnis verarbeiten zu können.
Sabine hat sich nach allem umgeschaut was ihr helfen könnte, ich habe mit meinen „technischen Sachverstand“ Dinge in denen sie Hoffnung sah, direkt als Hokus Pokus bezeichnet. Die Aufzählung könnte ich noch ein wenig fortführen, aber ich glaube Du weißt jetzt in welche Richtung es geht.
Du Oli, Du hast geschrieben das Dir was fehlt, Du es Dir aber nicht anmerken lässt. Es gibt sicher keine allgemein gültigen Regeln, aber ich habe anfangs auch meine Sorgen und Ängste für mich behalten. Zumindest für uns war das kein guter Weg. Sabine hätte sich gewünscht ich hätte ihr eher von meinen Gefühlen und Ängsten erzählt.
Ich weiß nicht ob ich das was Du schreibst nur falsch interpretiere, aber ich liebe mein Frau schon seit 17 Jahren und wir haben beide eine Menge Fehler(Erfahrungen) in dieser Zeit gemacht, wir sagen jedoch beide auch heute noch das wir alles wieder so machen würden. Ja, unsere Beziehung hat in der letzten Zeit schwer gelitten und ich glaube dass die Umstände nicht unwesentlich dazu beigetragen haben. Aber weil wir uns immer noch lieben, leiden wir unter diesem Umstand und kämpfen jetzt für unsere Beziehung. Und ich glaube Du siehst auch dass wir schon so manschen Kampf erfolgreich gewonnen haben.
Unsere Beziehung ist mir sehr wichtig, ich möchte nicht die gleichen Fehler noch mal machen. Deshalb wollte ich mich hier im Forum mit anderen Betroffenen austauchen. Ich habe innerhalb kürzester Zeit eine ganze Meng Mails erhalten, jedoch alle nur von Personen wo der Ausbruch der Erkrankung noch nicht so weit zurückliegt. Vielleicht ist das Forum doch nicht die richtige Anlaufstelle. Wie auch immer, ich wünschen Dir und Deiner Frau alles Gute und das ihr den für euch richtigen Weg finden werdet.
Liebe Grüße
Thomas

Geändert von Murmel65 (13.03.2006 um 14:26 Uhr)
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