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Alt 11.04.2008, 11:36
Katinka 59 Katinka 59 ist offline
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Standard AW: Wie bemerkt man ein Rezidiv? (Hodgkin)

Guten Morgen liebe Mitleser und besonders Patty und Mirijam,
nachdem ich in der Nacht ganz gut meine Defizite aufgeholt habe, sieht der Morgen etwas besser aus und ich kann ohne Groll und Wut die beiden letzten Tage schildern.

Ich bin also zum zweiten Mal am Mittwoch ins Krankenhaus eingerückt.
Ich bekam das gleiche Bett, aber zwei andere Zimmernachbarinnen, die gesprächiger waren und auch das Zimmer war nicht so kalt.
Mit meiner direkten Nachbarin kam ich gleich in Gespräch und so waren zum Glück andere Gedanken vorherrschend.

Am späten Nachmittag kam dann die Ärztin ins Zimmer und ich musste meine gesamte Krankengeschichte erzählen. Ich fand das den anderen gegenüber sehr unangenehm. Jeder hat mit seiner Geschichte selbst zu tun und muss so unfreiwillig eine andere ertragen. Beiden konnten auch nicht aus dem Zimmer gehen (Tropf)

Die Ärztin war nett und erklärte mir das Vorgehen, legte mir einen Zugang in die Hand und zapfte Unmengen Blut ab.
Der Termin für die Punktion solle am Vormittag sein, genauer konnte sie sich nicht festlegen wegen der eventuellen Notfälle.
Ich müsse wegen meines Diabetes zur Spülung der Nieren einen Wassertropf bekommen und sonst gäbe es nichts Weiteres zu besprechen.

Ich versuchte mir die Zeit zu vertreiben, die Flexüle in der Hand schmerzte mächtig. Erst ging ich mit meiner Zimmernachbarin und dann mit meinem Mann spazieren.

Beim Abendbrot kam die Ärztin und sagte, dass bei meinem CT kein Kontrastmittel eingesetzt wird, weil es Jod enthält und falls die Lymphknoten Metastasen des Schilddrüsenkrebs seien, könnte dann keine Radiojodtherapie gemacht werden, was das Mittel der Wahl gegen diese sei.
(Die Wahrscheinlichkeit, dass es Metastasen des Schilddrüsenkrebses sei geht gegen Null, weil der verlässliche Tumorwert immer erst ansteigt und dann erst nach einer Weile Metastasen darstellbar sind. Meiner ist seit langem unverändert.)

Gegen 20 Uhr kam eine Schwester und wollte mir den Wasserspültropf anlegen. Ich erwähnte, dass die Ärztin die Kontrastmittelgabe zurückgezogen hätte und damit auch der Tropf unnötig sei.
Die Schwester konnte nun auch nur sagen, dass es verordnet sei und sie ihn deshalb anschließen müsse.
Ich ging davon aus, dass nach 1 1/2 h die Sache erledigt sei und fragte so beiläufig, wie lange er denn liefe, worauf sie antwortete:; Der erste bis bis ca drei Uhr und der zweite dann bis zum Morgen.
Mein Puls war schon den gesamten Tag hoch, aber die Aussicht die Nacht mit einem Tropf zu verbringen jagte Puls und Blutdruck mächtig in die Höhe. Ich habe dafür ja Medikamente für den „Notfall“, durfte die aber nicht nehmen. Es wurde ein EKG geschrieben und mir dann eine Tablette
zum Schlafen gegeben. (Faustan, meine Diazepamtropfen durfte ich nicht nehmen)

Mein Puls änderte sich nicht und ich musste mit dem Ständer aller ½ h ein ordentlichen Weg über den Flur, denn die nächsten beiden Toiletten durften wir ja nicht benutzen.

Nach einer Stunde kam die Ärztin, die die Faustan- Tablette angeordnet hatte und sagte, dass sie in 1- 2 Stunden noch mal ein EKG schreiben würde und Blut abnehmen würde.
Ich sagte, dass ich auch mal schlafen wolle, darauf antwortete dannn die Ärztin, sie auch.
Als sie dann kam und dass Blut abgenommen hatte, sollte ich mich für’s EKG entspannen und dann blubberte dass Blut aus der Abnehmstelle. Ich hätte schreien könne vor Wut, aber mit mir waren ja noch zwei Damen im Zimmer, die so schon genug gestört wurden. Warum sie das Blut abgenommen haben und ob das EKG in Ordnung wäre, sagten sie mir nicht.
Ich habe immer Mal so ½ gedruselt, denn das Herz pochte immer noch stark.

Am Morgen durfte ich nichts essen und wartet, dass mir das Hemdchen brächte und es los ginge.
Stattdessen kam wieder ein anderer Doc und sagte, dass die Radiologen noch einmal beraten hätten und eine CT-Punktion ohne Kontrastmittel nicht möglich sei.
Ich war .......
Zum Glück war ich noch geistesgegenwärtig und fragte, ob ich denn dann den Tropf noch bräuchte und ob er denn notwendig gewesen sei, wenn gestern schon feststand, dass kein Kontrastmittel möglich sei.
Er antwortete: „ Das war doch nur Wasser und hat nicht geschadet“
Ich konnte nur antworten, dass er meine Nachtruhe extrem gestört hat.
Als er mir dann den MRT- Zettel brachte zum Unterschreiben, fragte ich, ob ich nun was essen könne?
Er sagte: „Ja, da haben Sie Recht . Ein kleines Frühstück ist möglich, denn eventuell noch MRT- unterstützt punktiert.“
Als dann die Visite kam, sagte die Oberärztin, wieder eine Neue, dass sie von einer möglichen Radiojodtherapie nichts wusste. Herr Dr. Günther hätte dazu nichts gesagt und deshalb dieses Hickhack entstanden sei.

Ich erfuhr, dass nur das normale MRT gemacht würde und dann entschieden würde, ob und wann die Punktion möglich sei.

Mein Puls war den ganzen Tag sehr hoch und ich dachte zu zerspringen.
Die Schwestern waren sehr liebevoll und eine gestattete mir auch meine Diazepam- Tropfen zu nehmen, weil kein Arzt verfügbar sei.
Gegen 16 Uhr kam dann die Schwester und drückte mir meine Akte in die Hand und eine Tablette und schickte mich allein in die Radiologie.

Die Untersuchung war einfacher, als ich es mir mit meiner Angststörung vorgestellt hatte.

Der Chefarzt sollte dann entscheiden, ob und wann die Lymphknoten am Leberhilus punktiert werden könnten.
Er sagte mir, dass er die Bilder erst in Ruhe ansehen wolle und dann entscheiden würde, ob sie punktiert werden könnten.
Auf den ersten Blick seien sie aber zu klein und es lägen zu viele Gefäße in der Nähe. Außerdem ist neben dem Risiko bei der Punktion auch zu bedenken, dass zu wenig verwertbares Material entnommen werden kann,
und damit eine OP eines weiteren Lymphknoten notwendig machen würde. Das würde dann ja auch 2x 10 Tage Warten bedeuten.
Er würde dann alles weitere mit der Oberärztin besprechen.
Da er heute nur kurz in der Klinik sei, wäre eine Punktion vor dem Wochenende nicht möglich.
Ich bin also schnell auf die Station und habe mir die Flexüle ziehen lassen
(die Stelle war dick und blau) und habe meine Sachen gepackt.
Mein Mann und mein Sohn wollten mich eigentlich nur besuchen und konnten mich nun mit nach Hause nehmen. Schon als wir im nächsten Café saßen normalisierte sich mein Puls und ich war glücklich.
Inzwischen bin zwittrig in meinen Gefühlen.
Wann geht es weiter? Womit geht es weiter.
Heute habe ich meinen Onkologen angerufen und ihm die Geschichte erzählt. Er antwortete: Was erwarten sie jetzt von mir? Sie haben genau geschildert, wie es weiter gehen wird. Wenn es Metastasen des Schilddrüsenkarzinoms sind, dann wachsen die extrem langsam, wenn es ein Morbus Hodgkin ist, dann drängt auch die Zeit nicht und wenn es Metastasen vom Melanom sind, dann haben sowieso keine Chancen.

Ich habe jetzt einen langen Roman geschrieben, weil ich total verunsichert bin, ob ich das alles zu verbissen sehe und der Weg normal ist?
Auch wie Ärzte mit einem umgehen und dass man im Krankenhaus ständig neue Ärzte hat, die sich um einen kümmern und der eine die Entscheidungen des anderen nicht erklären kann.
Auch dass die einzelnen Abteilungen aus meiner Sicht so schlecht zusammenarbeiten und fachliche krankheitsspezifische Besonderheiten eines Patienten nicht austauschen. Habt ihr auch solche Schmerzen, wenn die Flexüle liegt?
Habt ihr da Tipps?

Bitte helft mir und schreibt, ob ihr ähnliche Erfahrungen in Diagnose oder Therapie gemacht habt.
Ich zweifle gerade sehr an der Welt und weiß nicht, was richtig und falsch ist.

Herzlich grüßt Euch Katinka
__________________
Von guten Mächten
wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost,
was kommen mag.
Gott ist mit uns
am Abend und am Morgen
und ganz gewiss
an jedem neuen Tag.
(D. Bonhoeffer)
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