Thema: Hilfe!
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Alt 27.03.2010, 23:45
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Schnuddelmaus Schnuddelmaus ist offline
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Frage AW: Gebärmutterentfernung :-(

Hi ihr Lieben :-)

also, ich hab mal wieder die Zeit gefunden euch zu schreiben und von meinen Erlebnissen zu berichten. Erst mal eine schöne Nachricht vorweg. Die Biopsie per Laparoskopie ist gut gelaufen. Am 11.03 kam ich Krankenhaus und der Eingriff war bereits 1. Tag später Freitags und Samstags durfte ich schon nach Hause. Der Eingriff an sich schien mir schon recht schonend zu sein, allerdings waren die "Schmerzen" hinter her ähnlich wie bei meinem Bauchschnitt, nur nicht gaaanz so intensiv. Tja, und am letzten Do. kam das Ergebnis aus der Frauenklinik per Telefon. Die Gewebeproben der Gebärmutter und der Eierstöcke hat ergeben das.... tam ta ta taaaaaaaaaaaa..... keine Krebszellen mehr nachweisbar sind. "WOW" dachte ich und zwar mit min. 50 Ausrufezeichen. Ich hab mich sooooo gefreut weil für mich damit irgendwie klar war, hey, ich habs wohl geschafft. Tja.... nur so einfach ist das Leben ja nicht... wie wir alle wissen. Bei dem Gespräch damals mit meinem Doc. meinte er meine Lymphknoten seien wieder auf "normal" Größe. Ich hab natürlich nachgestichelt weil ich wissen wollte was wieder auf "NORMALE GRÖSSE" tatsächlich bedeutet. Aber ich konnte meinem Doc. das einfach nicht richtig entlocken. Er benutzt nicht Wörter wie, hey, der Krebs ist weg, jetzt wird alles gut sonder schwallte nur darüber das die Lymphknoten wieder normal sein. Das kommt mir doch alles sehr spanisch vor. In meiner naiven Euphorie hab ich natürlich gedacht: Yup di du, ich bin gesund!!! Lymhis sind normal und an der GB ist auch nix mehr nachweisbar. Da frage ich mich doch nur, warum Ärzte einen manchmal so im Dunkeln tappen lassen... was soll das bringen, wollen die einen schonen oder vielleicht nimmt nur mein Arzt mich nicht richtig ernst. Also ich habe einen echt guten Draht mit meinem Doc. und fühle mich auch sauwohl bei ihm, wir machen immer spässchen und so weiter, aber manchmal denke ich das wir bzw. ich manchmal zu locker und spaßig bin, weshalb mein Arzt mich manchmal nicht ernst nimmt, wenn ich nachbohre. Menno!!!! Ich weiß auch nicht wie ich das genau ansprechen soll. Er ist echt ein toller und guter Arzt, aber ich weiß nicht.... mir fehlen manchmal einfach die Infos und dann fange ich an herum zu >googlen< und schiebe danach erst mal 3 Tage fett Depressionen weil google wirklich, wirklich BÖSE BÖSE ist was seine "statistischen Informationen" über Krebs angeht. Laut google sind wir nämlich quasi alle schon längst TOT!!!! Na ja, vielleicht übertreibe ich auch etwas, aber NUR EINEN EINZIGEN POSTIVEN SATZ über Krebs bzw. die Chemotherapie in Netz zu finden ist genau schwer, wenn nicht sogar fast UNMÖGLICH, wie aus einer Bisamratte ein Kuscheltier zu machen. Echt, I'm frustrated, fu**ing Krebs und sche** google


Na ja, jedenfalls ich in meiner kindlichen Freude dachte echt, yeah Baby, jetzt gehts bergauf und nun biste gesund und kannst Pläne schmieden wie es weiter geht. Das schlimm an der Sache ist.... vor meiner Krebserkrankung hatte ich MONATE LANGE DEPRESSIONEN und eine tiefe Lebens bzw. Existenzkrise. Ich habe meine Ausbildung als Erzieherin nur gemacht und meine Mama happy zu machen, weil sie so sehr wollte das ich was >gescheites< lerne und ich war auch recht gut in Job, aber ich hasse den Job. Weil es überhaupt nie das war, was ich machen wollte. Es war nur einzige von dem ich das Gefühl hatte ich kann es und ich werde Ausbildung schaffen. Nun war ich also fertig mit Ausbildung und kam zum Arbeitsamt, welches mich NON STOP mit Angeboten für Kindergärten bombadierte, weil eine Erzieherin ja in der Kiga gehört.... dabei wollte ich, wenn überhaupt mit Jugendlichen etc. arbeiten, aber dem Amt ist das mal gerade SCHEI** egal gewesen, hauptsache unter. Kann ich ja auch verstehen, es gibt genug Arbeitslose, aber trotzdem... irgendwie finde ich das alles unfair. Und durch die Erkrankung wurde ich aus dieser Krise heraus gerissen. Hört sich blöd an, aber die Krebserkrankung als Krise selbst hat mich vor meiner größten "Tragödie" befreit und deshalb habe ich mich sogar eine Zeit heimlich gefreut weil ich nun in einem "Wattebausch" leben durfte. Aber irgendwann merkte ich auch wie krass das alles wirklich ist und wie sehr mein Leben tatsächlich gefährdet ist und dann wollte ich nur noch GESUND WERDEN, komme danach was wolle. Nun "dachte" ich ja ich wäre gesund und zu meinem ALLER TIEFSTEN entsetzten war ich irgendwo gaaaaanz tief in traurig darüber. Weil ich Angst davor habe wieder mit all den für mich scheinbar unlösbaren Problemen konfrontiert zu werden. Ich bin wütend auf mich das ich es nicht als einen Segen sehen kann LEBEN zu dürfen und vielleicht wieder gesund zu werden, sondern meine Ängste mich dominieren lasse, so sehr, dass sie mir quasi "verbieten" wieder gesund zu werden... kennt jemand von euch sowas???? Ich wäre so froh wenn ich mich mit jemandem darüber austauschen könnte.... wie ändere ich das blos und wie schaffe ich es ohne Angst in meine Zukunft zu blicken und endlich zu sagen, hey, du schaffst das und wenn nicht, nicht schlimm, jeder fällt mal vom Pferd, das wieder aufsteigen ist nur wichtig!!!
Ich war ja aus meiner Sicht wieder gesund, aber die Freude hielt insgesamt nur wenige Tage. Der 1. Tag war der beste und wurde es immer und immer weniger. Jetzt sollte ich vom Amt aus in Erbwerbsminderungsrente treten und da dachte ich nur... mhm... jetzt bin ja gesund, so eine schei** aber auch, dann terrorisiert mich das Arbeitsamt bestimmt bald wieder weil ich dann keine Recht auf die EM-Rente hätte... so ne schei**... bin ich noch ganz dicht??? Hilfe, das ist doch voll GAGA!!! Ich bin ein sehr kreativer Typ und wollte immer einer Arbeit nachgehen in der ich "ohne" Stress (das ohne Stress meine ich im entferntesten Sinne) vor mir herwerkeln kann... zum Beispiel als Comiczeichnerin, weil ich liebe (liebte) das Zeichnen (Talent ist auch da), aber meine Eltern meinten nur: S wie SCHWACHSINN!! Lern was vernünftiges.... und nun lebe ich quasi vor mir her ein Leben das andere sich für mich wünschen... aber das kann doch echt nicht gesund sein. Ich habe überhaupt kein Selbstvertrauen in meine Leistungen und in meine Talente. Über die Jahre wurde es immer weniger und ist heute fast nicht mehr vorhanden... ich komme mir noch zu unfähig vor, Tellerwäscher zu sein, ich habe richtig Angst zu arbeiten und den Anforderungen nicht gerecht zu werden.... boah... na ja, ich texte euch hier zu, das ist ja ein Krebsforum und kein Psychoforum aber mir war einfach danach, entschuldig bitte... ich dachte nur, vielleicht gibt es unter euch welche mit ähnlichen Erfahrungen.... die mir Ratschläge oder so geben können.

Jedenfalls, ärgere ich mich eben über meine eigene Dreistheit: NICHT DANKBAR AUF DIE KNIE ZU FALLEN UND DEN HIMMEL LOB ZU PREISEN dafür das ich quasi "gesund" bin... nein, stattdessen verfalle ich lieber in dumpfes Brüten darüber, wie schlecht sich meine Genesung doch auf meine "Existenzängste" (im weitesten Sinne) auswirkt, boah, da könnte ich mich selbst

Aber zum Genesung überhaupt, da kommt ja der nächste Hammer. Diesen Fr. hatte ich einen Termin bei meinem Doc. und trotz der guten Nachricht der Biopsie war er nicht... na ja, so, ich sage es mal VORSICHTIG weil es ja nur meiner eigenen Wahrnehmung entspricht, positiv gestimmt wie ich. Aber ich glaube ich bin auch ein Typ Mensch der in JEDES WORT und in JEDE GESTE etwas hineininterpretiert, dass seiner oftmals grundlegenden Einstellung entspricht, also ob man eher schnell etwas neatives oder postives aus den Dingen zieht. Jedenfalls meinte er, nach dem er sich mit den anderen Ärzten besprochen hatte (Gott sei dank das ich diese Gespräche nicht mit bekomme, ich würde wahrscheinlich in die tiefsten depressiven Abgründe fallen )
das ich noch 2 x mal R-Chop zusätzlich bekomme, danach soll eine PET/CT gemacht werden und wenn dann alles gut ist, meinte er, würden sie mich endgültig (oder auch vorerst, man weiß ja nie) in ruhe lassen. Das würde aber auch bedeutet, dass das berüchtige >Damoklesschwert< im Bezug auf den Verlust meiner GB immer noch über "uns" (er meinte tatsächlich, wortwörtlich uns *lol*) schweben würde. Wenn bei der PET noch >irgendwas< aufleuchtet, tja dann... ist guter Rat teuer!!! Ich meinem ärztlichen Kurzbrief stand dann so etwas wie "partielle Remission" ich hab erst mal durch die Sauklaue potenzielle oder prinzipielle gelesen... aber durch erneutes googeln (oh ich hasse diese Suchmaschine) stieß ich dann auf eben partielle Remission, was soviel heißt wie, joah, is besser geworden aber net wirklich gut. Der Tumor ist um mehr als 50% zurück gegangen. Nach 6 Zyklen wohlbemerkt. Da frage ich mich doch nun wirklich, wie groß die Chance ist das nach 2 weiteren Zyklen die Tumore nicht mehr "partiell" sind. Ich hab nun echt schiss bekommen, das ich es wohlmöglich nicht schaffe... oh mein Gott, ich will nicht sterben
Ich war auch im 4. Stadium der Erkrankung... merkwürdig ist auch, dass 4 Stadium bedeutet das mehr als nur ein Lymphknotenbereich einbezogen ist, sprich Organe, Knochenmark etc. aber mein Primärtumor war von BEGINN AN, an der GB (also sprich Organ), also war ich dann schon von Beginn an im 4. Stadium?????? Ich wünsche mir sooo sehr gesund zu werden und ich werde an mir abreiten alles schätzen zu lernen... aber ich möchte nur soooo gerne gesund werden...

Wie ist es eigentlich bei euch so mit Remisson/Rezidiv gelaufen???
Und gibt es hier jemand der schon seit einigen Jahren in Remission ist???? Die machen einem ja gerade im Bezug auf die Hodgkin Erkrankung ziemlich viel Angst was einen "Zweitkrebs" angeht. Von wegen Leukämie oder Lungenkrebs etc.
Mein Fresse, besteht das Leben das man jetzt hat NUR NOCH AUS KREBS?????
Ist es das worauf es jetzt den Rest meines Daseins heraus läuft???? Die Angst vor Krebs.... wann und wo und wie wird er mich "beißen"... ich will so nicht Leben. Das Simonton Seminar hat mir sehr viel geholfen, aber es ist sooooooooo schwer seine innerlichen Glaubenshaltungen zu ändern.

Wie auch immer, es tut mir Leid das ich euch nun sooooooooo dermaßen vollgelabert habe, aber mir war einfach soooooo sehr danach.....

Danke an alle die diesen RIESIGEN Text überhaupt lesen

Ich wünsche euch allen einen friedlichen, ruhigen Abend...

Lg eure Schnuddelmaus
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Kämpfen nicht sein gut, aber wenn Kämpfen, dann gewinnen!!!!!!

Mr. Miagi aus Karate Kid
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