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Alt 01.04.2008, 12:53
Annika0211 Annika0211 ist offline
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Registriert seit: 06.02.2008
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Standard AW: Warum hast du uns nichts gesagt?

Zitat:
Zitat von MandyT Beitrag anzeigen
...Unsere Familie hat schon viel durchgemacht und immer haben wir zusammengehalten. Somit sagten auch wir diesem Krebs den Kampf an...
Liebe MandyT.
Es tut mir aufrichtig leid, dass du und deine Familie so einen starken Verlust erleiden musstet.
Schön, dass ihr als Familie so gut zusammenhaltet. Das war das absolut beste und ist es auch für die Zukunft. Die Familie kann sich gegenseitig viel Kraft, Stärke und Ablenkung geben. Genau die Art, die man jetzt braucht.
Ich bin fest davon überzeugt, dass dein Papa das gespürt hat, dass er zufrieden war, dass ihr so gut zusammenhaltet und auch weiterhin gemeinsam stark sein werdet.

Zitat:
Zitat von MandyT Beitrag anzeigen
...Am 26.03.2008 ist er für immer ruhig eingeschlafen. Es tut uns so leid, dass niemand bei ihm war, als er eingeschlafen ist, aber nicht einmal die Ärzte haben geahnt, dass alles so schnell geht. Noch am Vormittag habe ich mit der behandelnden Ärztin gesprochen und einen Termin für den nächsten Tag vereinbart, da wir wissen wollten, wie die Behandlung jetzt weiter läuft. Sein kleiner „Hosenscheißer“ hatte doch auch noch ein Bild für ihn gemalt. Wir können es immer noch nicht fassen, dass er nicht mehr wiederkommt. Im Nachhinein haben wir den Befund vom 03.01.2008 zu Hause in der hintersten Ecke seiner Unterlagen gefunden. Laut dem Befund wurde bereits am 03.01. ein massives Größenwachstum festgestellt. Auch waren die Metastasen in der Leber enorm gewachsen und neue Metas sind hinzu gekommen.Warum hat er uns nicht die Wahrheit gesagt, wie es um ihn steht? Warum hat er alles mit sich selbst ausgemacht? Ich verstehe es einfach nicht. Ich bin so unendlich traurig und ich weiss auch nicht, wie ich meinem Sohn beibringen soll das sein geliebter Opa Harti nicht mehr wieder kommt.
Weißt du, mein Papi war auch verschwiegener als es uns lieb war. Er wollte die Familie nicht mit seinen Ängsten und Beschwerden belasten. Das haben wir damals täglich bemerkt. Wir haben aber auch gemerkt, dass es ihm nicht gut gehen konnte. Aber es war ihm unangenehm, wenn wir uns um ihn Gedanken machten. Er wollte das einfach nicht.
Auch wenn ich jetzt Schelte kriege, aber ich habe durch die Erfahrungen hier im Forum gelesen, dass es vielen Männern so geht - sie sind einfach verschlossen und machen alles mit sich selbst aus. Immerhin sind sie das Familienoberhaupt und die zeigen keine Schwäche.
Manchmal gehen die Menschen, wenn ihre Liebsten gerade gegangen oder noch nicht da waren. Ich bin davon überzeugt, dass sie den Zeitpunkt ihrer großen Reise hinter den Horizont selbst bestimmen können.
Für viele ist es wichtig, die Reise alleine, ohne "Zuschauer" anzutreten - denn sie wissen auch, dass man solche Momente als Angehörige niemals vergisst.
Für manch andere ist es wichtig, noch Dinge zu regeln, noch einmal zu wissen und zu sehen/hören, dass die Liebsten da sind, um sich die "Absolution" zum Gehen zu holen.
Daher ist es auch wichtig - wie ich finde - dass man den Reisenden vorher begleiten soll, ihm ruhig sagen darf, dass er beruhigt gehen darf, sich keine Sorgen machen und loslassen soll.
Wir haben das so praktiziert und ich muss sagen, dass es "wunderschön" auf eine ganz spezielle Art war. Das waren Momente, die ich niemals vergesse, die mir immer wieder die Tränen in die Augen treiben. Wer gibt schon gerne auf oder lässt den geliebten Menschen los?
Natürlich wollten wir niemals auf ihn verzichten, aber er sollte auch keine Schmerzen mehr leiden und sich quälen. Er hat sich für uns gequält, für uns gute Laune gehabt und sich für uns tapfer und aufrecht gehalten.
Menschen, die sowas schlimmes erdulden müssen, sind die wahren Helden - sie gehen zwar als "Verlierer" aus dem Kampf gegen den Krebs, sind aber in unseren Herzen die ganz Großen, die Gewinner, die hinter dem Horizont weiterleben ohne Schmerzen, Kälte und Angst - und haben immer im Blick: ihre Liebsten.

Für deinen Sohn wird es sicher auch schlimm, aber Kinder gehen anders damit um. Ich habe keine eigenen, aber konnte genau das hier im Forum ganz oft nachlesen. Wenn du ihm erklärst, wo der Opi jetzt ist, dass es ihm dort besser geht und er keine Schmerzen mehr hat, dann wird er seine eigene Theorie entwickeln, um das zu verstehen und damit zu leben.
Sein Opi ist noch da - nur sieht er ihn nicht mehr.

Ganz viel Kraft und Mut wünsche ich dir und deiner Familie.
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Alles Liebe.
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Papa, für immer in meinem Herzen - 31.12.2007
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