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Alt 23.02.2008, 21:17
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Linnea Linnea ist offline
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Standard AW: Tumorreste sollten < als 1 cm sein

Liebe Manu

wie schön zu hören, daß es Dir ein kleines bißchen besser geht! Eigentlich wollte ich Dir gestern schon schreiben, aber da wollte mein Dödelkopf nicht so richtig...

Es tut mir so leid, daß Du gerade wieder diese Ängste ausstehen mußt! Und der Gedanke an die Kinder ist immer am schlimmsten, nicht wahr? So lange man mit Therapien beschäftigt ist, wird er oft von viel Hoffnung auf Heilung oder Besserung überstrahlt. Aber gerade vor solchen Untersuchungsterminen kriechen die Ängste wieder aus ihren Löchern.

Mir war vor meiner eigenen Erkrankung nicht bewußt, wie besonders diese Krebsangst ist. Jede lebensbedrohliche Krankheit geht natürlich mit Ängsten einher, aber diese scheinen sich stark zu unterscheiden. Meine Herzgeschichte z.B. hat mir gezeigt, wie unmittelbar bedrohlich sich akute Probleme in diesem Bereich anfühlen können. Das ist sehr erschreckend, aber man spürt eben auch ganz genau, wenn sich das Herz wieder beruhigt. Man kann an sich selbst gut wahrnehmen, ob sich das Problem verschlechtert oder verbessert und wird daher bei Nachuntersuchungen wohl eher selten von den Ergebnissen überrascht.

Aber bei Krebserkrankungen ist das ganz anders. Der Krebs hat sich ja zunächst ganz unbemerkt eingeschlichen - gerade im Bauchraum wächst er ja oft schon lange, bevor man etwas davon mitbekommt - und ohne Vorwarnung steht man plötzlich mit einer Krebsdiagnose da. Daß dabei das Vertrauen in die eigene Körperwahrnehmung stark erschüttert wird, ist nur allzu verständlich. Aber ohne dieses grundlegende Gefühl, kann man sich den Gedanken "Vielleicht ist ja doch wieder etwas" kaum vom Hals halten. Auch wenn man sich gut fühlt, könnte dieses Gefühl ja trügen.

Es ist unglaublich schwer mit dem Verlust dieses "Urvertrauens" (wie eine Frau aus dem Lymphom-Forum neulich so treffend formuliert hat) umzugehen, finde ich. Oft komme ich mir vor wie jemand, der ein schlimm zugerichtetes Tier anlocken will, das einmal ein Haustier war, lieb, gesellig und vertrauensvoll, das jetzt aber aufgrund seiner traumatischen Erfahrungen immer wieder davonrennt, auch wenn es noch so gerne dableiben und die angebotene Zuwendung genießen möchte. Ich weiß leider auch noch nicht, was da hilft...

Liebe Manu, jetzt bin ich mal wieder ins Schreiben gekommen, dabei wollte ich eigentlich nur sagen, daß ich Dir und den anderen, die jetzt schlimme Wartezeiten erleben müssen, meine besten Gedanken schicke. Diese Warterei ist so wahnsinnig belastend!

Liebe Manu, alles liebe und Gute wünscht Dir
Deine Linnea
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Einen Menschen zu lieben heißt:
Ihn zu sehen wie Gott ihn gemeint hat.
Liebe ist das Geheimnis der Brotvermehrung.
- Christine Busta -
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