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Alt 22.09.2016, 09:16
phoenix2016 phoenix2016 ist offline
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Beitrag Neuer Mitstreiter sagt Hallo

Hallo zusammen,

auch mich hat es erwischt - im Alter von 30 Jahren. Ich bin verlobt und komme aus Nordbayern.

Es fing Anfang August 2016 mit mittelschweren Rückenschmerzen an - die Ärzte und ich gingen davon aus, dass das ganze stressbedingt hervorgerufen wurde. Eine Woche wurde ich krankgeschrieben, danach ging es wieder auf die Arbeit. Nach wenigen Tagen bemerkte ich allerdings, dass mein rechter Hoden größer wurde und sich leicht verhärtet hatte, die Rückenschmerzen waren allerdings verschwunden. Nach einigen Internetrecherchen stieg die Angst vor Hodenkrebs und Panik machte sich breit. Als der Hoden dann meines Erachtens ziemlich groß war (Ende August), schaute ich den Tatsachen ins Gesicht - Tränen und Verzweiflung am Wochenende des 03.09.2016 waren die Folge sowie die Einweihung meiner Verlobten. Am Dienstag, 06.09.2016 hatte ich dann kurzfristig einen Termin bei einem ortsansässigen Urologen bekommen.

Da ich - wie wohl einige in meinem Alter - noch nie bei einem Urologen war (oder mich nicht daran erinnern konnte), war die Nervosität entsprechend groß. Dies war aber - wie ihr euch denken könnt - unbegründet. Der Bluttest und die Ultraschall-Untersuchung (welche nicht schmerzhaft war) bestätigten dann meine Befürchtungen - ich wurde direkt ins CT gesteckt. 2 Stunden später wurde Hodenkrebs bestätigt samt Metastasen in den Lymphknoten, Bauchdecke (?) und Lunge. Mein Urologe und auch die Helferinnen nahmen sich Zeit und leisteten ersten seelischen Beistand. Noch am selben Tag weihte ich sowohl meine Familie als auch meinen Chef ein mit dem Hinweis, dass ich wohl für mind. 6 Monate ausfallen werde.

Der erste wichtige Schritt war die Entfernung des rechten Hodens, damit sich das Zeug nicht ungehindert weiter im Körper ausbreitet. Schnelles Handeln war gefragt. So wurde dann nach kurzer Diskussion zwischen meiner Verlobten und mir noch am selben Tag der Diagnose entschieden, dass die OP in der Uniklinik Dresden stattfinden soll - sie hat angerufen, Termin zur Einweisung am Donnerstag, 08.09.2016 und OP am Freitag, 09.09.2016 klargemacht.

In der Uniklinik wurde ich sehr gut aufgenommen (sollte die Abteilung URO-S3 hier mitlesen: nochmals vielen Dank für alles!) - samt erneuten Rundumtests - Urintest, Bluttest, nochmaliges CT. Das CT ergab laut Entlassungsbrief: Interaortocavale Lymphknotenmetastasen, bipulmonale Metastasen; Multiple bipulmonale Lungenrundherde (n=12), exemplarisch im rechten Unterlappen von 15x13mm bzw. linker Unterlappen von 16x15mm.

Es stellte sich zu diesem Zeitpunkt auch die Frage einer Kryostase (Konservieren von Sperma) - auch das habe ich sicherheitshalber vorgenommen, denn man weiß ja nicht, wo und wie es enden wird.
Am Freitag, 09.09.2016 um 09:00Uhr wurde ich dann zur Narkose geschoben, und um 10:30Uhr war der erste Schritt schon getan, als ich dann im Aufwachraum erwachte. Ich war ziemlich hinüber, merkte aber, dass alles scheinbar gut verlaufen ist. Keine Schmerzen, lediglich ein Schlauch samt Blutbehälter hängte an mir. Dieser wurde dann am Samstag 10.09. schon entfernt, erste Schritte waren schon wieder möglich. Bereits am Montag, 12.09. wurde ich wieder aus dem Krankenhaus entlassen, nachdem ein abschließender Ultraschall von Hodensack, Blase und Niere sowie meine Blutwerte grünes Licht gaben.

Wieder in der Heimat angelangt sagte ich bei meinem Hausarzt sowie bei meinem Urologen "Hallo" und berichtete von meinem derzeitigen Befinden und Erfahrungen. Die Wundheilung schreitet aus meiner Sicht gut voran, seit einigen Tagen (etwa 20.09.) zwickt/drückt nicht einmal die Wunde mehr. Wäre da nicht eine 8cm lange Narbe samt Pflaster, würde ich gar nicht merken, dass mir ein Hoden fehlt - es sieht sogar alles so aus wie bisher; man könnte meinen, der rechte Hoden sei lediglich auf ein Minimum geschrumpft.

Was allerdings derzeit in meinem Kopf herumspukt ist die Angst vor der Chemotherapie. Aufgrund der Metastasenbildung wurde ich an allen Stellen schonmal darauf vorbereitet, dass es mind. 3 Chemo-Runden geben wird. Alle Ärzte beruhigten mich aber mit den Worten, dass alles den Umständen entsprechend sehr gut aussieht. Wie und wann die Chemo genau stattfinden wird, ist noch offen, da sowohl der Befund des entnommenen Hodens als auch eine Zweitmeinung aussteht. Mein Urologe legte mir da die Uniklinik Jena nahe - und ich nehme an, dass ich dort in den nächsten Tagen zu einer Untersuchung vorstellig werde.

Mein Tumormarker vom 08.09. zeigt nachfolgende Werte; telefonisch wurde mir diese Woche mitgeteilt, dass der Tumor nicht-seminom sei:
ß-HCG 280 U/I, AFP 203ng/ml, LDH 4,09 mümol/l*s, PLLAP ausstehend

Da ich auch eine Berufsunfähigkeitsversicherung vor Jahren abgeschlossen habe, habe ich diese Woche die Versicherung angeschrieben - Entlassungsbrief der Uniklinik samt Werdegang inkl.

Nun bin ich gespannt wie alles weitergeht und motiviere mich innerlich für die nächsten Schritte

Geändert von phoenix2016 (22.09.2016 um 09:41 Uhr)
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