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Alt 22.07.2005, 13:20
Gast
 
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Standard Bestrahlung bei Hirnmetastasen?

Hallo an alle!

mein Mann (58) hatte Anfang April 05 Sprachschwierigkeiten. Er konnte Worte nicht mehr formulieren bzw. sich nicht erinnern.
Später hatte er ständige Kopfschmerzen und auch Probleme beim lesen und schreiben.
Unser Hausarzt meinte er wäre überarbeitet und gestresst und hat ihn krank geschrieben. Er brauche Ruhe und solle sich ausruhen. Da der Zustand von Tag zu Tag schlechter wurde, sind wir eigenmächtig zu einem befreundeten Radiologe gefahren, der sofort ein Kopf-CT gemacht hat.
Anhand dieser Bilder und einer Biopsie in städt. Klinikum Karlsruhe wurde ein malignes Gliom (hirneigener bösartiger Tumor) diagnostiziert. Dieses sollte bestrahlt werden, da bei einer OP die Gefahr der halbseitigen Lähmung bestehe.
Das haben weder mein Mann noch ich akzeptiert und sind mit unseren Unterlagen auf eigene Kosten in die Uni-Klinik Tübingen gefahren. Der Neurochirurg hat das Risiko der Lähmung bei einer OP mit 5% angesetzt.
Mein Mann hat sich für die OP entschieden.
Der Tumor wurde Ende Mai 05 ohne Komplikationen entfernt.
Dabei wurde jedoch leider auch festgestellt, dass er 2 Tumore in der Lunge (jeweils in einem Flügel) hat. Die Auswertung des Gewebes ergab, dass der Tumor im Kopf nicht, wie diagnostiziert, ein hirneigner war, sondern eine Metastase aus der Lunge.
Ab nächste Woche wird der ganze Kopf im Vincentius Krankenhaus Karlsruhe bestrahlt für 4 Wochen. Danach soll er dann eine Chemo (stationär) in der Lungenklinik Schillerhöhe erhalten.
Mal sehen, wie er das alles verträgt.
Die Nebenwirkungen von Cortison setzen ihm jetzt schon zu (keine Kraft, aufgequollen, Probleme mit der Verdauung, extrem Wasser in den Beinen (Knöcheln).
Aber die schlimmste Nebenwirkung für mich und unseren Sohn, ist die Wesensveränderung. Er ist fast nur noch agressiv und ungerecht. Wir leben jeden Tag wie auf einem Pulverfass, alles was man sagt oder tut kann falsch sein und er explodiert.
Er meint immer, alle wollen ihm schaden oder Vorschriften machen. Wenn ich ihn z.B. frage, ob ich ihm seine Kopfhörer zum fernsehen bringen soll (er hört schlecht) meint er gleich, ich wolle ihn erziehen und schreit mich an: er lässt sich von niemanden erziehen, und wenn jemand was will, dann grade nicht. Er macht was und wann er es will. Bekannte/Nachbarn haben inzwischen auch keine Namen mehr, sondern sind "der Alte", "die Arschlöcher" etc. Sehr unangenehm ist auch der Besuch in Krankenhäusern/bei Ärzten, da er dort jede Sprechstundenhilfe, Krankenschwester anpöpelt (auch persönlich wird) und den Ärzten alles mögliche unterstellt.
Mein Job besteht dann immer darin, mich bei den Betreffenden für sein Verhalten zu entschuldigen, da er das sicher nicht so meint. Ich glaube es ist seine Art mit seiner Angst umzugehen.
Aber auf die Dauer ist das doch sehr belastend. Außenstehende bekommen das mal für kurze Zeit mit, aber wenn man jeden Tag mit ihm zusammen ist und ständig "angeschossen" wird, ist der Akku manchmal schon sehr leer.

Scheinbar ist das nur bei meinem Mann so?
Sorry, dass ich euch mit soviel Text zuschütte, aber ich habe das Gefühl ich muss das mal loswerden.

Ich wünsche Euch allen viel Stärke für das was noch kommt.

Viele Grüße

Rena
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