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Alt 23.06.2007, 16:42
bobbylee bobbylee ist offline
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Registriert seit: 04.12.2005
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Standard AW: Rückmeldung und Abschied auf Zeit

Liebe Katrin ,

ich kann mich Leena nur anschließen. Was entgegnet man auf deine Worte? Hier kann jetzt erst einmal nichts trösten. Ja, es ist nicht richtig, dass die Menschen sich mit dieser Geißel auseinandersetzen müssen, die so viele Pläne und Wünsche zunichte macht und unser Leben bedroht. Aber was können wir tun, wenn es uns getroffen hat ? Wenn immer noch eine weitere Hiobsbotschaft dazu kommt ? Die Verzweiflung ist sicher unser erster Begleiter, gefolgt von der Angst und schließlich der Wut, dass das Leben, das man sich vorgestellt hat, jetzt nicht realisiert werden kann. Erst mit der Zeit, wenn man sich beruhigt hat, findet man dann einen neuen Weg , einen Weg in ein Leben, das dann auch lebenswert ist, halt anders als man es einmal geplant hat. Das Wichtigste, liebe Katrin, ist vor allem, dass der Tumor entfernt wird und zwar so gründlich, dass die Gefahr eines weiteren Rezidivs weitgehendst ausgeschlossen werden kann. Das Wichtigste ist, dass du gesund wirst. Alles andere findet sich dann.

Ich war auch anfangs sehr verzweifelt. Einmal hatte ich in der Klinik einen schönen Traum, ich war in einer Stadt in Frankreich ( Straßburg ?) mit guten Freunden. Wir saßen in einem Restaurant am Fluss. Die Stimmung war so glücklich, so unbeschwert und ausgelassen. Es wurde viel gelacht und alles war bestens, bis ...ja, bis das Pflegepersonal auf seinem morgendlichen Rundgang hereinkam. Ich war damals richtig verstört, als mir langsam wieder bewusst wurde, wo ich war, warum ich da war, dass ich jetzt ein Stoma hatte. Damals glaubte ich wirklich, dass ich nie wieder so glücklich sein könnte. Der Kontrast zwischen den tiefen Gefühlen des Glücks in meinem Traum und der nüchternen Realität, der beängstigenden Zukunft war zu krass. Dieser Tag war einer der schlimmsten, die ich nach der Operation hatte.

Aber ich wurde wieder glücklich, noch in meiner Radiochemozeit verbrachte ich schöne Stunden mit guten Freunden, zwar nicht in einem französischen Restaurant direkt am Fluss, und meine Stimmung war auch nicht ganz so unbeschwert wie früher, aber ich konnte wieder lachen, die Krankheit für kurze Zeit vergessen. Diese Momente gab es dann auch wieder öfters und irgendwann steht man dann wieder im Leben , in einem etwas anderem Leben als gedacht, aber man lebt und es gibt noch so viel Schönes, das es zu genießen gilt.

Die besten Wünsche für dich, liebe Katrin, für eine erfolgreiche Operation und eine schnelle Genesung. Es findet sich wieder ein Weg, und vieles, was im Augenblick so schwer zu begreifen ist, wird in einem anderen Licht erscheinen. Wenn man verzweifelt ist, schaut alles unbezwingbar aus. Sind der Optimismus und die Zuversicht wieder da, werden die unbezwingbaren Berge schon viel kleiner.

Sei ganz lieb gegrüßt
B bby Lee
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