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Alt 23.09.2011, 00:26
undine undine ist offline
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Standard AW: zwischen wur und trauer...

Hallo Missfesch,

ich weiß nicht, ob du schon mal in meinem Thread gelesen hast, (versuche eigentlich gerade eine kleine KK-Pause zu machen, klappt aber nicht ,) da wirst du schon an meiner Überschrift sehen, dass es zu Anfang so viel Verwirrung um Diagnosen gab.
Ich denke, es ist nicht ungewöhnlich, dass zu Anfang auch viele Missverständnisse entstehen. Meine Ma bekam zuerst die Info, dass sie bald ableben müsste und kurz danach verstand sie den Arzt so, als sei es kein Tumor.

Es war ein furchtbares Auf und Ab, und das emotionale Chaos schleicht sich ab und an wieder herein. Aber man bekommt abartiger Weise auch eine Art Routine.

Liebe Missfesch, was ich dir eigentlich sagen wollte ist, akzeptiere das, was deine Mutter will. Auch wenn es dir schwer fällt. Sie muss erst jetzt einen Weg finden, damit umzugehen. Da wir uns als Angehörige alle NICHT WIRKLICH vorstellen können, was es bedeutet, mit der Todesbedrohung zu leben, haben wir kein Recht, unsere Bedürfnisse vor ihren zu stellen.

Vertraue deiner Mutter, dass sie sich ihren Weg suchen wird, emotional damit umzugehen. Und auch wenn sie jetzt vielleicht nicht darüber reden will, kann es sein, dass sich das in einem Monat ändern wird.

Meine Ma wollte mich beim ersten Ärztegespräch dabei haben und danach lehnte sie es ab, dass ich die Ärzte interviewe. Ihre Aussage: "Du bist Journalistin und bist immer so bohrend mit deinen Fragen." Tja, das war schlimm für mich. Aber ich habe es akzeptiert.

Mittlerweile will sie mich überall dabei haben und ich helfe ihr mit Recherche und anderen Aktivitäten. Sie hat ihre Meinung also komplett geändert, obwohl sie zuvor ähnlich wie deine Ma reagiert hat.

Meine Ma sagte vor ein paar Tagen, dass sie nicht um jeden Preis leben will. Und ich habe ihr gesagt, dass sie die alleinige Bestimmerin ist. Ich werde sie zu nichts nötigen, nur weil ich es für richtig halte. Ich kann nur versuchen, mit Rat, Tat und Informationen zur Seite zu stehen.

Aber ich kann dir auch Mut machen. Meine Ma hat ihre Diagnose im November 2011 bekommen. Ich habe nicht geglaubt, dass sie jetzt noch leben würde. Die Prognosen waren total schlecht.
Aber die Chemo hat einfach perfekt bei ihr angeschlagen und den Tumor klein gemacht .

Ach ja, meine Ma ist im Stadium IV, wie du an meiner Signatur sehen kannst. Krebs hatte gestreut. Ihr wurde insgesamt 2,5l Wasser aus der Lunge geholt.

Auch wenn nicht mehr operiert werden kann, kann eine Chemo eine gute Option sein. Bei meiner Ma ist es auf alle Fälle so.

Ich wünsche Euch alles Liebe und viel Kraft. Ich kann dir nur ans Herz legen, deiner Ma Zeit zu geben, ihren Weg zu finden.
Es ist unglaublich schwer. Ich weiß.
Wenn meine Ma sterben wird, werde ich garantiert zusammenbrechen. Es wird mich zerreißen, auch wenn meine Ma "schon" 70 ist.

Du bist selber Ma und weißt auch, dass du deine Kinder schützen willst. Ich denke, dieses "Für sich behalten" ist auch ein mütterliches Verhalten, um dich zu schützen.

Liebe Grüße, Undine
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Ich habe mit Hilfe der Menschen im Krebsforum meine Mutter 2010-2011 bei ihrer Lungenkrebserkrankung (Adenokarzinom) begleitet.
Sie starb Weihnachten 2011.
Danke an alle, die mir geholfen haben. Und alles Liebe für alle, die den Kampf gegen Krebs bestreiten.
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