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Alt 23.04.2010, 20:39
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Kirschbonbon Kirschbonbon ist offline
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Standard AW: erfahrungsbericht meiner prophylaktischen mastektomie

Hallo ihr!
Auch ich hab diese Op hinter mich gebracht. Allerdings mit vielen vielen Komplikationen. Aber ich würde es trotzdem immer wieder machen! Lieber ein bissl verstümmelt als krank zu sein. Zumindes trifft das auf mich und meine Gedanken zu.

Im Sommer 2008 wurde bei mir der Gen-Defekt BRCA1 diagnostiziert. Darum hab ich mich für die Op entschieden. Ich möchte alles in meiner Macht stehende tun um gesund zu bleiben. Sollte ich trotzdem krank werden, muss ich mir nie selber sagen: Hätte ich damals doch...

Im November 2009 wurden mir dann die Brüste amputiert und in der gleichen Op mit Silikonimplantaten wieder aufgebaut. Ich habe mich auch dazu entschlossen, dass die Brustwarzen mit entfernt werden. Meine Tante hat sich Brustwarzen erhaltend operieren lassen und kurz darauf ist genau dort der Krebs wieder gekommen. Denn auch die Brustwarzen sind ein Risikogewebe! Für sie hies das dann Op, Chemo, Bestrahlung,... das ganze Programm. Also stand für mich fest, alles was ein Risiko darstellt und weg kann muss auch weg!
Zwei Wochen nach der Op hat sich die rechte Seite entzündet. Ich hatte hohes Fieber und solche Schmerzen, dass ich mich nicht mal mehr selber vom liegen aufrichten konnte. Mit Antibiotika hat man das dann wieder in den Griff bekommen.
Im Januar wollte ich dann wieder arbeiten gehen, stehe am Morgen auf und merke, dass die Narbe extrem nässt. Also... wieder ab zum Doc! Der war ganz erschrocken und sagt: "Da schaut ja das Implantat schon raus!!" Eine Abstoßungsreaktion... Scheiße! Also wieder ab ins Krankenhaus, gleich die nächste Op, das Implantat musste ja wieder raus. Man hat dann ein Mini-Implantat als Platzhalter eingesetzt weil geplant war, dass man im Anschluss ein Expander einsetzt um die Haut dann wieder etwas zu dehnen und dann nochmals das gleiche Implantat wie vorher hinein tun kann.
Aber Pfeifendeckel! Die Haut war so mitgenommen, dass das mit dem Expander nicht möglich war. Sie war ein einigen Stellen so dünn, dass sie wohl beim Dehnen gerissen wäre. Einzige Möglichkeit zur Rekonstruktion der rechten Brust war dann nur noch die Transplantation von Eigengewebe das vom Bauch genommen wurde. Tram-Flap.
Diese wurde dann im April 2009 gemacht. Riesen Op, aber immerhin war der Bauchspeck vom Winter weg! Als alles abgeheilt war hat man dann gesehen, dass die "neue" Brust fast doppelt so groß als die andere ist. Bei der Tram-Flap Op wird immer etwas mehr transplantiert, da sich in der Abheilungsphase wohl bis zu 30% des Gewebes noch abbauen kann. War bei mir nicht der Fall... war wohl gut im Futter... Man hat dann in einer weiteren Op im Dezember 2009 noch etwas Gewebe entfernt, ich hab aber immer noch einen extremen Größen- und Formunterschied. Sieht also extrem unschön aus. Und auch die Brustwarzen kann man so nicht rekonstruieren... meine Ärztin sagte, das sieht aus wie ein schiefes Bild an der Wand. ^^

Man müsste nun einen Implantataustausch vornehmen um wenigstens einigermaßen einen Größenangleich zu haben und die Brust "fertig machen" zu können. Dazu benötige ich jedoch die Zusage der Kostenübernahme von der Krankenkasse. Heute kam die Absage... Die Begründung: Mit einer Ausgleichsprotese ist für Ausenstehende nichts zu erkennen und ich wäre dadurch ja auch nicht in meinem Alltag behindert. Das war wie eine Ohrfeige. Ich bin 29 Jahre alt und soll so rum laufen?? Super. Was sind denn das für Leute die so entscheiden?? Freund? Schwimmbad? Weggehen mit schönen Oberteilen? Psychisches Leiden? Aber nein... ich bin nicht beeinträchtigt.
Naja, am Dienstag habe ich einen Termin bei meiner Frauenärztin, die zum Glück extrem engagiert ist. Dann werden wir Widerspruch gegen das Gutachten einlegen und ich hoffe, dass ich nicht bis ans Ende meiner Tage so rum laufen muss. Aber selbst wenn... ich würde den gleichen Weg wieder gehen.

In vier Jahren ist dann die Entfernung der Eileiter, Eierstöcke und der Gebärmutter dran. Aber bis dahin hab ich noch ein bissl Zeit. Erst mal ein bisschen Familienplanung machen. ^^

Allen die diesen Weg noch vor sich haben wünsch ich ganz viel Glück und drücke die Daumen! In den wenigsten Fällen läuft es so schief wie bei mir. Ich bin bei so Sachen immer ein bissl ein Sonderfall...

Liebe Grüße vom Kirschbonbon!
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