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Alt 15.05.2014, 09:26
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Guten Morgen,

vor langer Zeit hat mal jemand zu mir gesagt: "Es gibt kein 'aber'." Hm, ok, dachte ich. Schön und gut, wenn sie so meint? Doch der Gedanke ging mir nicht mehr aus dem Kopf.

Also, begann ich dieses Wort durch andere zu ersetzen oder es zu umschreiben. Manchmal fiel es schwer, etwas anderes zu finden. Dabei fiel mir dann auf, wie oft man dieses Wörtchen benutzt. Sehr oft. Vielleicht ist es noch niemandem aufgefallen: ich benutze dieses Wort seit langem nicht mehr, doch lesen kann ich es hier sehr oft.

Für mich ist dieses Wort zum Unwort geworden. Warum? Für mich hat dieses Wort einen negativen Geruch. Es soll etwas ausdrücken, was eigentlich selbstverständlich ist: dass es zu jedem Gedanken auch einen Gegengedanken gibt, zu jeder Meinung eine Gegenmeinung. Es zieht einen guten Gedanken ins Negative, ist eine Caesur, ein erhobener Zeigefinger, die Betonung der anderen Seite. Manchmal sogar der Mittelfinger, mit Verlaub.

"Es ist schön, dass ... 'aber' ..." und schon ist das Schöne gar nicht mehr schön. Es wird umgedreht und die ursprüngliche Aussage ist ins Gegenteil verkehrt.

Das heißt nicht, mit Scheuklappen durch die Gegend zu rennen und nicht mehr nach rechts oder links zu schauen. Es heißt: der Gedanke, das Gefühl, der Umstand ist jetzt gerade so und die andere Seite der Medaille sehe ich mir ebenfalls an. Vielleicht auch später.

Dieses kleine Wort verhindert oft ein positives Denken. Natürlich ist mir auch klar, dass es nicht nur positive Dinge gibt. Hinzu kommt, dass ich auf der Suche nach einem Ersatz für dieses Wort mein Geschriebenes überdenken und eine Entscheidung treffen muss, welche Seite des Gedankens oder Ereignisses jetzt eigentlich wichtiger ist oder besser.

Dieses kleine Wörtchen ist für mich eine Gedankenbremse. Es nicht zu benutzen verhindert nicht, an das Gegenteil zu denken. Es zu benutzen bedeutet, das zuerst gedachte in die Tonne zu treten. Wenn ihr wollt, dann denkt mal drüber nach und versucht es und beobachtet euch dabei selbst.

Draußen strahlt die Sonne vom Himmel. Kein 'aber'. Ich weiß, dass der Wetterbericht Regen angesagt hat. Jetzt genieße ich.


In diesem Sinne einen guten Tag,

Helmut
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Geändert von HelmutL (15.05.2014 um 09:35 Uhr)
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