Einzelnen Beitrag anzeigen
  #781  
Alt 11.06.2012, 22:08
Friederike-Berlin Friederike-Berlin ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 30.03.2012
Beiträge: 6
Standard AW: Lk-Forum-User stellen sich vor

Hallo Ihr Lieben!

Ich bin 39 Jahre alt, habe zwei Söhne (4) und (14) und kämpfe an der Seite meines Mannes (51) seit seiner Diagnose »kleinzelliges Bronchialkarzinom« am 1. März 2012 gegen das Krebsgespenst.

Vor einem halben Jahr habe ich mich mit einer kleinen Buchhandlung selbständig gemacht. Dieser Schritt wurde kurz vor Eröffnung des Ladens vom plötzlichen und nahezu unerklärlichen Tod meiner geliebten Mutter überschattet. Ich hatte gerade erst einen Tag bevor mein Mann seine Diagnose hatte die Wohnung meiner Mutter restlos aufgelöst und dachte, jetzt kann ich trauern und bald wieder durchatmen.

Seither ist kein einziger Tag mehr von Durchatmen die Rede. Eine einzige Achterbahnfahrt die bei meinem Mann sofort eingeleitete Chemotherapie.
Die erste Runde überstand er zumindest ohne Übelkeit, bekam jedoch auf halber Strecke eine Lungenentzündung, die ihn direkt wieder ins Krankenhaus beförderte. Dort wurde er wieder ganz gut aufgepäppelt und kam mit einer Woche Verzögerung in Runde zwei.
Die zweite Chemo war anfangs scheinbar leicht, mein Mann war wie ausgewechselt, er half im Laden, werkelte herum, holte den Kleinen von der Kita, machte manchen Morgen für uns alle das Frühstück - ich war geblendet! Nach der ersten Chemo reduzierte sich die Tumormasse laut Ärzteschaft um nahezu 50% in der Lunge, die Metastasen im Bauchraum (Lymphe) wurden minimal kleiner. Nach der nun zweiten Runde, die mein Mann so viel Kraft nach außen strahlen ließ, tat sich in der Lunge nichts, die Metastasen im Bauchraum wurden aber größer und zwei dockten am Dünndarm an, was gefährliche Komplikationen bedeutet!
Außerdem bekam er nach der zweiten Chemo so gravierende Verstopfung, dass er sich tagelang im Bett quälte - ich fühlte mich so hilflos und wollte alles tun, dass er wenigstens ein wenig schlafen kann. Die Verstopfung war so schmerzvoll, dass er noch vor Ende der zweiten Chemo ins Krankenhaus musste, um sich behandeln zu lassen. Dort blieb er dann auch gleich bis zur dritten Chemo, die nun, wegen der schlechten Resultate mit einer anderen Medikation verabreicht wurde (Topo...).
Nach 5 Tagen Chemo-Verabreichung wurde er nach Hause entlassen, wo er noch am selben Abend fieberte. in der zweiten Nacht zu Hause bekam er so heftigen Schüttelfrost, dass er mich nachts zu sich rief und ich voller Angst um ihn nicht weiter wusste, als nachts um 2 seine Station im Krankenhaus anzurufen. Die beruhigten mich halbwegs. Ich gab ihm Fiebertropfen und er konnte ein wenig schlafen. Am Folgetag fuhr er ins Krankenhaus, wo er ohnehin ab sofort seine Blutwerte untersuchen lassen sollte. Die behielten ihn gleich da und seither liegt er jetzt gut 10 Tage im Spital. Das Fieber peinigt ihn fast jeden Tag, die Antibiotika, die er bekommt, scheinen nicht anzuschlagen. Wir sind voller Unruhe, welche Aktivitäten sich gerade in seinem Körper abspielen. Die große Hoffnung ist, dass es mit dem Abbau der Tumormassen zu tun haben kann.
Jeden Vormittag fahre ich ihn besuchen, an den Nachmittagen fahren sehr gute Freunde, damit er das bisschen Kraft, Mut und Hoffnung auf Besserung behält.

Alle hier wissen mehr als viele andere, was Hoffnung bedeutet. Ich hoffe, ich kann diese mit Euch hier teilen, Hoffnung erfahren und selbst welche abgeben. Viele in meinem Umfeld sagen, dass sie mich bewundern, wie ich das alles schaffe. Ich weiß nicht, bewundern... ich brauche Hilfe und Umarmungen, Trost und vermisse es so sehr zu lachen. Ja, lachen und zwar mit meinem Mann, dass ist das Ziel, wenn unser Sohn in die Schule kommt, in ein oder zwei Jahren, dann will ich ein lachendes Familienfoto und das will ich mir mit ihm auch noch anschauen, wenn der Kleene seine erste große Liebe findet.

Die Daten meines Mannes stelle ich noch rein, ich muss den Arztbrief raussuchen. Er wird in der ELK (Evangelische Lungenklinik in Berlin-Buch) behandelt, die aus meiner Laiensicht alles menschenmögliche tun, um meinem Mann zu helfen. Das gesamte Klinikpersonal ist ausnahmslos sympathisch und scheint hoch kompetend. Wenn man mal vom Umstand des Aufenthaltes absieht, ist das Klinikgelände wunderschön: rote kleine Klinkerbauten mit unzähligen Bäumen und Vogelgezwitscher. Der Psychoonkologe ist eine enorme Hilfe und ein großes Glück für meinen Mann, der sich gut mit ihm austauschen kann.

Herzliche Grüße
Friederike
Mit Zitat antworten