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Alt 06.09.2007, 01:42
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Susanne28 Susanne28 ist offline
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Registriert seit: 20.02.2006
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Standard AW: Mein geliebter Vater

Liebe Alexa,
ich kann dich so gut verstehen, all deine Fragen und Zweifel... auch ich habe nie mit meinem Papa über den Tod gesprochen- ich wollte nie, dass er denkt wir hätten die Hoffnung aufgegeben und er hat vermutlich aus ähnlichen Gründen nicht mit uns darüber gesprochen. Das Einzige worüber wir mal gesprochen haben war, was ist wenn die Krankheit fortschreitet... und wir konnten im versichern, dass wir alles tun würden damit er keine Schmerzen oder Atemnot erleidet. Keiner hat uns eine Prognose mitgeteilt wie lange mein Vater noch leben würde, auch nachdem vor 5 Wochen festgestellt wurde, dass der Tumor einen Wirbel zerstört und das Rückenmark infiltriert hatte, bestand kein lebensbedrohlicher Zustand... so organisierten wir alles um meinem Vater ein Leben im Rollstuhl so angenehm wie möglich zu machen und ließen ihn auf eigene Kosten in eine Klinik verlegen, die ihn psychisch und physisch wieder aufbauen sollte. Am dritten Abend dort rief er uns an wir sollten schnell kommen es ginge ihm nicht gut. Wir blieben die ganze Nacht an seinem Bett und er schlief am nächsten Mittag in unseren Armen für immer ein... Das war am 26.8. Ich frage mich sooft ob wir etwas anders gemacht hätten, wenn wir das gewusst hätten, andere Gespräche geführt, die Zeit anders genutzt. Mittlerweile denke ich es war besser so, die vergangenen 19 Monate waren schlimm genug, ich weiß nicht wie es gewesen wär, wenn wir auch noch einen Countdown im Nacken gehabt hätten, noch mehr Angst, noch mehr Verzweiflung... ich denke mein Vater hat im Stillen genug gegrübelt, hat gewusst was er wissen musste, auch wenn er es nicht aussprach... sein überraschender, schneller und friedlicher Tod war vermutlich die einzige Gnade die die Krankheit ihm gewährte. Mein Vater durfte nur 54 Jahre alt werden und auch wenn ich mich immer wieder frage, warum er, warum musste gerade er so krank werden, so tröstet es mich ein wenig, dass er so friedlich einschlafen durfte... Und obwohl meine Mutter und ich überhaupt nicht auf das alles vorbereitet waren, haben wir scheinbar instinktiv richtig gehandelt, waren bei ihm, haben ihm schließlich gesagt, dass er aufhören darf zu kämpfen und schlafen darf.... ca 1 Stunde später ist er eingeschlafen... Hätte ich das alles schon vorher gewusst, vermutlich wäre ich beim Drübernachdenken schon durchgedreht... letztlich bin ich dankbar, dass wir nichts ahnten... ich glaube das Wissen hätte alles nur schlimmer gemacht...natürlich bleiben trotzdem Zweifel...
Versuch einfach die Zeit zu nutzen, die ihr noch habt, leider kommt sie nie zurück und ist wohl immer viel zu kurz....
Liebe Grüße Susanne
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