Thema: Bin am Boden
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Alt 25.02.2009, 17:07
pmdf pmdf ist offline
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Registriert seit: 17.11.2008
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Standard Bin am Boden

Paul ist Anfang Januar gestorben. Die Diagnose lautete Mitte November „Wir haben da was auf Ihrer Lunge gesehen, leider haben Sie keinen Bandscheibenvorfall, den hätten wir lieber diagnostiziert“ Er hatte Beschwerden im linken Bein. Die Zeit war einfach zu kurz. Sie ist weggelaufen. Seitdem ist alles anders. Wir hatten im September den Mietvertrag für unsere Wohnung gekündigt und ab 01. Januar ein Häuschen gemietet, damit wir mehr Platz haben und es ist sogar noch günstiger. Er hat es eingerichtet nicht mehr gesehen. Wir haben gemeinsam 2 Kinder 10 und 8 Jahre alt. Beide sind noch in der Grundschule. Jetzt bin ich mit ihnen allein.

Gestern war ich bei meiner Hausärztin. Ich versuche ganz stark zu sein, aber es gelingt mir nicht. Wir hatten beide im April 2008 mit dem Rauchen aufgehört. Ich habe Angst, dass man bei mir auch was findet. Habe mir eine Überweisung für Röntgenthorax und Magenspiegelung geben lassen. Heute kommt unser Kleiner und hat Strafarbeit auf – es ist nicht das erste Mal. Ich bin explodiert.

Bereits als meine Mutter ein malignes Melanom hatte habe ich hier viel gelesen. Als Paul die Diagnose bekam, hatte ich kaum noch Zeit zum lesen. War jeden Tag im Krankenhaus. Als er zwischendurch zuhause sein durfte, habe ich gelesen, gelesen, gelesen. Viele Beiträge haben mir geholfen. Gerne hätte ich mich mit anderen Betroffenen ausgetauscht, aber ich hatte einfach keine Zeit.

Morgen gehe ich mit den Kindern zu einem Kinderarzt hier bei uns im Ort. Von unserem bisherigen Kinderarzt wurde ich enttäuscht. Die Kinder leiden offensichtlich nicht, aber ich denke sie verarbeiten anders und benötigen fachmännische Hilfe.

Jede Verantwortung muss ich tragen und jede Entscheidung alleine treffen. Wenn ich andere Menschen fragen mischen die sich immer zuviel ein. Man kann niemandem erzählen, was einen bedrückt.

Gestern kam die Rechnung vom Bestatter. Ein Schlag in die Magengrube. Als mein Bruder mich anrief habe ich davon erzählt. Er sagte sofort „Soll ich da anrufen?“ Ich habe ihn angepampt „Warum willst Du da anrufen?“ Erst war er sprachlos dann kam „Ratenzahlung vereinbaren?!?“ Da blieb mir die Spucke weg. „Wieso Ratenzahlung?!?“ Ich kann die Rechnung bezahlen. Das wusste er wohl nicht. Eigentlich wollte ich es nur jemandem erzählen. Aber auf so eine Äußerung war ich nicht vorbereitet. Männer ticken eben anders.

Und das ist der Grund, warum ich hier jetzt schreibe. Ich hoffe, dass man mich hier versteht.

Ganz traurig
Moni
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