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Alt 12.02.2013, 17:33
Karin_ Karin_ ist offline
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Standard Silikonimplantat, Wundheilungsstörung, Implantat-Entfernung, Orientierung

Hallo liebe Leserinnen,
ich möchte von meinen Erfahrungen mit einem Silikonimplantat erzählen und habe viele Fragen an euch. Mit meiner Krebs-Diagnose habe ich großes Glück gehabt („Luminal A“, keine Bestrahlung und Chemo, nur Hormontherapie). Mit anderem Pech.

*Sofortaufbau mit Silikonimplantat*
Ein invasiver Tumor in Kombination mit ausgeprägter DECIS in meiner rechten Brust ließ mir, 46 Jahre, im Dezember 2012 laut Chefarzt/Operateur nur zwei Alternativen: Hautsparende Mastektomie mit Sofortrekonstruktion der Brust per Silikonimplantat – oder alternativ kein Brustaufbau, sondern Ablation, also einfache Brustabnahme mit glatter Naht. (Eine Rekonstruktion der Brust aus Eigengewebe kam für mich zu diesem Zeitpunkt nicht infrage, weil ich nicht noch mehr Baustellen an meinem Körper haben wollte, als unbedingt nötig). Ich und mein Lebenspartner hatten im Grunde nur einen Abend lang Zeit zum Abwägen. Ich tendierte in den ersten Stunden zur „Glatt-Lösung“, da ich Angst davor hatte, das Implantat als Fremdkörper zu empfinden. Letztlich entschied ich mich aber doch für die Implantat-Lösung, die mir für den Fall, dass es Probleme geben würde, ja immer noch die „Glatt-Lösung“ offen ließ. Und die Probleme kamen…
#Meine Fragen: Wie oft wird bei der Primäroperation sofort der Brustaufbau mitgemacht? Kennt Ihr Statistiken? Und gibt es Erhebungen zu einem eventuell erhöhten Komplikationsrisiko bei dieser einstufigen Methode?

*Revisions-OP*
„In seltenen Fällen gibt es eben Komplikationen“ hieß es, nachdem ich nur wenige Stunden nach der ersten OP wieder unter das Messer musste, weil ich Hämatome, also starke innere Blutungen in der Wunde hatte. Die Blutwerte selbst waren normal geblieben, also kein Gerinnungsproblem. Die OP wurde praktisch wiederholt. „Ursache“ oder „Schuld“ wurde danach nicht weiter vertieft. Ich denke aber schon, dass der Operateur in Sachen Blutgefäße/Blutstillung nicht ganz gewissenhaft genug gearbeitet hat. Das liegt doch auf der Hand und ich will auch keine große Welle davon machen. Trotzdem…
#Meine Fragen: Wie oft passiert so etwas? Kennt Ihr Statistiken?

*Ergebnis „Atombusen“*
Ich war mit dem Implantat-Busen gar nicht zufrieden – leider! Ich wusste schon, dass sich keine Symmetrie ergeben wird (außer, wenn ich auch die gesunde Brust gestalten lassen würde, was für mich nicht infrage kam) - aber mit so viel Unstimmigkeit hatte ich nicht gerechnet. Der neue Busen war in Form und Festigkeit das genaue Gegenteil von meinem linken Original-Busen: Dieser ist klein, sehr weich, hängt entsprechend runter und füllt im BH Cup A. Der neue Busen klebte mir als halbrunde Beule direkt auf dem Körper. Er war sehr fest und prall (im unteren Bereich noch durch ein innen eingenähtes, starres Netz gestützt) und etwas zu groß. „Als solches“ mag mancher diese Busenform als ästhetisch empfinden: Es ist eine Idee von Busen, die für ein 16jähriges Mädchen passt, aber nicht für eine 46jährige Frau mit meinem Körperbau. Im BH war die Gesamterscheinung gerade noch akzeptabel, aber nackt war das Bild absurd. Die Brust fühlte sich an wie eine Blase: Fremd. Ich habe versucht, dieses neue Selbstbild zu akzeptieren, aber dazu ist es nicht mehr gekommen.
#Meine Fragen: Weiß jemand, ob es wirklich medizinisch-technisch unmöglich ist, einen kleinen, weichen Hängebusen mit einem Implantat nachzubilden? (Bei mir war ja die Haut noch vorhanden und wäre nutzbar gewesen). Oder ist es nur schwieriger und wird deshalb nicht (oder kaum?) angeboten?

*Wundheilungsstörung und Implantat-Entfernung*
Zwei Tage nachdem ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde (dort war ich zehn Tage) mussten wir beim Verbandswechsel feststellen, dass die Vertikalnaht im unteren Bereich ca. drei Zentimeter aufgegangen war (die Gesamt-Naht sieht bei mir wie ein umgedrehtes „T“ aus). Vier Wochen lang hieß es dann immer wieder: „Das ist in wenigen Tagen zugeheilt“. Ich wurde ungeduldig und wollte mich endlich mit dem Busen anfreunden – aber doch nicht mit dieser suppenden Wunde! Dann wurden alle nervös: Punktionen, erfolglose Kortison-Therapie (wegen Verdacht auf allergische Reaktion auf das Implantat) und schließlich stationären Einweisung zur intravenösen Antibiose. Aber die Infektion war schon zu weit fortgeschritten: Noch am selben Tag gab es eine Not-OP mit Entfernung des Implantates. Glücklicherweise hat sich der Verdacht auf MRSA (multiresistente Krankenhauskeime) nicht bestätigt. Woran alles nun ganz genau lag, ist noch nicht klar, eventuell gab es eine Fremdkörperreaktion auf das Netzmaterial.
#Meine Fragen: Wie viele Implantate werden – früher oder später – wieder entfernt? Wie viele wegen Kapselfibrose und wie viele wegen anderer Ursachen (Infektionen, Psyche)? Wer kennt die Zahlen?

*Neuorientierung*
Seit zwei Wochen ist das Implantat raus und ich habe dort seitdem ein „Faltennest“. Die Falten entstehen, weil der Operateur die OP nur als Zwischenlösung konzipiert hat: Er meinte, dass ich mir alle Optionen offen lassen soll, insbesondere das Einsetzen eines neuen Implantates - und dass er deshalb alle vorhandene Haut belassen wird. Auf meine Entgegnung, dass ich fast sicher bin, dass ich kein Implantat mehr einsetzen lassen werde und dass ich eine ästhetisch vertretbare, glatte Lösung ohne Brustaufbau und weitere Operationen präferiere, sagte er nur: „Jetzt die Haut wegnehmen? - Das mache ich nicht.“ Ich habe mich ihm gegenüber nicht durchgesetzt. Es fehlte die Zeit für einen fundierten Entscheidungsprozess. Nun versuche ich mich mit diesem „Faltennest“ zu arrangieren. Mein Lebenspartner auch - er ist sehr liebevoll.
#Meine Fragen: Wie habt Ihr es geschafft, Euch mit ggf. auch sehr unschönen Gegebenheiten auszusöhnen? (Ich weiß wirklich nicht, ob ich Falten in einer ansonsten nicht existierenden Brust akzeptieren kann…)
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