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Alt 31.12.2015, 10:56
aquila aquila ist offline
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Standard AW: Ca 19-9, Zyste und viele Fragen

Ich stimme KesGas Post zu.
Menimane, wie KesGa sagt, jeder hat seine eigene Methode und seiner Mentalität entsprechende Art und Weise mit der Krankheit umzugehen.
Du bist sehr offensiv und wirkst in Deinem Post auf mich schon fast überschwänglich positiv... Das tut Dir gut, das ist Dein Weg und ist sicherlich nicht der schlechteste!
Erfordert Stärke und viel positive Energie.
Und es ist toll für Dich, dass Du das so kannst.
Ich finde es aber nicht ganz fair von Dir, in so einem Forum und speziell in diesem Bereich (BSDK) nun von Lamoyanz und Rumjammerei zu sprechen
Das kommt etwas überheblich rüber und als Betroffenem steht einem ein wenig Sentimentalität und auch Emotionalität doch auch mal zu, oder nicht...?
Ich kann jetzt nur für mich sprechen, aber ich "jammere" im Real Life weiß Gott nicht herum. Thematisiere die Krankheit weder ständig, noch jammere oder heule ich irgendjemandem (nicht mal meinem Freund) jemals die Ohren voll.
Gerade gestern kam ich mit einer Bekannten kurz auf das Gespräch (in anderem Zusammenhang erwähnte ich, dass ich evtl. in Kürze größere OP vor mir habe und sie fragte sofort nach).
Ich erklärte sachlich und knapp die Fakten und dass man eben erst nach der OP absehen kann, wie es für mich dann ausgehen wird, in Hinblick auf meine Lebenserwartung. Und sie sah mich etwas bestürzt an und meinte dann, ich würde das so sagen, als wäre das nix weiter...
Und ich sagte: was soll ich auch sonst tun?! Noch ist ja nix entschieden und wenn ich jetzt heulen und jammern würde, würde das nix besser machen.
Sie war also sehr bestürzt von meiner Sachlichkeit und fast flapsigen Art, wie ich davon sprach.
Will sagen: Nur weil jemand hier in diesem Forum, wo er/sie sich ja schließlich (anonym) mit "Gleichgesinnten" austauscht, auch mal sentimental, traurig und vielleicht auch mal melodramatisch ist, dann finde ich es sehr voreilig, daraus zu schließen, derjenige wäre ein "Jammerer" und das dann auch noch mit "Lamoyanz" zu betiteln, hat mich persönlich sehr verletzt.
Weil gerade ich niemand bin, der rumjammern möchte und das im Real Life wie gesagt auch nicht tut, bzw. gerade dem näheren Umfeld keine ständige Thematisierung zumutet! Was ich sogar so weit tue, dass ich es richtiggehend vermeide, vor und mit meinen Lieben darüber zu sprechen. Um sie zum einen nicht zu belasten und zum anderen eben nicht zu "jammern" und vor allem die Krankheit nicht zu meinem bevorzugten "Gesprächsmittelpunkt" zu machen.
Werde ich operiert und wird das Ergebnis nicht so gut ausfallen, wird die Krankheit früh genug und früher als mir lieb ist zwangsläufig zum Mittelpunkt meines Daseins werden, spätestens wenn es mir dann zum Ende hin schlechter geht...
Bis dahin lasse ich es aber möglichst nicht zu.
Und ich habe gerade WEGEN meiner emotionalen und sentimentalen Art einen hohen Anspruch an mich, in Punkto "Taffsein" und "Starksein"...
(nach meiner LWL-OP habe ich entgegen den empfohlenen mind. 8 Wo. Krankschreibung und anschließender Weidereingliederung, bereits nach 4 Wochen wieder gearbeitet, und zwar nach 1 Woche nur 6-7 Std. / Tag dann wieder fast voll! Natürlich in Absprache mit dem Neurochirurg und unter Berücksichtigung der medizinischen Voraussetzungen, wie z.B. Stehtisch und nicht über 3, später 5 kg heben usw. usf. Aber es war genau richtig und hat mir mehr gebracht, als es eine Reha je gekonnt hätte!
Treibe mich manchmal sehr hart an und daher trifft es mich sehr, wenn Du sowas schreibst...

Wenn Du keinerlei sentimentale und/oder eher emotionale Gedanken hast, ist das sicher schön für Dich (und sicher leichter, als für sehr emotionale Menschen wie z.B. mich).
Erhalte Dir das. Aber verurteile keine Menschen, die das so nicht können.
Und ich für meinen Teil versuche zudem auch immer realistisch zu sein... Bei einer Erkrankung wie Krebs ist das leider nicht immer hilfreich...
Das ist wohl Fakt.
Aber ich will mir auch nichts vormachen. Auch wenn ich damit vermutlich sehr viel glücklicher wäre!
Ich sehe es bei der betroffenen Person in meinem nahen (nähesten) Umfeld auch gerade... Sie redet sich das alles total schön, allerdings völlig und komplett unrealistisch Dass es ja alles "noch rechtzeitig war" und sie "nochmal Glück hatte" und jetzt zum 2. Mal Geburtstag feiern kann usw. usf. (bei einem T3, mit Lymphknotenbefall, R1 und einem postoperativen Ca 19-9 von über 800 )
Irgendwie haben ihr die Ärzte (auch in der Reha) wohl auch irgendwelche Himmelsjahrmarkt-Geschichten erzählt...
Keine Ahnung ob das alles stimmt, oder sie nur irgendwie eine selektive Wahrnehmung hat (die sie schützt), ich weiß es wirklich nicht
Aber ich lasse sie in ihrem Glauben. Sie will auch gar nichts anderes hören und das ist auch ihr absolut gutes Recht und das akzeptiere und respektiere ich 100%ig.
Ich selbst kann das leider nicht, mich in so eine "Scheinwelt" flüchten.
Manchmal beneide ich die Menschen, die das können... Weil sie glücklicher sind und man sich in solchen Fällen mit zu viel Realismus wirklich schadet, da stimme ich Dir zu.
Aber das kann man eben, oder eben nicht.
Jemandem das vorzuwerfen, wenn er es nicht kann, finde ich, wie gesagt, nicht ganz fair

Sorry, das musste ich dazu einfach mal loswerden...

@Angelika7
Danke für Deine lieben Worte
Der letzte Absatz hat bei mir natürlich einen "Nerv" getroffen...
Und den Satz, dass ich ja nicht die Entscheidung für ihn treffen könne /solle habe ich natürlich auch genau so von allen 3 Personen, mit denen ich darüber gesprochen habe, gehört
Aber ich sehe es halt etwas anders. Es IST meine Entscheidung, bzw. meine Verantwortung, die Entscheidung zu treffen. Denn er würde es nicht tun.
Aber ehrlich gesagt ist es nicht NUR um ihn zu schützen... Es ist auch für mich selbst eine Frage des Selbstwertgefühls und eben dieses miese Gefühl, dass ich für ihn jetzt eine Art "Fehlgriff" bin... Wären wir schon etliche Jahre zusammen, wäre es was anderes. Aber so ist es nunmal leider nicht.

Ich habe mich - vorerst - entschieden, zu bleiben. Zumal ja derzeit noch die gute Chance besteht, dass für mich alles gut ausgeht... Aber diese Entscheidung steht noch auf wackligen Beinen und resultiert - aus meiner Sicht - eher aus meiner Schwäche und meiner Liebe zu ihm. Also aus - für mich - egoistischen Gründen.
Nicht aus der Überzeugung, dass es richtig ist.
Und falls die OP in Kürze stattfindet und falls die Histo dann danach zeigt, dass es eben kein Cis mehr ist, es also bereits "zu spät" war (für Heilung), dann werde ich diese Entscheidung vielleicht neu überdenken... (müssen)...
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Mein Schatz... Es ist so ungerecht
Verzeih mir, dass ich Dich nicht retten konnte...

Geändert von aquila (31.12.2015 um 11:00 Uhr)
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