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Alt 16.07.2003, 21:50
Gast
 
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Standard Wie gehts weiter?

Liebe Heike und alle andern hier

ich bin mir nicht ganz sicher, ob es jetzt richtig ist, hier einzudringen, aber ich lese schon ein Weilchen ganz still mit und Dagi "kenne" ich ein wenig besser.
Da ich selber an einem Gehirntumor (Fibrilläres Astrozytom) erkrankt war und einen stillgelegten Tumorrest habe im Bereich des Kleinhirns ist mir das Thema hier nicht fremd, bzw. ich mache mir häufiger Gedanken darum, was sein könnte, wenn mein inoperabler Tumorrest wieder wachsen würde.
Ausserdem habe ich eine langjährigen Freund durch ein Glioblastom verloren.

Liebe Heike,
ich denke wie der Arzt, dass Dein Mann irgendwo in sich spürt, dass er sterben wird oder zumindest, dass er sehr, sehr krank ist.
Andrerseits kann es aber sein, vor allem wenn das Frontalhirn vom Tumor angegriffen ist, dass er seine Lage nicht richtig erfassen kann, vielleicht auch nicht die Worte findet, auszudrücken, was in ihm für Gedanken sind.
Es ist schwierig, Dir zu raten, ob und wie Du ein Gespräch über das Sterben und den Tod beginnen könntest, doch ich empfinde es wie Dagi, dass so ein Gespräch, wenn einmal begonnen, sehr befreiend sein kann für Euch beide.
Vielleicht ergibt sich einmal eine Gelegenheit in der nächsten Zeit, wo Du es einfach mal ansprichst, ganz behutsam, nicht drängen, aber ihm die Möglichkeit geben, sich darauf einzulassen oder halt nicht. Vielleicht genügt es, ihm ein paar wenige Worte mitzugeben und ihm so zu signalisieren, dass du es weisst, was da auf Euch zukommt und dass Du ihm helfen willst, seine Zeit hier so gut wie möglich zu machen, und dass Du auch danach seine Wünsche kennen möchtest.
Art der Bestattung u.ä.
Du kannst ihm auch Deine Wünsche mitteilen, dann ist das ein Austausch, ein miteinander drüber reden, das ist anders, als wenn man sich ausgefragt fühlt, das ist viel ungezwungener.

Ich schreibe es so, wie ich es mir wünschen würde bei mir. Meine Freund hat damals plötzlich gar nicht mehr geredet, doch wir haben uns zuvor in einer Gesprächsgruppe über unsere Wünsche unterhalten. Ich war so froh, dass ich mich darauf beziehen konnte, später, als es galt, den Eltern und dem Priester Thomas's Wünsche mitzuteilen.

Die Bestattung war dann ganz nach Thomas'Geschmack und es war trotz der Trauer in mir auch eine Freude, ihm das noch zuliebe tun zu können, dass das so läuft, wie er es wollte.
Es hat mich irgendwie beruhigt zu wissen, ich habe mein Bestes gegeben in einer schweren Situation.

Das wollte ich Dir einfach sagen. Hoffe, Du verstehst, wie ich es meine.

Alles, alles Liebe für jeden von Euch und Eure Liebsten

Herzlichst

Ladina