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Alt 26.12.2009, 11:03
babs12 babs12 ist offline
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Standard AW: wer wird nur noch palliativ behandelt?

hallo Ihr Lieben,

erstmal, vielen dank für eure lieben wünsche. muckel, auch wenn ihr im spital mit deinem papa feiert, wichtig ist, die liebe, die von euch rüberkommt. seid nicht traurig, geniesst das kleine fest.

werde am montag meinen onkologen umarmen. er und der liebe gott haben es möglich gemacht, dass ich weihnachten noch erleben konnte und es war soooooo schön.

am 24. feierten wir zu dritt. wie ich es mir eben gewohnt war, wollte ich doch auch einwenig mithelfen. beim bäumchen schmücken, konnte ich nur anweisungen geben, das tat unheimlich weh. ein freund von mir, der auch krebs hat, meinte mal zu mir "mit allem, wo wir nicht mehr machen können, sterben wir ein stück." muss immer an diesen satz denken, denn er ist so wahr.

um 21:00 wollte dann mein körper nicht mehr und ich musste ins bett. ob ich wollte oder nicht, kamen mir da die tränen. es gibt so momente, wo meine seele weint. mein sohn war zum glück nicht mehr da, denn er hat schon so genug zu tragen.

gestern machte ich es nun anders. ich blieb bis um 14:00 im bett, so sah ich auch nicht, was ich noch alles zu tun hätte und es ja nicht mehr tun könnte, lächel.
um 17:00 kamen dann die grossen mit meinem lieblichen enkel. der eine sohn hat dann gekocht.

wir hörten musik und es war wunderschön. alle wussten, dass dies das letzte weihnachtsfest ist mit uns allen, doch niemand war traurig (man sah es wenigstens nicht) oder hat geweint. wir hatten es einfach alle schön.

vom enkelchen bekam ich einen kalender für das jahr 2010. für jeden monat ist da ein foto drin, das genau seinem alter von damals entspricht. habe gesagt, ich würde diesen kalender ins spital mitnehmen. das ist das schöne in meiner familie, wir können offen über meine krankheit sprechen.

da ich immer friere, schenkte mir der andere sohn eine warme decke, die ich dann über die beine ziehen könne. der jüngste machte mir die grosse freude, dass er den ganzen abend wenig trank und sich mit dem enkel unwahrscheinlich gut verstand.

dadurch, dass ich so lange im bett liegen blieb, hatte ich genug kraft, den abend zu geniesse. ich konnte sogar noch einwenig beim aufräumen helfen.

im moment gibt es wieder so viele dinge, die mir eine grosse freude machen. anrufe, wunderschöne sms und mms, kleine geschenke die plötzlich vor der türe stehen und die aussage von meinem adoptivsohn gestern abend, "mam, ich glaube, ich werde noch pfarrer". mein sohn, der die managerschule besucht hat und um den ich so angst hatte, er würde plötzlich zum "kalten" menschen, befasst sich mit dem gedanken, mit 38 noch ein evangelischer pfarrer zu werden.

meine krankheit hat in meinen söhnen etwas aufgemacht, wo ich mich so sehr freue. sie machen das beste daraus wie ich und wir alle fragen nicht nach dem warum, denn wir alle sind überzeugt, dass eben unser leben mit dem ersten atemzug bis zum letzten vorbestimmt ist. was wir daraus machen, ist unsere sache. es ist unser leben und wir bestimmen, was wir daraus machen. wir leben und dürfen nicht gelebt werden, das ist so ungefähr das wichtigste doch eben auch das schwierigste.

nun wünsche ich allen, wenig schmerzen und viel mut und kraft

eure babs