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Alt 17.07.2002, 20:27
Gast
 
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Standard Gerade vom Krebs meiner Mutter erfahren

Hallo Heiko,
ich finde es gut, daß Du Dich für Deine Mutter hier informierst. Was Du schreibst, deutet sehr auf einen Eierstockkrebs hin, der sich im Bauchraum schon ausgebreitet hat. Ich habe selbst Eierstockkrebs in fortgeschrittenem Stadium, bin im Januar und im März 2002 operiert worden, habe danach die erste Chemotherapie absolviert, und die zweite schließt sich vermutlich jetzt an. Mir hat es am Anfang sehr geholfen, daß sich meine Verwandten über den Krebs und die Behandlungsmöglichkeiten informiert und mich mit Informationen versorgt haben. Dadurch konnte ich die Krankheit mit ihren Erscheinungen besser verstehen, die Angst vor dem Ungewissen abbauen und letztlich die Therapie, von der ich überzeugt war, besser verkraften. Was mich absolut in die Tiefe gerissen hat, war Unehrlichkeit von Ärzten. Die Hoffnungen, die ich auf diesen Unwahrheiten aufgebaut habe, mußte ich umso schmerzvoller begraben. Ich habe die Behandlung dann bei Ärzten fortgesetzt, denen ich vertrauen konnte.

Mir haben auch die Erfahrungsberichte Betroffener hier im Forum sehr geholfen. Wenn Du sie liest, kannst Du Deiner Mutter ja von den positiven Beispielen erzählen, die es ja ungelogen wirklich gibt. Wenn Du Dich mit den medizinischen Details befaßt, kannst Du sie als Vertrauensperson Deiner Mutter besser erklären.

Über Fragen zur Lebenszeit zu spekulieren ist schwierig. Eine sichere Antwort darauf gibt es nicht, sondern Statistiken, die sich aus vielen Einzelschicksalen zusammensetzen. Von den Betroffenen haben einige deutlich länger und andere kürzer überlebt. Durch die Therapie gewinnt man auf jeden Fall Lebenszeit. Und es wäre schade, wenn man die Gegenwart wegen der Zukunftssorgen nicht mehr nutzen kann. So leicht fällt mir das leider auch nicht. Aber ich versuche es, so zu leben. Auch wenn Dir der Arzt einen Zeitraum genannt hat, geht es dabei "nur" um eine Wahrscheinlichkeit und nicht Gewißheit.

Zur weiteren Behandlung kann ich nur dick unterstreichen, was Günter geschrieben hat. Die Klinik, in der sich Deine Mutter behandeln läßt, sollte unbedingt Erfahrung mit der Krebsbehandlung haben. Ansonsten wäre ein Wechsel anzuraten. Ich wurde zuerst in einem Kreiskrankenhaus operiert und sollte mit einer Chemotherapie (Cyclophosphamid/Carboplatin)behandelt werden, die für dieses Tumorstadium seit Jahren nicht mehr der Standard ist, weil die Kombination Paclitaxel/Carboplatin wirkungsvoller, aber teurer, ist. Bei der ersten Operation ist noch eine ganze Menge Tumorgewebe dringeblieben, das sich schon drei Wochen nach der Operation schmerzhaft bemerkbar machte. In unserem Uniklinikum wurde ich nochmals operiert und mit der gängigen Chemotherapie weiterbehandelt. Die erste Zeit war zwar schwierig, aber ich habe in den letzten Monaten auch viele, viele gute Tage mit Verwandten und Freunden gehabt, bin viel gewandert, habe Theater und Kino besucht und habe gefeiert.

Die Verwandten würde ich schon informieren. Bei mir hat die Familie sehr positiv reagiert und ist enger zusammengerückt. Auch für Dich könnte die Information Deiner Geschwister eine Unterstützung sein.

Zum Abschluß: Es hat mir unendlich viel geholfen, daß meine Kinder für mich da waren, daß ich im Krankenhaus nicht allein war, daß ich mit ihnen über meine Sorgen und Ängste reden konnte und daß sie mich nach den OPs dabei unterstützt haben, wieder mobil zu werden.
Alles Gute für Deine Mutter, viel Kraft für Dich und liebe Grüße an Euch!!!

Claudia
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