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Alt 23.02.2005, 10:40
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Standard Hallo ich bin neu

Frank M. 07.11.2004, 12:27

Hallo Stephie,

Bei mir ist auch vor kurzem ein Melanom am linken Oberschenkel festgestellt worden. Die Sache nahm eigentlich im Sommer letzten Jahres einen eher banalen Anfang, der mich schließlich zum Arzt führte. Eigentlich ging ich davon aus, das ich dieses "Muttermal" (mein einziges) schon lange Zeit habe, eine kleine Recherche (Durchsicht von alten Diaaufnahmen) lässt aber darauf schließen, daß es in der Zeit nach 1993 bis etwa 1998 entstanden sein muß. In diesem Zeitraum war ich psychisch und physisch, aus vielerlei Gründen, am Limit, das Immunsystem war in schlechtem Zustand, in der kalten Jahreszeit war ich praktisch dauererkältet. Vor diesem Zeitraum war ich, damals teils berufsbedingt häufig in den Tropen und hatte an der besagten Stelle einmalig eine starke Verbrennung mit großflächigen Brandblasen. Vor etwa fünf Jahren habe ich den Fleck erstmals bewusst registriert und fand ihn eher unauffällig und flach, etwas unregelmäßig oval. Er hatte zu dem Zeitpunkt eine Größe von 5,5x3mm. Im Sommer letzten Jahres hielt ich mich in Badehose im Garten auf, als ich von einer Mücke mittig in das Mal gestochen wurde. Es trat ein kleiner Blutstropfen aus, das war aber auch schon alles. Ich habe dann das Lineal drangehalten und war etwas überrascht: Größe 8,5x5mm. Auffällig war in den nächsten Monaten, das die winzige Einstichstelle des Insekts immer zu sehen war, die oberste Hautschicht ging an diesem Punkt nicht mehr zu. Aber: keine Blutung, kein Jucken, keine Schmerzen, keine weiteren Auffälligkeiten. Im Frühjahr dann der Kauf einer Digicam für einige Ebaygeschäfte. Das Muttermal habe ich nebenbei auch fotografiert und die Bilder auf dem PC in einem Ordner abgespeichert, den ich vorahnungsvoll "Melanom" genannt habe. Im Juli habe ich das Mal mit dem Fingernagel versehentlich großflächig aufgekratzt, natürlich hat es jetzt stärker geblutet. Aber: Ein Gelpflaster drei Tage draufgeklebt und alles war ohne Auffälligkeiten verheilt, es nässte nur noch zwei Wochen etwas nach, eine Größenzunahme war auch nicht feststellbar. Aber: Im Kontakt zum Hosenbein rubbelte sich die oberste Hautschicht ab. Ich fing dann irgendwie zwanghaft an, mich mit diesem Ding zu beschäftigen, das so unauffällig aussah und trotzdem ständig meine Gedanken auf sich hinzog. Unzählige Melanombilder im Internet angesehen, nichts vergleichbares entdeckt. Also erster Besuch beim Hautarzt. Diagnose: Sieht aus wie ein pigmentiertes Muttermal, vorsichtshalber Verweis an einen Kollegen für eine zweite Beurteilung. Dort die gleiche Diagnose, aber vorsichtshalber doch rausmachen. Drei Wochen später Termin, Schnitt ohne Abstand. Einige Tage später der Histobefund: Atypisches malignes Melanom, T2b, mit atypischen Melanoblasten, Eindringtiefe 1,25mm, rege Mitosetätigkeit, an einer Stelle ulzeriert. Zum Glück war es aber vollständig herausgeschnitten. Vor zehn Tagen OP im Krankenhaus unter Vollnarkose. Nachschnitt mit 2cm Abstand und Entnahme des Sentinel Node. Der war lichtmikroskopisch tumorfrei. Am übernächsten Tag bin ich dann gegen den Rat der Ärzte schon wieder raus, bin leider selbstständig, da kann es schnell existentiell werden, wenn längere Ausfallzeiten sind. Auf weitere Ergebnisse warte ich noch. Meinem Immunsystem gehts mittlerweile wieder ganz gut. Ich habe vor drei Jahren komplett die Ernährung umgestellt, fast zwanzig Kilo abgenommen (ohne Diät), Sport kam auch noch dazu. Außerdem Stressreduktion wo immer das möglich war. Leider gehörte ich zu den Typen, die es früher jedem Recht machen wollten und nie nein sagen konnten. Sowas schlägt früher oder später auf die Psyche und man vernachlässigt eigene Bedürfnisse, die zum wohlfühlen einfach wichtig sind. Mittlerweile halte ich einen gesunden Egoismus sogar für lebensnotwendig. Wenn jetzt beim nächsten Befund alles in Ordung sein sollte, werde ich es wohl bei den vierteljährlichen Untersuchungen belassen. Eine Interferontherapie wurde zwar von den Ärzten zwar schon mal angesprochen, ich habe mir aber noch keine Meinung dazu gebildet. Eher tendiere ich dazu, mich weiter psychisch zu stabilisieren, das neinsagen zu kultivieren, da bleiben die "toxischen" Typen meist von alleine weg, den Sport noch etwas auszuweiten und die Ernährung weiter zu optimieren. Dinge wie "gutbürgerliche" Küche haben wir vollständig gestrichen, stattdessen viel mediterrane und asiatische Küche, sowie Gemüse und Obst. Und schliesslich werde ich versuchen, dass das Thema "Melanom" kein Dauerzustand im Kopf ist. Neben den regelmäßigen Kontrollen auf die innere Stimme hören und ansonsten versuchen, wieder ein Stück Normalität ins Leben zu bringen. So wie es sich dargestellt hat, auch im Gespräch mit Ärzten, sind wohl die meisten Melanomfälle atypisch. Die sehr auffälligen Melanomfotos, die auf Postern die Wartezimmer der Ärzte zieren, tragen also nicht unbedingt zur Patientenaufklärung bei. Ich wünsch Dir jedenfalls für deine Genesung alles Gute.
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