Einzelnen Beitrag anzeigen
  #5  
Alt 30.03.2003, 23:23
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Erfahrungsaustausch - Gallengangskarzinom

Hallo Burgi!
Mein Papa hat im Okt. die erste Chemo bekommen, die dauerte bis Weihnachten; da bekam er alle 14 Tage ambulant einmal eine Infusion. Ihm war eigentlich nicht arg schlecht, er war nur wahnsinnig geruchsempfindlich und davon wurde ihm übel, aber er während der ganzen Chemo nie erbrochen; nahm auch nicht Novoban oder Paspertin. Scheinbar war das eine leichte Chemo, wie auch die Ärzte sagten. Gegen Ende der Chemo bekam er parallel auch noch eine Bestrahlung, er hat Knochenmetastasen und die tun immer mehr weh. Wir sind leider auch erst durch die Knochenschmerzen draufgekommen, dass er Krebs hat. Nach Weihnachten haben sie dann Kontrollbilder gemacht + gesagt, der Tumor in der Galle hat sich nicht vergrößert, aber die Metastasen sind größer geworden. Darum hat er im Feb. mit einer anderen, stärkeren Chemo begonnen. Die bekommt er nun alle 3 Wochen ambulant auf 2 Tage verteilt. Nach dem ersten Mal ist es ihm wahnsinnig schlecht gegangen. Er hat eine Woche nur erbrochen und nichts gegessen. Dann erst sind wir nach Rücksprache mit der Ärztin vom AKH draufgekommen, dass er vergessen hat, Novoban zu nehmen. Sie sind in seiner Tasche aus dem Sackerl gerutscht und dort eine Woche gelegen. Er konnte sich gar nicht mehr daran erinnern. Jetzt beim 2. Mal hat er die Novoban immer genommen und es ging ihm lange nicht so schlecht, wie beim ersten. Nun bekommt er am Di/Mi den 3.Teil der Chemo. Er sagt, jetzt geht es ihm wieder halbwegs, aber am Di und v.a. die Tage danach wird es ihm wieder schrecklich gehen. Er ist aber v.a. irrsinnig müde und legt sich mehrmals am Tag hin und schläft.
Mich macht das ganze total fertig, einfach, weil ich nichts tun kann. Ich bin ein Mensch, der Probleme, wenn sie kommen, löst. Aber diese Krankheit ist so hoffnungslos und ich fühl mich teilweise ehrlich schrecklich. Ich und meine Brüder wir versuchen so oft es geht, zu meinen Eltern zu fahren. Wir haben auch einige Dinge gemacht/machen noch, die meinem Papa am Herzen liegen. Unsere alten Kinderzimmer + Schlafzimmer renoviert. Das hat ihm schon große Freude gemacht und macht es noch.
Für ihn ist es besonders schlimm (und für alle die ihn kennen) da er ein so wahnsinnig aktiver + sportlicher Mensch immer war. Er war ja faktisch nie zu Hause/bzw. im Haus. Er war immer mit Freunden unterwegs, oder mit meiner Mutti spazieren oder auf Achse. Er hatte immer gute Ideen, was man nicht wieder unternehmen könnte und hat alle mitgerissen, mit seinem Elan. Aber jetzt, jetzt ist das alles weg. Er kann nur mehr langsam gehen, weil er so k.o. ist und hat keine Kraft. Das tut ihm und uns alles so weh.
Die erste Zeit ist er nur herumgesessen oder gelegen, und hat gar nicht gewußt, was er im Haus machen kann. Nun hat er Gott sei Dank was gefunden; er repariert und restauriert gerne Holzsachen, und unser Keller ist eine wahre Fundgrube an allerlei alten, kaputten Dingen, die man wieder schön machen kann. Das macht er nun, er schnitzt Dinge nach, leimt, poliert, und das macht ihm sichtlich Freude. Darum ist seine Stimmung nun viel besser.

Hat von euch jemand Erfahrung mit dem Wilhelminenspital in Wien/ bzw. mit Psychoonkologie? Wir haben das Buch "Wieder gesund werden" von Simonton gekauft, meine Mama liest es; mein Papa hat nur kurz reingeschaut - er kann damit nichts anfangen, sagt er. Wenn er von den kleinen Fresszellen hört, die er sich vorstellen soll, dass sie seinen Krebs wegschmausen, da wird ihm ganz übel. Er ist einfach kein Mensch für solche Bilder! Daher dachte ich, vielleicht wäre das direkte Gespräch mit einem Psychoonkologen für ihn viel besser als ein Buch?!

So, vielen Dank euch allen hier, fürs zulesen.
Irgendwie gehts mir jetzt viel besser, nachdem ich das alles aufgeschrieben habe.
Gut, dass es das Forum gibt.

Und vielleicht, liebe Burgi, können wir mal telefonieren???
Wäre nett, mit jemandem in der sehr ähnlichen Situation zu reden!

Ganz liebe Grüßen und Kopf hoch und Mut für ALLE!!!
MarieTeres
Mit Zitat antworten