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Alt 20.02.2011, 22:29
Zetchen Zetchen ist offline
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Registriert seit: 02.02.2011
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Standard Fühle mich so müde, hilflos und allein

Im Moment fühl ich mich so wahnsinning hilflos und allein. Meine Mutter (aggressiver Tumor im Halsbereich, allerdings CUP-Syndrom) ist seit 1. Januar im Krankenhaus, mein Vater besucht sie täglich dort, ab und an bleib ich mal einen Tag zu Hause, aber sonst bin ich dann auch dabei. Zwar ist ihr Zustand ein bisschen besser aber ich habe immer noch so eine wahnsinnige Angst, dass sie den Krebs nicht besiegen kann. Jedes Mal wenn das Telefon klingelt hab ich tierische Angst es könnte das Krankenhaus sein und das irgendwas passiert ist. Ich kann mich auf nichts mehr konzentrieren und obwohl ich vorher so viel gezeichnet und geschrieben habe, ist meine ganze Kreativität einfach weg.
Im letzten Mai habe ich mein Abitur gemacht, bislang noch keine Ausbildung angefangen. Im Dezember letzten Jahres wollte ich ein Fernstudium anfangen, habe das ganze Material hier liegen, aber ich kann mich nichtmal dazu aufraffen es mir anzusehen.
Stattdessen sitze ich von 21 bis 5 Uhr am PC und chatte mit Leuten, mache bei online Rollenspielen mit weil es mich ablenkt und falle dann um 5 Uhr morgens ins Bett. Ich schlafe bis um 15 Uhr, dann stehe ich auf und fahre mit meinem Vater ins Krankenhaus, wo wir bis ca. 18/19 Uhr bleiben. Zu Hause angekommen muss ich dann das Essen erstmal kochen und nach dem Abendessen, Duschen etc. sitze ich wieder vorm PC.

Ich kann mir nicht vorstellen ohne meine Mutter zu leben. Das größte Problem das ich selbst habe ist, dass ich ein extrem geringes Selbstbewusstsein habe, soziale Situationen so gut es geht meide - fast schon wie eine soziale Phobie und meine Mutter bisher in meinem Leben so gut wie alles für mich gemacht hat. Sei es irgendwo anrufen um einen Termin beim Arzt festzulegen, oder sogar bei Klassenkameraden für die Hausaufgaben. Ich habe auch eine ziemliche Abneigung vorm Telefonieren.
Auch musste ich bislang überhaupt nichts im Haushalt machen, musste nichts kochen, nicht putzen etc. und jetzt wo meine Mutter im Krankenhaus ist muss ich es ja machen, wobei mein Vater die Hausarbeit übernimmt und ich das Kochen.
Oder kurz: Meine Mutter hat bisher alles gemacht und mit einem Mal stehe ich praktisch alleine da und weiß mir nicht zu helfen

Nach 7 Wochen die so dahinzogen und noch 4 vorangehende während denen meine Mutter noch zu Hause war (und noch kein Krebs diagnostiziert, aber bereits da war und Atemnot verursachte) fühle ich mich im Moment einfach nur noch müde und erschöpft, mir vergeht sogar schon der Apetit. Durch den ganzen Stress habe ich in den fast 3 Monaten über 6 Kilo abgenommen (bin jetzt allerdings auf Normalgewicht, da ich vorher etwas zu schwer war).
Aber ich weiß das auch eine Woche schlafen und Erholung mich nicht wieder auf die Beine bringen würde. Ich bin so antriebs- und kraftlos, fange immer wieder an zu weinen (während ich das hier schreibe z. B. auch), weil ich immer die gleichen hässlichen Zwangsgedanken habe, dass meine Mutter es nicht schaffen wird und mein Vater und ich alleine sein werden. Ich weiß gar nicht, was ich dann überhaupt machen würde.
Ich versuche ja positiv zu denken, versuche mir vor Augen zu halten, dass es auch alles gut ausgehen kann, aber die Ängste kommen immer wieder hoch.
In manchen Situationen wünsche ich mir einfach nur noch, ich wäre niemals geboren worden, dann müsste ich das jetzt nicht miterleben. Der bloße Gedanke daran, dass meine Eltern, meine anderen Verwandten, meine Freunde, ich, irgendwann sterben werden macht mich fast wahnsinnig aber die Gedanken kommen immer wieder.

Wie schon damals wenn ich viel Schulstress hatte kriege ich die letzten Tage immer öfter Kopf- und Bauchschmerzen, vor ein paar Tagen im Krankenhaus hatte ich fast eine Panikattacke (ich weiß wie sie sich ankündigen, da ich damit vorher schon mal Probleme hatte).
Wenn ich weine, mach ich es meistens wo keiner es sieht, weder mein Vater noch meine Mutter, denn auch im Krankenhaus kommen mir im Moment oft die Tränen. Ich will meine Eltern nicht noch zusätzlich belasten indem ich jetzt auch noch solche negative Stimmung verbreite, aber ich kann nichts dagegen tun.

Auch fühle ich mich wirklich wahnsinnig allein. Meine engsten Freunde sind zu weit weg, um mich mal zu besuchen (eine kann wegen Schule/Abitur nicht und wohnt ein paar 100 km weg, zwei sind in den USA - wovon eine allerdings Amerikanerin ist die andere nur für ein paar Monate dort ist). Ich hatte mal mehr 'Freunde' aber von denen habe ich seit Monaten nichts mehr gehört. Der Kontakt ging praktisch vollkommen verloren, sie wissen nichtmal von meiner momentanen Situation.

Klingt zwar jetzt etwas peinlich weil ich ja schon 19 bin, aber im Moment muss ich mit mehreren meiner alten Kuscheltiere im Bett schlafen, an denen positive Erinnerungen hängen oder die ich mit wichtigen Personen verbinde, weil ich sie von denen erhalten habe. Sie sind im Prinzip der Ersatz dafür, dass ich keinen in meiner Nähe habe.
Eine bloße Umarmung würde mich ja schon glücklich machen. Einfach nur von einer Freundin in den Armen gehalten zu werden. Damit ich weiß, dass ich nicht allein bin. So bleibt mir nur die Möglichkeit des Chattens (wie ja schon erwähnt bis spät in die Nacht, z. T. wegen der Zeitverschiebung von 6 und 9 Stunden).

Wenn ich keine Einschlafhilfe (=Baldriparan) einnehme liege ich meist bis zu zwei Stunden wach in Bett, weine und klage leise vor mich hin, damit mein Vater es nicht hört, der im Zimmer nebenan schläft.



Hat hier irgendjemand eine Idee was ich machen könnte, damit es mir selbst auch wieder ein bisschen besser geht? Sollte ich vielleicht mal zu einem Psychologen oder anderen Therapeuten gehen, oder ist das ein lächerlicher Gedanke und es ist alles noch im Rahmen des Normalen?

Sowieso fühle ich mich schlecht, weil ich mich beschwere und meine Mutter im Krankenhaus liegt und mit dem Krebs zu kämpfen hat. Manchmal vergeht mir sogar der Appetit, wenn ich daran denke, dass meine Mutter nichtmal richtig essen kann und ich fühle mich schlecht, weil ich mir den Bauch vollschlagen kann.

Und Entschuldigung für den Textblock, aber ich musste mir das von der Seele schreiben.


-Zetchen
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