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Alt 17.03.2007, 20:21
petrap petrap ist offline
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Standard AW: Inoperables HCC und CA 19/9 Spiegel von 2972!

Hallo Ihr Lieben,

wie Ihr seht, hat es ganz schön lange gedauert, bis ich mich wieder einloggen konnte! Ich hoffe, Ihr seid nicht böse, aber es ist sooooo viel passiert in den letzten Wochen.

Heute möchte ich Euch ein wenig teilhaben lassen, an dem was ich erlebt habe und was passiert ist:

In den Tagen bevor mein Papa starb (am Sonntag, den 11. Februar), habe ich noch sehr viel Zeit mit ihm verbracht. Ich bin jeden zweiten Tag
in die Klinik gefahren und Zeit mit ihm verbracht. Die letzte Woche möchte ich Euch heute mal schildern. Wahrscheinlich in mehreren Etappen, mal sehen...

Sonntag, 4.2.:
Heute morgen bin ich wieder alleine nach Bad Bergzabern gefahren, während mein Mann den Sonntag mit den Kindern verbringt. Für die Kinder hat Papa nicht mehr genug Kraft.
Als ich ins Zimmer komme, begrüßt er mich lieb mit "Hallo Strolch" - so hat er mich als Kind immer genannt. Es bricht mir fast das Herz, denn das habe ich ja schon sooo lange nicht mehr gehört.
Papa möchte gerne in ein nahegelegenes Hotel/Restaurant Essen gehen, also machen wir uns mit dem Auto auf den Weg. Unglaublich, wie schwer ihm das Einsteigen fällt. Der Weg vom Auto ins Restaurant ist so lang. Zum Trinken bestellt er sich einen Tee und zum Essen Fisch und Kartoffelbrei.
Es dauert ewig bis das Essen kommt, und ich merke, dass es ihm gar nicht gut geht. Scheinbar merkt er, dass die Theorie und Praxis nicht mehr übereinstimmen. Er freut sich, aus der Klinik mal rauszukommen, aber er merkt auch, dass seine Kräfte für solche Ausflüge nicht mehr ausreichen.
Plötzlich beim Essen, bekommt er starke Probleme, die ich erst nicht einsortieren kann. Erst habe ich das Gefühl er hat sich verschluckt, doch dann kommt es mir so vor, als wehre sich sein Bauch gegen das Essen. Nur an seinen Augen kann ich erkennen, dass ich mir keine Sorgen machen soll. Er schaut mich an, als wolle er sagen "Mach Dir keine Sorgen, das habe ich schon mal gehabt, das geht gleich vorbei." Unendliche Sekunden oder gar Minuten, in denen ich ihm völlig hilflos gegenübersitze und nur versuche, ihm Kraft zu vermitteln. Helfen kann ich ihm nicht, nur dadurch dass ich da bin. Als es ihm endlich wieder besser geht, erzählt er mir, dass es das vor ein paar Tagen schon einmal hatte - es fühle sich an wie Verschlucken, aber es sei wohl nur zu wenig Platz im Bauch... Mir schießt durch den Kopf, dass dieser Bauch einfach kein Essen mehr haben will. Oh Gott, was für ein Gedanke!
Nach dem Essen möchte ich ihn noch zu einem Spaziergang in der Sonne motivieren - und freue mich, dass er einwilligt. Ich schaue kurz auf die Uhr, um mir merken zu können, wie lange wir laufen. Das ist völliger Blödsinn, denn nicht mal zwei Minuten später reicht's ihm und wir gehen wieder aufs Zimmer.
Er ist müde und legt sich hin. Gegen später kommt das Halbfinale im Handball. Eigentlich wollte ich es mit ihm schauen (wie letzten Sonntag), aber da er ziemlich müde ist, entschließe ich mich zu fahren. Ich habe jetzt sowieso keinen Nerv zum Handball-Schauen.
Auf der Heimfahrt bin ich wie im Trance, denn heute habe ich begriffen, dass uns nur noch wenige Wochen bleiben! Und das fühlt sich sooo schlimm an!
Ich blöde Kuh bin so weggetreten, dass ich an der Tanke statt V-Power Diesel das normale V-Power erwische und falsch tanke. Das merke ich aber erst ca. 20 km weiter, als die Karre stehen bleibt! Der einzige Gedanke, zu dem ich jetzt noch fähig bin ist, Du musst Dir irgendwie merken, wo Du stehst, damit Dirk Dich findet und Du musst das Auto zu machen, damit Dich niemand klaut! Gott sei Dank klappt das auch gut, und Dirk findet mich sofort. Am Tag darauf hatten wir Gott sei Dank mehr Glück als Verstand mit unserer Werkstatt, die die Sache für "nur" € 250,- in Ordnung gebracht hat - aber selbst wenn's ein neuer Motor hätte sein müssen, das wäre mir sowas von egal gewesen. Ich fühlte mich immer noch wie in Trance und es konnte irgendwie gar nichts an mich rankommen.

Das war der Anfang seiner letzten Lebenswoche.

Ich melde mich morgen wieder und erzähle weiter, ok?

Bis dahin wünsche ich Euch allen viel Sonne und Kraft, seid tapfer!

Liebe Grüße,

Petra
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