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Alt 31.10.2017, 08:02
Masilv Masilv ist offline
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Standard Schwiegermutter kleinzelliges Bronchialkarzinom

Hallo,
mein Name ist Silvia, ich bin 47 Jahre alt und seit Juli 2017 stille Leserin in diesem Forum.
Nun habe ich mich entschlossen, hier aktiv zu werden. Ich würde mich sehr über einen Austausch mit anderen Angehörigen freuen.
Im Juli 2017 haben wir erfahren, das meine Schwiegermutter am kleinzelligen Bronchialkarzinom mit multiplen Metastasen im Gehirn und der Nebenniere erkrankt ist.
Von den behandelnden Ärzten wurde eine Palliative Therapie in Form einer Ganzkopfbestrahlung und anschließender Chemotherapie vorgeschlagen. Zum Zeitpunkt der Diagnose war meine Schwiegermutter in einem sehr schlechten Zustand. Starke Verwirrtheit, das Essen wurde nicht mehr angerührt, sitzen und stehen war ohne Hilfe nicht mehr möglich. Nach Verlegung in die Strahlenklinik wurde sofort mit der Bestrahlung am Kopf angefangen, zusätzlich bekam sie Cortsion. Innerhalb weniger Tage verbesserte sich ihr Zustand, sie nahm das Essen wieder an, konnte laufen und war auch geistig wieder klarer im Kopf. Als mit der Chemotherapie begonnen werden sollte, lehnte sie diese plötzlich ab und wollte nach Hause. Ich glaube sie hatte Angst im Krankenhaus sterben zu müssen.
Leider ist bis heute, ein Gespräch ueber ihre Krankheit nicht möglich, sie verdrängt dies und blockt sofort bei dem Thema ab. Meine Familie und ich, nahmen meine Schwiegermutter bei uns auf, sie bekam ein eigenes Zimmer und konnte sich im Haus frei bewegen. Wir unternahmen viele Ausflüge, sie konnte im Garten sitzen und die Sonne genießen, doch man spürte immer eine Unzufriedenheit in ihr. Es gab gute Tage und schlechte. Bei schlechten Tagen machte sie uns Vorwürfe, war bockig und gedanklich weit weg. Mit Hilfe vom ambulanten Hospizdienst, schafften wir auch diese Zeit. Sicherlich war meine Schwiegermutter mit der ganzen Situation überfordert, die Wut auf ihre Krankheit, die Wut ihr Leben nicht mehr eingeständig und alleine verbringen zu können. Ich glaube es wäre damals schon wichtig gewesen, wenn sie sich mit ihrer Erkrankung auseinander gesetzt hätte. Anfang September bemerkte man langsam eine Verschlechterung ihres Zustandes. Sie bekam Schmerzen, war wieder verwirrter, das Essen wurde abgelehnt, eine Unruhe befiel sie und das laufen viel ihr schwerer. Normale Schmerzmittel halfen nicht viel, so daß auf Morphium umgestellt werden musste. Zusätzlich bekam sie noch eine Tablette Tavor 1,0 mg. Auch in dieser Zeit hatten wir gute und schlechte Tage, obwohl die schlechten Tage immer mehr wurden. Die Unterstützung durch den ambulanten Hospizdienst, sowie dem ambulante Pflegedienst wurde von ihr abgelehnt, die vorhandenen Hilfsmittel (Rollator, Rollstuhl, Nachtstuhl, Sauerstoffgerät) werden selten oder gar nicht benutzt. So war es auch nicht vermeidbar, das sie öfters im Haus stürzte. Glücklicherweise bisher ohne weitere Folgen. Gutes Zureden sich helfen zu lassen, die Hilfsmittel zu verwenden, nahm sie imme nur dann an, wenn sie sich in eine hilflose Lage gebracht hatte, einige Stunden später war wieder alles vergessen. Im Zeitraum von Angang September bis Ende Oktober musste das Tavor mit Betreuung der Hausärtin auf 4 Tabletten über den ganzen Tag verteilt, erhöht werden. Ende Oktober änderte sich ihr Verhalten innerhalb einer Stunde schlagartig, sie wurde sehr sehr böse, beschimpfte mich und meine Familie, man durfte ihr nicht mehr helfen, sie nahm keine Medikamente mehr an und wollte das Haus verlassen, um bei Verwandten unterzukommen, die gar nicht mehr lebten. Vielleicht sollte ich erwähnen, das mein Ehemann ihr Sohn ist. Dieser Zustand hielt die ganze Nacht an und am Nachmittag des nächsten Tages mussten wir sie durch ihre Hausärztin auf die Palliativstadion einweisen lassen. Ich möchte hier sagen, dass dies ein tolles Team ist, die für sie sorgen, aber auch sich die Zeit für die Angehörigen nehmen. Dort versucht man sie nun medikamentös einzustellen. Nun stellte sich die Frage, wie es nun weitergehen soll mit meiner Schwiegerutter? Pflegeheim, Hospiz oder wieder zu uns. Der Arzt meinte, mit ihrer Krankheitsgeschichte hat sie nur noch wenige Wochen, vielleicht sogar nur noch wenige Tage. Meine Schwiegermutter sagt einmal sie möchte nach Hause zu uns, dann sagt sie wieder, sie möchte dahin, wo sie vorher gelebt hat. Sie erzählt von einem Kreis der sie umgibt und diesen darf man nicht betreten. Bei Besuchen schaut sie auch mehrmals auf den Boden ob dieser Kreis noch da ist und das dieser auch nicht betreten wird. Auch im Krankenhaus wird sie böse, die Krankenschwestern geben ihr dann Tropfen, damit sie einfach ruhiger wird. Sie erzählte, das verstorbene Verwandte (aus ihrer Familie) an ihrem Bett waren und das sie das weiße Licht gesehen hat. Ich habe nun schlaflosen Nächte, weil mich es sehr sehr traurig macht, zu sehen, was eine Krankheit aus einem Menschen macht. Auch habe ich Angst vor der Zukunft, was kommt noch alles auf uns zu? Natürlich stellt sich uns auch die Frage, ob sie wieder zu uns kommen kann? Ein Satz vom ambulanten Hospizdienst hat sich bei mir eingeprägt „ Sie verliert jeden Tag ein Stück ihres Lebens“
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