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Alt 03.06.2017, 17:29
p53 p53 ist offline
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Standard AW: Wie kann ich ihm Mut machen?

Ach, ans akzeptierte Sterben dachte ich dabei noch nicht mal, aber an akzeptierte Phasen der Mutlosigkeit und Verlust der Lebensfreude.

Vor allem auch zu akzeptieren, dass die Menschen in Sachen Kämpfertum, Lebensoptimismus und Umgang mit der sehr konkret drohenden Endlichkeit des Lebens völlig unterschiedlich umgehen.

Ich hatte vor einigen Jahren mal in einem Hospizprojekt mitgearbeitet und erinnere mich an speziell zwei Männer, die noch recht fit (vor allem geistig) waren und mir eine ganz neue Dimension von Homor beibrachten. Das war ihre Art, mit dem Schicksl umzugehen. Beneidenswert, aber (für mich) nicht bewunderswert, da es nicht ihre bewusste Entscheidung war, sondern einfach auch ihrem Persönlichkeitstyp entsprach.

"heute bin ich dann mal optimistisch" - so funktioniert der Mensch nicht. Auf Knopfdruck geht da nichts.

Es ist irgendwie total verpönt in dieser Gesellschaft, mal keinen Bock auf Kämpfen und Überleben um jeden Preis zu haben, sondern tatsächlich den Weg Qualität vor Quantität zu wählen. Das kann ein Umfeld, das täglich in der Komfortzone lebt, nur schwer akzeptieren. Tod wird ausgegrenzt.
Deshalb möchte man auch bei unheilbar oder gar todkranken Menschen noch gerne Kampfgeist, am besten noch bis in den Tod, sehen. Und Lebensmut und Lebenswillen und alles für das eigene Überleben tun (und opfern?).

Ja, meiner Meinung ist da auch eine fette Portion Egoismus dabei, die Konfrontation mit dem Tod und vor allem auch mit dem Sterben ist einfach sehr heftig und geht auch brutal an die eigenen Urängste. Was kein Vorwurf ist, und auch nicht wertend gemeint. Angehörige dürfen diese Angst und Furcht haben, ist ihr gutes Recht.

Mich regt das innerlich immer tierisch auf, wenn von Angehörigen so etwas in der Art hier geschrieben wird:
"da müssen wir gemeinsam eine Entscheidung treffen" / "damit *wir* eine Entscheidung treffen können" und ähnliche Formulierungen.

Wenn Ärzte das im Patientengespräch sagen, macht das ja durchaus Sinn - Arzt und Patient sollten im Idealfall gemeinsam weiteren Therapieentscheidungen oder auch gegen weitere Behandlungen ausarbeiten (blödes Wort), aber medizinisch nicht qualifizierte Angehörige haben zu diesem Thema meiner Ansicht nach einfach nur minimal was zuzusenfen. Weil einfach damit massiver emotionaler Druck aufgebaut werden kann.
Wie oft hört man das (auch und ganz tragisch im Nachhinein): ich hab die chemo doch nur meiner Familie zuliebe noch gemacht.... (und wie oft wird das wohl nur gedacht und nicht ausgesprochen).

Geändert von p53 (03.06.2017 um 17:32 Uhr)
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