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Alt 27.10.2002, 15:22
Gast
 
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Standard niere raus...tumor raus....was nun?????

Hallo, Ulrike-Uli,
ja, an Wochenenden ist in den Kliniken generell immer nur ein Bereitschaftsdienst im Hause, der nicht unbedingt der behandelnde Arzt ( = Stationsarzt )sein muß. Das ist leider immer so. Und der Bereitschaftsdienst ist in der Regel nur auf Notfälle ausgerichtet, d. h. er kümmert sich um Notaufnahmen, Notfälle o. ä. und ist für Routinemedikation, die nicht vom Pflegepersonal verabreicht wird ( z.B. i.v.-Injektionen etc. ) zuständig, oder für "Zwischenfälle". Routineversorgung gehört da leider meist nicht zu und häufig sind diese Ärzte über weniger komplikationsreiche Patienten nur unzureichend bis gar nicht informiert. Zu gut Deutsch gesagt: am Wochenende ruht eigentlich fast alles - nur beim Pflegepersonal sollte nichts ruhen! Und die Mobilisation ist pflegerische Tätigkeit! Da gibt es nichts dran zu rütteln. Es ist also meines Erachtens dringend nötig, den Damen und Herren vom Pflegepersonal auf dieser Station mal auf die Füße zu treten und an die Anweisung des Arztes bzgl. Mobilisation Deiner Mutter zu erinnern! Da gibt es notfalls auch einen ganz guten Trick ( schlimm nur, daß man so etwas anwenden muß ). Du bist doch jeden Tag zu Besuch bei Deiner Mutter. Geh zu einer der Schwestern und sage denen, Du möchtest Deine Mutter gerne mal aus dem Bett holen, wärst Dir aber nicht sicher, ob sie ausreichend mithilft und hättest Angst, daß sie kollabiert. Man möge Dir bitte dabei helfen! Und dann bitte dabei bleiben und darauf bestehen. Wenn im Moment keine Zeit sein sollte ( kann immer mal sein ), notfalls noch einmal und noch einmal anklopfen. Werde ein richtig aufmüpfiger Angehöriger!!! Sprich mit den Leuten darüber, daß Du so damit nicht einverstanden bist! Das geht so einfach nicht, nimm es nicht hin!
Bzgl. Verlegung in eine andere Klinik kann ich dir leider nur sagen, daß das in der Regel nur auf eigene Verantwortung geht, denn Deine Mutter müßte erst entlassen werden. Damit werden die Damen und Herren Mediziner sich aber sicher nicht so unbedingt einverstanden erklären. Du müßtest also auf einer Entlassung auf eigene Verantwortung bestehen und Deine Mutter ebenso, denn sie ist ja Patientin. Die Ärzte würden sich in dem Fall natürlich absichern und Deine Mutter müßte unterschreiben, daß sie die stationäre Behandlung auf eigene Verantwortung abbricht. Und das ist nicht so einfach - d. h. es ist natürlich möglich, aber einen Krankentransport wirst du nicht so ohne weiteres von der Krankenkasse bekommen. Zumindest nicht direkt vom Krankenhaus aus ins nächste. Da müßtest Du sie dann erst mal mit nach Hause nehmen, mit dem Hausarzt sprechen und der müßte dann eine Einweisung schreiben. Es sei denn, es wäre notfallmäßig etwas zu Hause - dann könntest Du sie natürlich von zu Hause aus per Krankentransport in die nächst gelegene Klinik bringen lassen. Diesen Transport würde dann auch die Kasse bezahlen.
Du siehst also, das ist leider alles nicht so einfach. Ich würde mich an Deiner Stelle erst mal mit den Ärzten und dem Pflegepersonal kurzschließen - sprich, das Pflegepersonal auf Vordermann bringen und am Montag ausfindig machen, wer jetzt behandelnder Arzt Deiner Mutter sein wird. Mit dem würde ich dann mal ein "ernstes Wort" reden und ihn gezielt fragen, wie er sich jetzt das weitere Procedere für Deine Mutter denkt.
Solltest Du trotzdem eine Verlegung Deiner Mutter in eine andere Klinik wünschen: Ihr habt grundsätzlich Anspruch auf die Krankenunterlagen Deiner Mutter, als da sind, sämtliche aktuellen Laborbefunde, Arztbrief, Op-Bericht, Röntgen-oder CT-Aufnahmen etc. In einer anderen Klinik wird man also nicht wieder von vorne anfangen, es sei denn, die sind der Meinung, daß die Unterlagen zu alt sind oder nicht aktuell genug sind. Man wird Dir ( ausgenommen Arzbrief, bzw. Verlegungsbericht ) nicht freiwillig die Röntgen -oder CT-Bilder geben, aber Du hast einen Anspruch darauf und kannst darauf bestehen. Ich würde mir auch immer die Bilder aushändigen lassen und nicht zu vergessen den OP-Bericht, den pathologischen Befund ( die entnommene Niere ist ja in der Pathologie auf Tumorstadium etc. untersucht worden ), aktuelle Labor- und EKG-Befunde etc. Du hast auch immer das Recht auf eine Zweitmeinung. Das heißt, Du könntest Dir z.B. die Befunde aushändigen lassen und diese in einer anderen Klinik im Rahmen der Sprechstunden vorstellen. Das geht auch, wenn Deine Mutter noch in der Klinik liegt, wo sie jetzt ist. Da geht es ja dann um eine Zweitmeinung, die Du Dir zwecks Weiterbehandlung einholen möchtest. In dem Fall würde ich dann auch schon dort sagen,daß Du mit der jetzigen Therapie oder dem jetzigen Verlauf nicht so ganz glücklich bist und von daher gerne wüßtest, was man in der Kinik als Therapiemaßnahme vorschlagen würde. Wäre vielleicht auch bezogen auf die Immun-Chemo und den Allgemeinzustand Deiner Mutter nicht so ganz uninteressant!
Von uns kann ich Dir nichts Neues berichten. Auch mit zwei Erholungstagen bleibt natürlich auch immer noch Abgeschlagenheit, wenn auch etwas besser als mit nur einem Tag. Dafür kommt dann aber Montags immer die Infusion mit 5FU und 4 Stunden davor die Interferonspritze. Aber ich bin vom allgemeinen medizinischen Standpunkt aus mit den Nebenwirkungen bei meinem Mann sehr zufrieden. Es hätte viel schlimmer sein können. Aber abwarten, denn die Hochdosistherapie erfolgt erst ab der fünften Woche. Da kommt dann noch mal ein richtiger Hammer, teilweise mit zwei Spritzen pro Tag. Hoffe, daß er damit auch so gut zurecht kommt. Aber wir haben es bis hierhin geschafft, da bin ich auch zuversichtlich für die zweite Hälfte der Therapie!
So, ich hoffe, ich konnte Dir wieder ein wenig weiter helfen. Wir kommen übrigens auch aus Nordbayern, wie Du.
Bis bald mal wieder, und halt die Ohren steif,
liebe Grüße,
Ulrike
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