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Alt 09.10.2010, 07:00
HeikeBst HeikeBst ist offline
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Standard AW: Plauder-Thread der Leberkrebs-Familie

Hallo,
ich wollte mich wieder melden und einfach meine Erfahrungen mit der Pflege und dem Zusammenleben meines Vaters schildern.
Seit 1.10. ist er nun zuhause. Ich habe das Schlafzimmer umgeräumt und etwas anders für ihn eingerichtet, da er in einem Pflegebett liegt.
Ansich gestalten sich die Tage und auch die Nächte recht angenehm. Mein Vati wird morgens von einem Pflegedienst versorgt. Den Rest des Tages übernehme ich die Pflege, was nicht so aufwendig ist wie ich es mir anfangs vorgestellt habe, so dass ich im großen und ganzen viel gelassener an alles herangehen kann.

Leider belastet meinen Vati sehr, dass er nicht mehr aufstehen kann (die Kraft reicht nicht, sich auch nur hinzusetzen, Nutzung des Toilettenstuhls völlig ausgeschlossen) und anfangs machte es ihm auch sehr zu schaffen, dass er gewindelt werden muss. Mittlerweile akzeptiert er diese Form aber auch.

Natürlich gibt es gute und schlechte Tage. An schlechten Tagen, ist es schwer ihn zum Essen zu animieren, auch eine Mitarbeit beim Windeln (bspw. das Becken anheben) ist kaum gegeben. Er schläft dann viel und wirkt verwirrt, wenn er mal wach ist. Aber an guten Tagen reden wir viel, über früher, über seine Wünsche usw.
Ich hatte anfangs große Probleme damit, über seine Wünsche sein Ableben betreffend zu reden und hatte das immer mit einem lockeren Spruch abgetan, bis ich merkte, dass ihm diese Dinge zu klären wichtig sind. Es gibt meinem Vati, wie er mir und meinem Bruder gestern sagte, das Gefühl, dass alles nach seinen Wünschen abläuft. Wir sehen uns auch gemeinsam alte Fotografien an zu denen er immer sehr schöne Geschichten zu erzählen weiß und dann verfliegt die Zeit wie nichts.
Gern sieht er sich auch Filme an (ich habe ihm einen Fernseh und ein Abspielgerät in sein Zimmer gestellt). Meistens sitzen dann mein Bruder, oder ich mit dabei und wir schauen gemeinsam.

Sehr schön ist es für mich zu erleben, dass auch Freunde und Nachbarn ihn besuchen, oder mit ihm telefonieren und aktiv Anteil nehmen ohne ihn zu bemitleiden. Sie sind da, plaudern mit ihm, erzählen ihm den neuesten Klatsch.
In seinem Zimmer wird mehr gelacht als in den anderen Räumen der Wohnung.
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Heike
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