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Alt 19.08.2017, 23:46
Erzsi Erzsi ist offline
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Standard AW: Entscheidung steht an

Liebe Ria,

Bei mir wurde letztes Jahr Brustkrebs diagnostiziert. Ich war gerade 40 geworden und bin die einzige Krebspatientin in meiner Familie. Also ganz ähnlich wie deine Situation. Mein Tumor war triple negativ, T2, G3. Gottseidank keine Lymphknoten befallen. Ich kam in den Genuss des ganzen Programms: OP, Chemo, nochmal OP, Bestrahlung. (Die zweite op war nötig, weil man bei der ersten OP aufgrund einer falschen Diagnose bei der Mammographie und dem MR nicht wusste, was man operiert. Lymphknoten wurden bei der ersten OP keine untersucht.)
Ich hatte 4* EC und dann 12*Taxol. Vor taxol hatte ich furchtbare Angst, weil man so viel negatives liest und hört. Was soll ich sagen? Die chemo ist kein Spaziergang- ich habe viel zugenommen, hatte starke Wassereinlagerungen, Heißhungerattacken. Ich war nicht annähernd so leistungsfähig wie früher und wurde furchtbar vergesslich- teilweise konnte ich mir nicht einmal die Namen von Kollegen merken. ABER - und jetzt kommt ein ganz großes aber- ich habe immer gearbeitet, war mindestens 3 mal in der Woche im Fitnessstudio oder am Wochenende wandern. Mir war genau 3 mal übel (und davon war ich 2 mal sozusagen selbst schuld, weil ich mich so gehetzt habe). Sonst hat mich nur genervt, dass ich häufig verkühlt war und Essen kaum mehr geschmeckt hat. Und ein Hand-Fuß-Syndrom habe ich - es nervt, aber es ist ok.
Meine Ärztin sagte mir in unserem ersten Gespräch: 'Es gibt gute Begleitmedikation. Heute muss man bei einer Chemotherapie nicht leidend herumliegen.' Ich weiß, dass ich großes Glück hatte, dass sich die Nebenwirkungen in Grenzen gehalten haben. Das ist auch ein Vorteil des geringen Alters! Für mich war eher die Betsrahlung belastend, weil sie so zeitintensiv war und ich eine Entzündung an der Brust hatte.

Manchmal denke ich mir, dass das dicke Ende noch kommt, weil es einfach nicht sein kann, dass man eine Krebserkrankung und Chemo so locker wegsteckt. Eine Chemo ist kein Spaziergang. Aber sie ist eine notwendige medizinische Behandlung, die man auch ganz gut verkraften kann. Meine Ärzte meinten immer, Sport sei wahnsinnig wichtig- die Heilungschancen sind besser, die Nebenwirkungen sind weniger bei Frauen, die regelmäßig Sport treiben. (Zumindest letzteres kann ich bestätigen.)
Ich hab mir zur Chemo immer das Tablet mitgenommen und Filme gesehen- am Ende war ich es schon richtig gewöhnt: ein Tag pro Woche, an dem ich gemütlich herumgesessen bin, Filme angesehen und viel geschlafen habe. Versuch, Dir die Tage gemütlich und nett zu machen. Ich bin zB immer in der früh zur Blutabnahme und dann noch frühstücken oder spazieren gegangen. Und eine glatze kann eine echt coole Frisur sein. Dabei bin ich eigentlich kein Kurzhaar-Typ gewesen...
Und eines hab ich damals gelernt: ich bin stärker als ich dachte!

Alles Gute- lass das, was kommt, auf dich zukommen! So viele Frauen haben schon eine Chemo geschafft!
Alles Gute!
Erzsi
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